Neuer FC-Fanclub in Köln„Kölleção“ vereint Fans der ersten Stunde

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Peter Brüssel, Oliver Gondolatsch und Kurt Schümmelfeder (v.l.) vor dem Stammlokal ihres neu gegründeten FC-Fanclubs

Peter Brüssel, Oliver Gondolatsch und Kurt Schümmelfeder (v.l.) vor dem Stammlokal ihres neu gegründeten FC-Fanclubs

Lindenthal – Im Gasthaus Franz-Eck am Lindenthalgürtel ist der Optimismus zu Hause. Die alteingesessene Restaurantkneipe ist neuerdings das Stammlokal von „Kölleção“. Dort sitzen drei Mitglieder des frisch gegründeten FC-Fanclubs, Kurt Schümmelfeder, Peter Brüssel sowie Oliver Gondolatsch und denken überhaupt nicht daran, die Köpfe hängen zu lassen, auch wenn ihr Verein die ersten zwei Spiele der Saison verloren hat. „Wir wären ja ein schlechter Fanclub, wenn wir nach den ersten Niederlagen am Fliegenfänger kleben würden“, sagt Peter Brüssel.

Motivation war Kölschfässchen

FC-Fans sind die Mitglieder von „Kölleção“ schon lange. Der Auslöser für die Gründung des Clubs war ein Fässchen Kölsch. „Der FC hatte in einer Vereinsnachricht geschrieben, dass man ein Fünf-Liter-Gaffelkölsch-Fass bekommt, wenn man einen Fanclub gründet.“ Schümmelfeder postete das Angebot in einer Whatspp-Gruppe und bekam so viel begeisterten Zuspruch, dass sie die Idee in die Tat umsetzten. Bei einem Brainstorming hatte Brasilienfan Gondolatsch  den Einfall für den Namen: „Köln und Brasilien haben ja nicht nur den tollen Fußball, sondern auch den Karneval gemeinsam“, sagt er. Seleção heißt die brasilianische Nationalmannschaft.

26 Mitglieder, davon acht Frauen 

Sein Vorschlag „Köllecao“ – fand sofort Anklang. Immerhin 26 Mitglieder ist der Club groß. Stolz ist die Gruppe auf den Frauenanteil von immerhin acht. „Das sind nicht etwa einfach die Ehefrauen von Männern, die auch Mitglied sind“, sagt Brüssel. Die Frauen seien aus Liebe zum Verein dabei. „Eine kommt sogar aus Dortmund. Ihr Mann ist BVB-Fan, aber sie ist in Köln geboren“, sagt Brüssel. „So ist das eben, einmal FC-Fan immer FC-Fan.“

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Es gebe auch Dinge, die sie alle nicht wollten, nämlich Gewalt und Pyrotechnik. Schümmelfeder erläutert das: „Wir sehen den FC als Familienverein. Kinder sind durch Pyrotechnik im Stadion gefährdet.“ Gondolatsch ergänzt: „Wir wollen auch keine schlechte Laune.“ Brüssel fügt schmunzelnd hinzu: „Und keine Gladbacher.“ Gondolatsch schränkt ein: „Außer, es sind FC-Fans!“

Mit zehn allein ins Stadion

Man versteht sich. Und ist sich einig: „Wir wollen schönen Fußball sehen. Und mit dem FC feiern.“ Brüssel gerät ins Schwärmen: „Wenn die Hymne läuft und Michael Trippel die Zuschauer in der schönsten Stadt Deutschlands begrüßt. Das ist doch wunderbar“. Peter, der „Pitjes“ genannt wird, weil in seiner Lindenthaler Schulklasse jeder der vielen Peters unterschieden werden musste, jubelte und ärgerte sich schon als Kind mit seinem Opa im Kölner Stadion. Als er zehn wurde, durfte er allein dorthin gehen.

Es folgte eine glorreiche Zeit. „Der Höhepunkt war 1978, der Doublegewinn“, sagt er. „Ich stand auf dem Rathausplatz, als die Mannschaft den DFB-Pokal und die Meisterschale präsentiert hat.“ Der Vorsitzende Schümmelfeder, neuer Spitzname „The President“, ist ebenfalls lange dabei: „Ich habe mein erstes Heimspiel noch in der Hauptkampfbahn des Müngersdorfer Stadions erlebt.“ Oliver Gondolatsch, genannt „Olinho“ nach seinen Lieblingen der brasilianischen Nationalmannschaft, wie Ronaldinho und Robinho, ist ein bisschen jünger, bewunderte Pierre Littbarski, später Lukas Podolski.

2017 nach London zum Europapokal-Spiel

Einen Höhepunkt ihres Daseins als FC-Fans erlebten sie gemeinsam: Köln im November 2017 im Europapokal beim FC Arsenal in London spielen zu sehen. Es folgte der Abstieg, nach Schümmelfeders persönliches Waterloo: „Als wir von Dortmund fünf zu null aus dem Stadion geschossen wurden, saß ich neben Dortmund-Fans, die nach dem dritten Tor immer wieder gesagt haben: »Ihr tut uns so leid«.“ Mitleid sei das Schlimmste. Es wurde das einzige Spiel, das er nicht zu Ende schaute, weil er es nicht ertrug. Nun sei der FC wieder da, wo er hingehört, in der Ersten Liga.

Von der kommenden Saison erhoffen sie sich vor allem eines: den Klassenerhalt. Schümmelfeder träumt zwar noch von einer erneuten Teilnahme „Europapokal“. Aber seine Prognose ist deutlich nüchterner: „Der FC wird sich so auf dem 13. bis 15. Platz festsetzen.“ Die Chancen seien insoweit ganz gut. „Die Mannschaft muss einfach als solche auftreten und sich auch so empfinden. Die Chemie muss stimmen.“ Und dann haben die drei noch einen kleinen Wunsch: „Das Kölschfässchen muss allmählich ankommen. Hiermit schicken wir eine Mahnung an Gaffel“, sagt The President.

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