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Neuer AnmeldemodusKölner Schulen und Eltern fürchten „riesiges Chaos“

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Völlg unklar ist es, ob alle Kölner Kindern einen Platz in einer Kölner Schule erhalten.

Köln – Für Eltern von Viertklässlern beginnt bald wieder das große Zittern. Während der in diesen Wochen stattfindenden Tage der offenen Tür schauen sich Kinder und Eltern die Schulen an, die für sie in Frage kommen könnten. Doch schon jetzt ist klar, dass es aufgrund des Schulplatzmangels wieder für viele Kinder keinen Platz auf ihrer Wunschschule geben wird.

Derzeit noch unklar ist allerdings, wie die Schulplätze diesmal vergeben werden und wie die Anmeldeformalitäten genau sind. „Es laufen noch Gespräche über die Einzelheiten“, erklärte Schuldezernent Robert Voigtsberger auf Anfrage. Nach Rücksprache mit der Bezirksregierung werde man anschließend auf einer Internetseite sowie über die Schulen den Eltern alle wichtigen Informationen zur Verfügung stellen.

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Das Ziel: Ein Drama wie im vergangenen Jahr, als das Verfahren mitten im Anmeldeprozess geändert werden musste und Eltern nur noch einen Erstwunsch angeben konnten, soll vermieden werden. Damals hatten die Eltern bei Ablehnung an ihrer Wunschschule eine Liste von Schulen mit noch freien Schulplätzen bekommen, wo sie sich selbst um einen freien Platz bemühen mussten. Mit dem Ergebnis, dass abgelehnte Kinder über viele Wochen nach erneuten Ablehnungen in immer neue Verlosungsrunden an anderen Schulen geschickt wurden.

Mehrfachanmeldungen an Kölner Schulen sind zulässig

Stadt, Bezirksregierung, Schulleitung und Stadtschulpflegschaft haben sich zu einem „Runden Tisch“ getroffen, um das zu ändern. Auch wenn die Details des Anmeldeverfahrens noch nicht stehen: Eines sei unstrittig, erklärte Olaf Wittrock, Sprecher der Eltern-Initiative „die-abgelehnten.de“, in der sich betroffene und künftig betroffene Eltern zusammengetan hatten: „Mehrfachanmeldungen sind rechtlich zulässig. Es ist gut, dass das jetzt alle Beteiligten eingesehen haben.“ Das heißt, Eltern können den Anmeldebogen künftig von vorneherein nicht nur an einer Schule abgeben, sondern ihre Kinder an allen Schulen anmelden, die für sie in Frage kommen.

Dadurch werden aller Voraussicht nach riesige Anmeldeüberhänge entstehen. Ein mögliches Szenario sähe dann so aus: Die Schulen sortieren Geschwisterkinder raus, die mit Plätzen versorgt werden und verlosen dann wegen der Geschlechterparität in zwei Lostöpfen die noch zur Verfügung stehenden Plätze. Das Ergebnis der Verlosung würde allen Kölner Familien zeitgleich mitgeteilt.

Kinder, die  durch Losglück gleich an mehreren Schulen Plätze angeboten bekommen haben, müssten diese dann innerhalb einer kurzen, definierten Frist zurückgeben. Anschließend würden die Loslisten aller Schulen um die bereits verteilten Kinder bereinigt. Die dann wieder frei gegebenen Plätze würden durch die Nachrücker in den Loslisten besetzt. Wenn es jetzt wieder Kinder mit mehrfachem Losglück gibt, würden die Listen erneut bereinigt und erneut mit Nachrückern besetzt, so lange bis alle Kinder versorgt sind.

Kölner Schulleiter beklagen „riesigen Mehraufwand“

Die Schulleitungen hätten durchaus Bauchschmerzen mit einem solchen Verfahren, sagte Ute Flink, Schulleiterin der Königin-Luise-Schule und Sprecherin der Schulleitungen an Gymnasien. „Das wird ein riesiger Mehraufwand und das Verfahren wird sich dadurch stark in die Länge ziehen.“

Und das mitten in der Abiturphase. Sie betonte, dass es auch für die Schulleitungen sehr belastend sei, die Verzweiflung der Familien nach Ablehnungen zu erleben. Das gehe an keiner Schulleitung spurlos vorbei und sei jedes Jahr wieder grausam – ganz egal auf welchem Weg die Entscheidungen getroffen würden.

„Wir befürchten ein riesiges Chaos und sind noch nicht überzeugt, wie das funktionieren soll“, sagt auch Olaf Wittrock. Hinzu kommt, dass die Politiker im Stadtrat bislang auf der Wiedereinführung der alten Anmelderegelung mit Erst- und Zweitwunsch bestehen. Wie diese beiden Modelle zur Deckung gebracht werden könnten, ist derzeit ebenfalls noch völlig unklar. 

Schulleiterin: „Kein Königsweg in Sicht“

Nach Ansicht von Wittrock wäre ein System der Mehrfachanmeldungen organisatorisch nur machbar, wenn alle Anmeldungen an zentraler Stelle bei der Stadt einlaufen und dann digital Angebot und Nachfrage zusammengeführt würden. Das ist allerdings nicht möglich, weil laut Schulrecht die einzelne Schule die Entscheidung über die Aufnahme treffen muss.

„Für eine Zentralisierung müsste auf Landesebene das Schulgesetz geändert werden“, so Wittrock. Dafür fehlt die Zeit. Alternativ könnte die Stadt den einzelnen Schulen ein dafür ausgelegtes digitales Programm zur Verfügung stellen. Aber auch hierfür wäre die Zeit äußerst knapp, zumal die Anmeldungen an den Gesamtschulen bereits Ende Januar beginnen.

„Ich sehe keinen Königsweg“, sagt Schulleiterin Flink. „Außer endlich ausreichend Schulplätze in Köln zu schaffen.“ Das sieht auch Schuldezernent Voigtsberger so: „Kein noch so gutes Anmeldeverfahren, sondern nur das weitere konsequente Ausbauen von Schulplätzen“ löse das Problem. „Dafür setze ich mich mit aller Kraft ein.“

Es gibt zumindest die Hoffnung, dass die Lage etwas entspannter ist als im vergangenen Jahr:  Es wurden 189 zusätzliche Plätze für Fünftklässler an Gymnasien geschaffen - unter anderem an den neuen Gymnasien in Lövenich und Müngersdorf. Außerdem wird die Lise-Meitner-Gesamtschule in Porz um zwei Züge erweitert.

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