Nachruf auf Corona-OpferAusbruch im Pflegeheim wurde Maria Noppeney zum Verhängnis

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Köln – Solange das Leben begreifbar bleibt, ist es gut. Freunde: braucht es nicht viele. Ordnung und Disziplin: sind wichtig. Die Finanzen: müssen stimmen. Emotionen: macht lieber jeder mit sich aus.

Maria Gertrud Noppeney hatte feste Grundsätze. Geboren 1928 in Leverkusen, erlebte sie als Heranwachsende den Krieg, versteckte sich im Bunker vor den Bomben, arbeitete früh in einem Obst- und Gemüsegeschäft, um etwas dazu zu verdienen. Sechs Geschwister waren sie zu Hause, alle hatten Hunger.

Flitterwochen im Bergischen

Der Obst- und Gemüseladen gehörte den Eltern von Konrad, einem hübschen Jungen aus der Nachbarschaft. Es gab noch einen anderen Jungen, der ihr den Hof machte, doch Maria entschied sich für Konrad, den sie besser kannte. Nach dem Krieg zog das Paar in eine Ein-Zimmer-Wohnung auf der Kerpener Straße in Lindenthal, Konrad arbeitete jetzt als Kfz-Schlosser bei Mercedes. Die Flitterwochen verbrachte das Paar in Wahlscheid im Bergischen. Sie würden noch oft an den Ort im Naafbachtal zurückkehren. Als 1953 und 1955 die Kinder Klaus und Hans kamen, zog die Familie nach Rondorf, fünf Jahre später zurück in die Kerpener Straße.

„Meine Mutter hatte dort eine Hausmeister-Stelle bekommen. Sie musste in dem sechsstöckigen Haus das Treppenhaus putzen und Kohle schippen, um den Ofen zu befeuern, hat sich aber nie beschwert“, sagt Sohn Hans. Die Familie lebte jetzt auf zwei Zimmern.

Der erste Fernseher, ein BMW, ein Mercedes

Anzupacken, war Maria Noppeney gewöhnt, krank war sie nie. Ein Husten oder Schnupfen hieß schließlich nicht krank. „Heute würde man sagen, dass sie hart gesotten war“, sagt ihr Sohn. Dazu: sparsam und fleißig. Der Mann brachte freitags die Lohntüte nach Haus, die Frau verwaltete das Geld. Kurz nach der Weltmeisterschaft 1954 kam der erste Fernseher in die Wohnung, ein kleiner von Bosch. Auch mit dem BMW Isetta, einem dreirädrigen Minimobil, waren die Noppeneys früh dran, gemäß eines zeitgemäßen sozialen Aufstiegs folgten in den 1960er Jahren ein Lloyd Alexander und ein alter Mercedes, den ihr Mann auf Vordermann brachte.

1966 zog die Familie in eine größere Wohnung in Dellbrück. Maria Noppeney schloss sich einem Karnevalsverein an, ging im Zug mit, sonntags sei sie für einige Jahre zu einem Stammtisch gegangen, erinnert sich ihr Sohn. Für sie sei das das Maximum an Gesellschaft gewesen, wohler habe sie sich zu Hause gefühlt.

Über sich zu reden, kam ihr überflüssig vor

Das Leben sollte auch später in übersichtlichen Bahnen bleiben. Vormittags Haushalt, nachmittags ein Spaziergang auf der Bergisch Gladbacher Straße und eine Radtour. Am Wochenende längere Fahrradausflüge, gern zur Saaler Mühle in Bensberg oder zum Café am Dünnwalder Waldfreibad. „Meine Mutter brauchte nicht viel, sie war nicht so der gesellige Typ. Die Familie war ihr wichtig, uns Kindern sollte es an nichts fehlen. Über sich selbst zu reden, kam ihr wohl überflüssig vor.“

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In den letzten zwei Jahren lebte Maria Noppeney im Pflegeheim. Sie spielte gern Bingo und mochte besonders die Liedernachmittage. Schon als Mädchen hatte sie gern gesungen. Als das Coronavirus sich im vergangenen Frühjahr ausbreitete, erließ das Heim ein Besuchsverbot. Die Lieder- und Bingonachmittage wurden gestrichen. Am Karfreitag wurde Maria Noppeney positiv auf das Virus getestet und kam auf die Quarantänestation. Mehrere Bewohnerinnen hatten sich infiziert. Am Ostersonntag erkannte sie ihren Sohn nicht mehr. Maria Gertrud Noppeney starb am 16. April 2020 im Bensberger Krankenhaus.

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