Neu im Belgischen ViertelBei diesem Weinladen ist der Name Programm

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Hurra

Christian Bauer in seinem Laden an der Maastrichter Straße

Köln – Der Name ist Programm. Der Laden heißt „Hurra“ – und es soll hier auch nur um Freude, gute Laune und Mut gehen. Christian Bauer führt das neue Weingeschäft auf der Maastrichter Straße, mit dem er in eine Marktlücke stoßen will. Hier gibt es nur Erzeugnisse von kleinen Weingütern unter 20 Hektar, die überwiegend von jungen Winzern – oft die Nachfolge-Generation der Gründer – nach biodynamischen Vorgaben betrieben werden.

80 Prozent der Weine kommen aus Deutschland, auf Übersee-Weine verzichtet Bauer wegen der langen Transportwege ganz. „Der Plan für den Laden wuchs in der Pandemie“, sagt der 36-Jährige. „Wir haben die Hoffnung, dass Corona bald besiegt ist, und die Hoffnung zeigen wir mit der Eröffnung.“ Der Anspruch bei den Käufern sei in der Krise gewachsen, sie wollen gute Produkte. „Weg von den Supermarktweinen.“ Seine handverlesenen Weine sind trotz der aufwendigeren Herstellung und der kleineren Mengen dennoch erschwinglich. Die Preise starten bei acht Euro.

Auf Weingut an der Ahr gearbeitet

Bauer ist gelernter Restaurantfachmann, hat vier Jahre das „Funkhaus“ am Wallrafplatz und zwei Jahre das „Maybach“ geleitet, zuletzt führte er das Restaurant „Sonder“ am Rathenauplatz. Diese lange Erfahrung gibt ihm auch die Zuversicht, in diesen Zeiten einen Laden zum Erfolg zu bringen. Sommelier ist er nicht, aber er hat sich sein Fachwissen hart erarbeitet – auf verschiedenen Weingütern. Zuletzt war er bei Bertram-Baltes in Dernau an der Ahr. Da hat er nicht nur gelesen, sondern auch Flutschäden beseitigt. Auch der hauseigene „Hurra“-Wein – ein Kallstadter Kreidkeller Riesling aus der Pfalz – ist von der Lese bis zur Abfüllung durch seine Hände gegangen.

Vertreten sind im Laden zum Beispiel auch die Weingüter Vinçon-Zerrer aus Württemberg, Piri von der Nahe und Schier von der Mosel. Schier arbeitet mit sogenannten Piwi-Rebsorten, das sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die keine Pestizide brauchen. Bauers Lieblingsweine kommen von Clemens Busch von der Mosel. „Er kann kaum wie ein anderer biodynamische Weine herstellen.“ Die Rieslinge hätten viel Mineralisches aus dem Schiefer, eine gewisse Restsüße, aber seien „nicht zu anstrengend“.

Wein-Info auf Lochkarten

Apropos nicht zu anstrengend. Statt schwurbeliger Texte ordnen Lochkarten an den Regalen für Wein-Neulinge ein: Ist der Wein trocken oder lieblich, wieviel Alkohol, Säure, Holz, Tannine hat er? Bauer, der die meisten Winzer persönlich besucht hat, hat die Weine dann oft mit Freunden probiert. „Ich möchte neugierig machen. Eine Stunde vor dem Glas sitzen und darüber reden, welche Früchte man herausschmeckt, ist nicht so mein Ding.“

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Im „Hurra“ gibt es neben Wein auch Pflanzen zu kaufen. „Da sind zwei Naturprodukte vereint. Und beide sind meine Leidenschaften“, sagt Bauer. Außerdem sieht es schön aus. Dass der Laden so durchgestylt ist, hat seinen Grund. Christian Bauers Ehemann Carsten Brück führt die beiden „Schee“-Läden nebenan, wo es Geschenke und Wohnaccessoires gibt – eine naheliegende Kombination.

Und sogar die oft sehr schönen Etiketten auf den Flaschen passen gut ins Bild, fast wie kleine Kunstwerke. „Das habe ich aber auch erst beim Einräumen gemerkt“, sagt Christian Bauer. Noch ein Grund zum „Hurra“-Rufen.  

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