Nach RosenmontagszugMehr als 1000 Kölner bewerben sich für goldene Heinzelmännchen

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Künstlerin Heike Haupt hatte gemeinsam mit Anton Fuchs die Idee zum Heinzelmännchen-Wagen.

Künstlerin Heike Haupt hatte gemeinsam mit Anton Fuchs die Idee zum Heinzelmännchen-Wagen.

Köln – Die meisten der goldenen Heinzelmännchen, die beim Rosenmontagszug 2020 zum Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ den Festwagen von Zugleiter Holger Kirsch zierten, haben jetzt ein neues Zuhause gefunden. In den vergangen Tagen haben die neuen Besitzer ihren Heinz an der Wagenbauhalle des Festkomitee Kölner Karneval (FK) am Maarweg abgeholt. 

Auf dem Zugleiterwagen, der nach einer Idee der beiden im Rheinauhafen beheimateten Künstler Anton Fuchs und Heike Haupt entstanden war, hatten rund 350 Heinzelmännchen collagenartig den Dom nachgebildet und zudem auf die Veedel der Stadt verwiesen. Die Heinzel, zu denen Fuchs und Haupt zuvor schon eine ganze Serie entworfen und an verschiedenen Stellen Kölns platziert hatten, symbolisieren die guten Seelen, die sich – ehrenamtlich und oft unerkannt – in den Veedeln engagieren.

Kölner Heinzel für 111 Euro pro Stück verkauft

Nach dem Zoch hatte Kirsch angekündigt, die Heinzel für 111 Euro pro Stück zu verkaufen, um mit dem Erlös Karnevalszüge in den Veedeln zu unterstützen. Die Nachfrage beim FK war riesig. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das so abgeht,“ wundert sich Kirsch. Weit mehr als 1000 Interessenten wollten einen Heinzel haben. Es musste gelost werden, zumal sich die ursprüngliche Anzahl leicht reduziert hatte. Kirsch: „Einige Figuren waren schon während des Zochs von »Liebhabern« vom Wagen abgerissen worden, andere sind bei der Demontage kaputt gegangen.“

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Wagenbauer Jörg Liebetrau hatte ehrenamtlich alle Heinzel vom Festwagen abgebaut, restauriert und auf rote Sockel montiert, die Künstlerin Haupt signierte. Insgesamt sind so gut 30.000 Euro für den Veedelskarneval zusammengekommen. „Damit wollen wir kleineren Stadtteilumzügen helfen, die ihren Zoch wegen finanzieller Probleme kaum gestemmt kriegen“, sagt Kirsch. „Gedacht ist da an Neubrück und Höhenberg, an Zollstock, die Südstadt und andere.“

Umzug der Heinzel ins neue Heim auf Video veröffentlicht

Teils haben die FK-Mitarbeiter um Heike Rózsa die Heinzel verschickt, so nach Chemnitz, Potsdam, München, Konstanz oder Zürich, das Groß wurde abgeholt. Einige hätten sogar im Kostüm vor der Tür gestanden, oder den Umzug ihrer Figur ins neue Heim per Video veröffentlicht. „Nur ein Ehepaar, das sich zunächst gefreut hatte, ausgelost worden zu sein, hat dann einen Rückzieher gemacht. Wegen Corona hätte man derzeit keine Arbeit und könne sich das nicht mehr leisten“, sagt Kirsch. „Das hat uns berührt. Denen legen wir einen Heinzel zurück – für bessere Zeiten.“

Auf bessere Zeiten hofft auch der Zugleiter. Denn auch wenn sich die Festkomitee-Präsidenten der rheinischen Karnevalshochburgen darauf verständigt haben, dass es eine Session und auch neue Tollitäten geben soll (hier lesen Sie mehr), sage das für den Zoch noch nicht viel aus. Noch halte man in der Zugleitung an den gewohnten Abläufen fest. Ende Mai beginnt das Kreativ-Team der Kritzelköpp mit den Vorarbeiten.

Roter Faden durch den kommenden Rosenmontagszug

Dazu zählen außer Kirsch und seinem Stellvertreter Sebastian Schulmeister noch der Stammheimer Künstler Dirk Schmidt, Wagenbauer Rollo Jochmann, Werbefachmann Gerd Kasper, Kabarettist Thomas Reis sowie Chiropraktiker und Multitalent Martin Weitz, der schon seit vielen Jahren Zeichnungen und Texte beisteuert. „Auf diese Treffen freue ich mich schon. Da haben wir immer viel Spaß,“ sagt Kirsch, der den Kollegen dann auch seine ersten Ideen für einen roten Faden durch den kommenden Zoch zum Motto „Nur zesamme sin mer Fastelovend“ auf den Tisch legen will.

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Entscheidend für die weitere Planungen sei dann ein Termin Ende Oktober. Kirsch: „Dann muss ich den grünen Knopf drücken – als Startsignal für die Wagenbauer.“ Damit würden gleich mehrere hunderttausend Euro freigegeben. „Das ist das Geld unserer Mitglieder. Das kann ich doch nur ausgeben, wenn ich sicher bin, dass die Wagen auch im Zoch mitfahren werden. Bis dahin brauchen wir Sicherheit.“

Während erst dann die Persiflagewagen aus dem diesjährigen Zoch abgerissen werden, bleiben etwa die Festwagen des Dreigestirn so, wie sie sind. Wer darauf stehen wird, ist noch offen. Eigentlich läuft in diesen Wochen das Bewerbungsverfahren. Aber wer tut sich Dreigestirn an, ohne zu wissen, ob er am Rosenmontag durch eine volle Stadt fahren kann? Kirsch: „Für jeden, der sich unter den gegebenen Umständen für diese Ämter bewirbt, habe ich allerhöchsten Respekt.“

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