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Neue MethodeWas Forscher mit Corona-Tests an Kölner Schulen herausfinden wollen

Lesezeit 3 Minuten
Corona an der KLS

Arztbesuch im Unterricht an der Königin-Luise-Schule.

Köln – An den Anblick der Besucher mit den Schutzhauben, Masken und gelben Schutzkitteln, die ihnen auf dem Schulhof und auf den Fluren begegnen, haben sich die Schülerinnen und Schüler der Königin-Luise-Schule (KLS) schon gewöhnt. Seit gut einer Woche tauchen die Teams der Uniklinik täglich an dem Gymnasium in der Innenstadt auf. Pünktlich zum Schulbeginn um 8 Uhr rücken sie mit ihren durchsichtigen Plastikkisten und jeder Menge Test-Kits an.

Die Schule nimmt teil an der bundesweiten Studie zur Entwicklung kindgerechter Testmethoden zum Nachweis des Coronavirus Sars-CoV-2. Getestet wird in 18 Schulen und Kitas in den Städten Düsseldorf, Heidelberg, Homburg, Köln und München. Etwa 2000 Teilnehmer haben sich gemeldet. In Köln wurden fünf Grund- und weiterführende Schulen ausgewählt, beworben hatten sich über 20 Schulen.

Es geht nicht nur darum, herauszufinden, welche Methoden am besten geeignet sind, um Kinder und Jugendliche auf das Virus zu testen. Langfristig sollen Werkzeuge und Verfahren entwickelt werden, um Schul- und Kitaschließungen möglichst zu verhindern. Dr. Alexander Joachim, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Kölner Uniklinik, koordiniert das Projekt und erläutert die Testreihe: „Das Projekt erstreckt sich von Oktober 2020 bis März 2021 und verläuft in zwei Abschnitten. Phase eins läuft gerade, es folgt die Auswertung, im Frühjahr startet Phase zwei. Unsere Teams gehen jeweils für drei Wochen in die Schulen und führen die Tests durch.“ Um festzustellen, welche Art der Probenentnahme alltagstauglich und gut anzuwenden ist, werden verschiedene Verfahren wie Rachen- und Wangenabstriche und Speicheltests durchgeführt.

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Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Besuch im Biologie-Leistungskurs der KLS. Um kurz vor 11 Uhr unterbricht Sophia Lagodka ihren Unterricht. Für etwa fünf Minuten übernimmt Dr. Zülfü Cosgun aus der Klinik für Kinder- Jugendmedizin der Uniklinik Köln. Der Studienarzt wird unterstützt von den Medizinstudenten Joshua Müller-Gerbes und Johannes Gesch. „Macht euch bitte bereit. Es geht los“. Die Jugendlichen werden einzeln aufgerufen. Jeder bekommt ein Plastikröhrchen mit einem Wattestäbchen. „Setzt nun die Masken ab, nehmt das Stäbchen in den Mund, macht den Abstrich und steckt den Tupfer zurück in das Röhrchen.“ Die Studenten sammeln die Proben ein, nach wenigen Minuten geht es mit Biologie weiter.

Tests für alle freiwillig

Der logistische Aufwand ist hoch. Die Teams, jeweils bestehend aus einem Arzt und mehreren Medizinstudenten, sind jeden Tag in der Schule im Einsatz. „Wichtig ist, dass regelmäßig und engmaschig getestet und untersucht wird“, sagt Dr. Isabelle Suárez, Infektiologin an der Uniklinik. Bei positiven Corona-Tests werde umgehend gehandelt. Dabei müsse nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne. Laut Alexander Joachim gab es einige positiv getestete Schüler an dem Gymnasium, aber keinen Fall bei den Lehrkräften. „Es steht fest, dass das Virus in der jüngeren Generation angekommen ist“, ergänzt Dr. Rolf Kaiser vom Institut für Virologie der Uniklinik.

Schulleiterin Ute Flink ist froh, dass ihre Schule für das wissenschaftliche Projekt ausgewählt wurde und betont, dass die Teilnahme für alle freiwillig ist. „Wir haben das vorher mit der Elternpflegschaft und im Kollegium besprochen. Das Team der Uniklinik hat das Projekt in jeder Klasse vorgestellt.“ Die Königin-Luise-Schule hat etwa 700 Schülerinnen und Schüler. Zum Lehrerkollegium zählen ungefähr 60 Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 61 Jahren.

Die 14 Jahre alte Sara und die ein Jahr jüngere Inas aus der 9a halten die Studie für „sehr sinnvoll“. Man erfahre rasch, ob der Test positiv oder negativ sei. Außerdem könne man so die Forschung unterstützen. Als besonders unangenehm empfinden sie den Rachenabstrich nicht. „Es ist für einen kurzen Moment ungewohnt“, sagt Sara. „Es kitzelt etwas, aber nur für eine Sekunde“, meint Inas.

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