Neue AbwehrmaßnahmeGreifvögel sollen ab sofort Tauben am Kölner Dom vertreiben

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Falkner Marco Wahl setzt am Dom in Köln seinen Amerikanischen Wüstenbussard Akasha zur Taubenvergrämung ein.

Köln – Als christliches Symbol, das für den Heiligen Geist, Liebe, Frieden und Versöhnung steht, passen Tauben eigentlich gut zu einem Kirchenbau. Allerdings nur in künstlerischer Darstellung, nicht als reale Vögel. Denn deren Kot greift den Stein an und ist zudem unhygienisch. Deshalb werden am Dom seit kurzem gezielt Greifvögel eingesetzt, um die Wildtauben zu verjagen.

Am Mittwoch hat die Dombauhütte die Abwehrmaßnahme vorgestellt. Abgesehen davon, dass der Kot den Dom verunreinige, beschleunige er wegen seines Säuregehalts die Verwitterung der Bausubstanz, sagte Dombaumeister Peter Füssenich. Außerdem seien die Fäkalien eine ideale Brutstätte für Parasiten und beeinträchtigten bei der Entfernung die Gesundheit der Mitarbeiter. Daher hat die Dombauhütte viele Bereiche der Kathedrale bereits mit Schutznetzen und so genannten Spikes gesichert.

Systematisch gepflegte Nistplätze

An andere Stellen werden den Tauben kontrollierte und systematisch gepflegte Nistplätze angeboten. Diese aufeinander abgestimmten Maßnahmen sollen einerseits die Tauben von vielen Gebäudeteilen fernhalten, anderseits „behutsam den Maßgaben des Tierschutzes Rechnung trage“, so Füssenich. Doch offenbar hat alles zusammen nicht gereicht.

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Hier kommt Marco Wahl ins Spiel, der im Tierpark Niederfischbach westlich von Siegen eine Falknerei mit 27 Vögeln betreibt. Dort zeigt er zwei Mal am Tag eine Flugshow, doch sein Hauptberuf ist es, unliebsame Vögel zu „vergrämen“, das heißt abzuschrecken, etwa am Köln-Bonner Flughafen und in Chemieparks. Nun also ist er auch am Dom tätig, als Nachfolger des kürzlich mit Mitte 90 verstorbenen „Domfalkners“ Claus Doering, der 1979 das erste Wanderfalkenpärchen auf dem gotischen Bauwerk ansiedelte. Zahlreiche Nachkommen folgten.

Domfalken auf den Turm von Groß St. Martin ausgewichen

Inzwischen kann der Nordturm nicht mehr als Nistplatz dienen, weil er teilweise eingerüstet ist; deshalb sind die einstigen Domfalken auf den Turm von Groß St. Martin ausgewichen. Das habe sich als Nachteil für die Kathedrale bemerkbar gemacht, sagte Dombaumeister Füssenich. Berufsfalkner Wahl lässt seine zwei amerikanischen Wüstenbussarde Abby und Akasha sowie seinen afrikanischen Lannerfalken Jambo um den Dom kreisen und in die unzähligen Nischen fliegen.

Greifvögel am Kölner Dom

Der Falkner Marco Wahl mit seinem Wüstenbussard Akashi auf einem Dach am Kölner Dom.

„Tauben können sich verdammt gut verstecken“, ist seine Erfahrung. Überdies seien es „sehr intelligente Tiere“: Sie würde es sich merken, wenn die Greifvögel, ihre natürlichen Feinde, mit strikter Regelmäßigkeit ihre Runden drehen würden, und zu den anderen Zeiten zurückkehren. Aus diesem Grund ist Wahl mit seinen Tieren an unterschiedlichen Tagen zu verschiedenen Zeiten zur Stelle.

Allzu viele Tauben seien es nicht

Stets behält er die Vögel im Blick, so gut es geht; bei der Verortung hilft ein Glöckchen, das die Tiere am Fuß tragen. Wenn Wahl den Eindruck hat, dass die Greifvögel ausnahmsweise Beute zu machen drohen, pfeift er sie buchstäblich zurück; als Lockmittel, das den Jagdinstinkt umlenkt, hält er dann zum Beispiel einen Federbalg in der erhobenen Hand. Allzu viele Tauben seien es nicht, die verjagt werden müssten, sagt er, allerdings gebe es darunter einige „sehr hartnäckige“ Exemplare.

Die meisten Tauben in diesem Teil der City aber würden sich auf dem Hauptbahnhof niederlassen. Bei den ersten Besuchen hat Wahl die abgerichteten Greifvögel mit der Kathedrale und auch dem Roncalliplatz vertraut gemacht. Sie seien „stressresistent“ und schon als Jungtiere an große Menschenmassen gewöhnt worden. „Sie lassen sich also auch im Rummel der Großstadt nicht aus der Ruhe bringen und stellen für Passanten keine Gefahr dar.“

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