Neues Zentrum an der Kölner Uniklinik„Wir wollen den Kinderschutz in NRW stärken”

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Kompetentes Team: Minister Karl-Josef Laumann mit (v.l.) Svenja Binder, Katharina Feld, Sibylle Banaschak, Tanja Brüning, Hannah Vohr und Judith Froch-Cortis

Kompetentes Team: Minister Karl-Josef Laumann mit (v.l.) Svenja Binder, Katharina Feld, Sibylle Banaschak, Tanja Brüning, Hannah Vohr und Judith Froch-Cortis

Köln-Lindenthal – Weist der Dreijährige Spuren einer Misshandlung auf? Oder ist der lebhafte Junge nur unglücklich gefallen? Selbst im Krankenhaus oder in der Kinderarztpraxis ist es mitunter nicht möglich, Verletzungen eindeutig zuzuordnen. Die Ärzte stehen vor dem Problem: Eingreifen oder nicht. Das Jugendamt einschalten oder noch abwarten?

Rat und Unterstützung in derartigen Fragen des medizinischen Kinderschutzes bekommen Ärzte künftig im neuen Kompetenzzentrum „Kinderschutz im Gesundheitswesen NRW“ (KKG). Leiterin des Zentrums ist Sibylle Banaschak, Chefin der rechtsmedizinischen Ambulanz am Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln, dem Hauptstandort des Zentrums. Projektpartnerin ist die Abteilung für Kinderschutz der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln.

Ministerium fördert Projekt mit 1,9 Millionen Euro

Das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales unterstützt das Projekt mit gut 1,9 Millionen Euro. Die Förderung erstreckt sich zunächst auf drei Jahre. Zur offiziellen Eröffnung in Köln hob der zuständige Minister Karl-Josef Laumann die Bedeutung des KKG hervor. „Wir möchten den Kinderschutz in Nordrhein-Westfalen deutlich stärken. Das Zentrum steht allen Akteuren im Gesundheitswesen im Land offen.“

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Wie die Unterstützung konkret aussehen soll, erläuterte Sibylle Banaschak. „Wir bieten zum Beispiel telefonische Beratungen in Fragen der Diagnostik an, Fortbildungen für Mitarbeiter bestehender Kinderschutzgruppen und Unterstützung von Kinderkliniken, die eine solche Gruppe aufbauen möchten.“ Die Angebote richten sich nicht nur an Mediziner im Krankenhaus sondern auch an niedergelassene Kinder-, Jugend-, Haus- und Zahnärzte.

Eingebunden sind die Gesundheitsämter und Rettungsdienste. „Diese Gruppe ist sehr wichtig, denn Rettungssanitäter und Notärzte sind häufig die ersten, die in einer Wohnung eine Verwahrlosung und Gefährdung von Kindern entdecken. So können wir früh auf Kinder in einer Notlage aufmerksam werden“, sagte Banaschak.

Tanja Brüning, Leiterin des Standortes Datteln, ergänzte, dass Missbrauch, Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern nicht immer auf Anhieb erkennbar nicht. „Taucht der Verdacht auf, dass es sich womöglich um einen Fall von Missbrauch handelt, können sich die Kollegen rasch und unkompliziert an uns wenden. Wir bieten Hilfe an, wenn es beispielsweise um Fragen geht, wie Verletzungen beurteilt und wie Befunde gesichert werden müssen, damit sie später vor Gericht Bestand haben. Rechtssicherheit ist ein wichtiger Punkt.“ Alle Angebote des KKG sind für die Ratsuchenden kostenlos.

Zehn Jahre Erfahrung

Der Entscheidung, auf welchen Säulen das Kompetenzzentrum aufgebaut werden soll, ging eine landesweite Ausschreibung voraus. „Köln und Datteln haben die überzeugendsten Konzepte vorlegt“, sagte Minister Laumann. Beide Standorte punkteten jeweils mit langjährigen und umfassenden Erfahrungen auf dem Gebiet des Kinderschutzes.

Die Vestische Kinder- und Jugendklinik ist die drittgrößte Kinderklinik in Deutschland mit entsprechend hohen Fallzahlen. Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln, erinnerte daran, dass die interdisziplinär arbeitende Kinderschutzgruppe der Uniklinik seit über zehn Jahren Kinder und Jugendliche versorgt, bei denen der Verdacht oder eine erwiesene Gefährdung des Kindeswohls besteht. Das Institut für Rechtsmedizin ist Teil dieser Kinderschutzgruppe.

www.kkg-nrw.de

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