Neues LeitsystemKölner Feuerwehr könnte bald deutlich schneller am Einsatzort sein

Lesezeit 3 Minuten
MDS-KSTA-2018-08-03-71-135896536

Die Leitstelle der Feuerwehr in Weidenpesch

  • Bei Einsätzen der Feuerwehr können wenige Sekunden über Leben und Tod entscheiden.
  • Ein völlig neues Leitsystem für Köln soll Einsatzkräften nun sogar in vielen Fällen mehrere Minuten schneller zum Ort des Geschehens bringen.
  • Wir erklären, wie es funktioniert – und wieso die Installation so lange gedauert hat.

Köln – Mit einem neuen Einsatzleitsystem will die Feuerwehr Notfälle schneller und effiziente bearbeiten. Kernstück der Software „Ignis Plus“ ist eine Echtzeit-Verfolgung der Einsatzfahrzeuge. Das System errechnet mit Eingang eines Notrufs, welcher leere Rettungswagen oder welches Löschfahrzeug am schnellsten zum Einsatzort kommen kann. Die Leitstelle auf der Feuerwache in Weidenpesch soll dann diesen Einsatzwagen zu dem Notfall schicken. So sollen im Notfall wertvolle Minuten nicht mehr verloren gehen.

Bisher war das Stadtgebiet geographisch nach Bezirken geteilt, für die die jeweilige Wache vor Ort zuständig war. „Mit der Einführung von Ignis-Plus legen wir in Köln den Grundstein für eine der modernsten Leitstellen auf dem aktuellen Stand der Technik“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller. Das bisherige Einsatzleitsystem von Siemens gilt als veraltet und den Ansprüchen einer Millionenstadt mit der viertgrößten Berufsfeuerwehr Deutschlands eigentlich nicht mehr gerecht.

Kölner Einsatzkräfte sollen präzise informiert werden

Neben der Zeitersparnis im Notfall verspricht sich die 112 auch, die Anrufer besser betreuen zu können. Die Beamten auf der Wache haben während der etwa 1000 Notrufe am Tag durch die automatisierte Alarmierung der Rettungswagen mehr Kapazitäten, dem Anrufer Anweisungen zu geben, der entweder selbst in Gefahr ist oder eine Gefahr für andere meldet.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Auch sollen die Einsatzkräfte präzisere Informationen bekommen, wie sie am schnellsten zum Ort des Notrufs kommen. Diese Angaben erhalten sie in Kurzform und digital, was die analogen Funkgeräte langfristig ersetzen soll. Bei komplexen Lagen sehen die Rettungskräfte außerdem direkt, an welcher Stelle des Einsatzes sie eingebunden werden. Auch damit soll die Leitstelle entlastet werden, da Rückfragen der Rettungswagen-Besatzung oft entfallen.

Neues Zeitalter kommt später als geplant

Das neue Zeitalter auf der Leitstelle der Kölner Feuerwehr kommt allerdings später als ursprünglich geplant. Eigentlich sollte Ignis Plus schon vor zwei Jahren eingeführt werden. Damals verkündeten die Stadt und der damalige Feuerwehrchef Johannes Feyrer stolz, einen Kooperationsvertrag mit dem Land Berlin geschlossen zu haben. Die dortige Feuerwehr nutzt das System nämlich schon seit 2017. Ein Technikunternehmen hatte die Software seinerzeit eigens für die Berliner Feuerwehr programmiert.

Doch die IT-Firma ISE aus Aachen legte im Sommer 2018 Beschwerde gegen die Einführung von „Ignis Plus“ beim Oberlandesgericht in Düsseldorf ein. Der Vorwurf von ISE: Die Stadt hätte den Auftrag ausschreiben müssen. Vor allem, da Köln und Berlin planen, die Software künftig mit den Feuerwehren weiterer Großstädte zu teilen. „Aus unserer Sicht wird hier der Wettbewerb ausgehebelt“, sagte ISE-Sprecher Peter Velroyen damals.

Das könnte Sie auch interessieren:

Derzeit pausiert das Beschwerdeverfahren am OLG Düsseldorf, da der Europäische Gerichtshof mit der Sache betraut ist. Dort ist das Verfahren inzwischen kurz vor den Abschlussplädoyers angelangt, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Die aber hat die Stadt nicht mehr abgewartet und das neue System schon jetzt in Betrieb genommen. Damit sei man „ab sofort nicht nur im Alltag, sondern auch bei komplexen und großen Einsatzlagen technisch deutlich besser vernetzt“, sagt Feuerwehrchef Miller.

KStA abonnieren