Nach SuspendierungenMit diesem Konzept will die Polizei Köln die Vorfälle aufarbeiten

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(Symbolbild)

Köln – Die Suspendierung von fünf Beamten und die Umsetzung eines sechsten Kollegen beschäftigen derzeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiwache in Ehrenfeld. Manche könnten verunsichert sein oder fürchten, stigmatisiert zu werden, sagt Inspektionsleiterin Mareike de Valck. „Andere könnten sich Vorwürfe machen, weil sie von den Vorfällen nichts mitbekommen haben.“ Aber dennoch: Die Grundstimmung unter den 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Inspektion 3 sei positiv, betont de Valck.

Staatsanwaltschaft untersucht schwere Vorwürfe

Erst seit Sommer leitet die 40-Jährige den Schutzbereich im Kölner Westen. Kaum angekommen sieht sie sich nun mit einer Affäre konfrontiert, die sich zum Skandal auswachsen könnte, sollte sich der Verdacht erhärten, der im Raum steht. Die fünf Polizisten sollen bei einem Einsatz im April einen 59-jährigen Italiener in Bickendorf misshandelt haben. Er wurde verletzt, kam ins Krankenhaus, verließ es noch am selben Abend wieder, starb aber zwei Monate später nach der Einlieferung in ein anderes Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit, ob ein Zusammenhang zu dem Polizeieinsatz besteht. Einige der fünf sowie der sechste Beamte sollen zudem in Handynachrichten untereinander mit Gewalt geprahlt und sich möglicherweise zu Einsätzen verabredet haben, die Widerstand erwarten ließen – mit der Absicht, diesen gewaltsam zu brechen.

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Mit diesen Vorwürfen umgehen zu müssen, tue ihm „fast schon körperlich weh“, sagte Polizeipräsident Uwe Jacob dem „Kölner Stadt.-Anzeiger“. Zu den Textnachrichten hat er eine klare Haltung: „Diese Art von Nachrichten darf ein Polizeibeamter nicht schreiben. Dass wir solche Menschen in unseren Reihen haben, trifft mich schon sehr. Da wird eine Geisteshaltung deutlich, die mit dem Beruf des Polizeibeamten nicht vereinbar ist.“

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Mit einem „Interventionskonzept“ will die Polizei Köln nun zum einen die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Inspektion 3 stärken und unterstützen - und zum anderen Vorkehrungen treffen, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden. Vorgesehen sind Sofortmaßnahmen wie eine interne Aufarbeitung des Geschehens sowie Gespräche mit allen Beamtinnen und Beamten der Inspektion. Auch sollen alle noch einmal für die Einhaltung einer Netiquette bei der Kommunikation in sozialen Medien und in Chats sensibilisiert werden - im dienstlichen wie im privaten Bereich. Denn: „Sprache prägt Verhalten“, sagt Klaus Zimmermann, Leiter des Leitungsstabes der Polizei Köln.

Belastende Einsätze werden in Gesprächen nachbereitet

Vor allem aber sollen problematische oder belastende Einsätze künftig noch intensiver zwischen Beteiligten und Vorgesetzten nachbereitet werden. „Im direkten Gespräch kann man am besten klären, wie es einem Kollegen, einer Kollegin in einem Einsatz ergangen ist", sagt Mareike de Valck. „Es ist wichtig, nach Einsätzen, die belastend sein können, den Kolleginnen und Kollegen die Sicherheit zu geben, dass sie nicht alleine gelassen werden."

Die erste Hürde besteht freilich darin, betreffende Einsätze überhaupt zu erkennen. Belastend können Widerstandshandlungen sein, Fälle von häuslicher Gewalt oder der Anblick von Leichen. Gefragt sind hier vor allem die Führungskräfte, denen in dem Konzept eine zentrale Rolle zukommt. „Vieles, was Polizistinnen und Polizisten täglich im Dienst sehen und erleben, ist nicht normal“, sagt Mareike de Valck. „So etwas sehen andere Leute in ihrem ganzen Leben nicht.“

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