Forderung der GymnasienNeuer Streit über Anmeldeverfahren für weiterführende Schulen

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Schulplätze sind in Köln Mangelware.

Köln – Nach den Herbstferien stehen an den weiterführenden Schulen in Köln die Tage der offenen Tür an. Die Zeit drängt, das Anmeldeverfahren für das kommende Schuljahr festzulegen. Nach dem Chaos in diesem Jahr will Schulministerin Dorothee Feller Mehranmeldungen ja qua Verordnung unterbinden. Doch nun ist die nächste Debatte ausgebrochen: Die Schulleitungen der Gymnasien wollen, dass das vorgezogene Anmeldeverfahren für die Gesamtschulen abgeschafft wird. In einem einstimmigen Beschluss der Direktorenkonferenz der Gymnasien fordern sie ein zeitgleiches Anmeldeverfahren für alle Schulformen im Januar.

Antrag der FDP im Landtag

Bislang wird das Anmeldeverfahren für die Gesamtschulen vorgelagert abgeschlossen: Die abgelehnten Kinder – in diesem Jahr knapp 1000 - konnten sich anschließend an einem Gymnasium, einer Realschule oder einer Hauptschule anmelden, wo die Anmeldephase entsprechend später begann. Die Gymnasien sehen hierin eine Benachteiligung ihrer Schulform, da es in Köln nicht nur zu wenig Gesamtschul-, sondern auch zu wenig Gymnasialplätze gibt. Zeitgleich dazu hat auch die FDP im Landtag einen Antrag eingebracht, der ebenfalls fordert, die Möglichkeit eines vorgezogenen Anmeldeverfahrens für einzelne Schulformen abzuschaffen, da hierin eine Ungleichbehandlung des gegliederten Systems liege.

Mehrklassen nur an Gymnasien

Die Direktorenkonferenz begründet ihren Vorstoß mit drei Argumenten: Durch das nachgelagerte Verfahren dauere es zu lange – nämlich weit bis ins Frühjahr hinein – bis dieses auch für die Gymnasien abgeschlossen ist. Gebe es Klageverfahren, dauere es teilweise bis zu den Sommerferien. Auch die Entscheidung über Mehrklassen falle so spät, dass es nicht mehr möglich sei, die dafür notwendigen Lehrkräfte fristgerecht einzustellen. Auch kann es aus Sicht der Gymnasien nicht sein, dass dort jedes Jahr immer neue Mehrklassen gebildet werden müssten, während solche in den Gesamtschulen grundsätzlich nicht vorgesehen seien. Zudem sehen sie die Problematik, dass an den Gymnasien in zunehmender Zahl an der Gesamtschule abgelehnte Kinder angemeldet werden, die eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung oder eine Realschulempfehlung haben. Das führe dazu, dass viele nach der sechsten Klasse – also der Erprobungsstufe – die Schule verlassen müssen. Diese Erfahrung der Überforderung sei sehr belastend für die Kinder. Und für das System Gymnasium sei problematisch, wenn das Lernniveau insgesamt sinke.

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In den Gesamtschulen will man dagegen unbedingt an der vorgelagerten Anmeldung festhalten: Dort befürchtet man, dass eine Abschaffung das System Gesamtschule gefährden würde, wenn viele Eltern von leistungsstärkeren Kinder, diese dann aus Sorge vor einer Ablehnung an der Gesamtschule direkt an einem Gymnasium anmelden. Kern des Gesamtschulkonzepts ist die Mischung von leistungs- und weniger leistungsstarken Schülerinnen und Schülern. „Bei einer gleichzeitigen Anmeldung an allen Schulformen, würden die abgelehnten Schülerinnen und Schüler an den anderen Schulformen nur in die Zweitwahl kommen“, kritisierte Klaus Minartz vom AK Schulentwicklung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Köln. Da in Köln die Gymnasien ausgelastet seien und damit die Plätze an den Gymnasien im Erstwahlverfahren vergeben seien, „würde der Eltern- und Schülerwille dann vollkommen ignoriert.“

Grüne noch nicht entschieden

Es ist ein Konflikt, der die Gräben zwischen den Schulformen wieder aufreißt: Die Politik ringt damit, wie sie mit dem Vorstoß der Gymnasialdirektoren umgehen soll. Für die SPD ist klar, dass dieser abzulehnen ist. Hier hält man die Argumentation auch für inhaltlich nicht nachvollziehbar: „Es werden doch aus Sorge vor einer Ablehnung an der Gesamtschule eher viel mehr Kinder quasi taktisch direkt an den Gymnasien angemeldet“, argumentiert der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. Bei den Grünen will man sich noch nicht festlegen, wie man sich zu dem Ansinnen verhält. „Wir führen intensive Debatten“, sagte deren schulpolitische Sprecherin Bärbel Hölzing. Ein abschließendes Votum gebe es noch nicht. Hier müsse sehr sorgfältig abgewogen werden. Die CDU steht dem gleichzeitigen Anmeldeverfahren positiv gegenüber. „Es wäre gerechter, klarer und schneller“, sagte der schulpolitische Sprecher der CDU, Helge Schlieben. Aber letztlich gebe es keinen Königsweg so lange es nicht genug Schulplätze gebe.

Verwaltung will bei bisherigem Verfahren bleiben

Laut Schlieben hat die CDU die Verwaltung gebeten, zum Schulausschuss eine Vorlage zum Anmeldeverfahren zu machen, über die dann abgestimmt werde. Eine solche befindet sich aber bislang nicht in den Ausschussunterlagen. „Die Politik muss am Montag einen Beschluss fassen“, fordert Schlieben. Schließlich sei der nächste Schulausschuss erst am 21. November. Schuldezernent Robert Voigtsberger erklärte auf Anfrage, dass er unter Abwägung aller Argumente vorschlagen wird, „im kommenden Anmeldeverfahren vorerst bei dem bisherigen vorgezogenen Anmeldeverfahren für die Gesamtschulen zu bleiben“. Die Option einer Abschaffung müsste zunächst mit allen Beteiligten intensiv erörtert werden. Er sagte aber zu, die Kölner Gymnasien in diesem Jahr digital wie personell zusätzlich im Anmeldeverfahren zu unterstützen.

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