Neun verschiedene KlimazonenStadtarchiv erhält einzigartige Heizung und Kühlschrank

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Köln – Ein kreisrundes Betonbecken mit einem Durchmesser von 16,5 Metern, einer Höhe von 4,5 Metern und 30 Zentimeter dicken Wänden ist das Herzstück der Klimaanlage des künftigen Stadtarchivs am Eifelwall.

Gefüllt mit 400.000 Litern Trinkwasser wird es dafür sorgen, dass die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit den unterschiedlichen Erfordernissen der jeweiligen Räume des Neubaus entsprechen.

Das erste öffentliche Gebäude mit dieser Technik

Fachleute bezeichnen das ins Erdreich eingelassene Bauteil als Eisspeicher: Es ist das erste Mal in Köln, dass ein öffentliches Gebäude mit einer solchen Technik ausgestattet wird.

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„Der Eisspeicher ist Bestandteil eines umfangreichen Klimakonzeptes“, sagte die stellvertretende Projektleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, Birgit Grunert-Schmitz, am Freitag bei einem Pressetermin auf der Baustelle. Das Gebäude, das nach derzeitiger Planung 2021 eröffnet werden soll, beherbergt nicht nur das Historische Archiv der Stadt, sondern auch das Rheinische Bildarchiv.

Neun Klimazonen für jede Art von Dokument

In den Lagerräumen werden zigtausende, vom Material her unterschiedliche Dokumente aufbewahrt. Mittelalterliche Urkunden, preußische Verwaltungsakten, Handschriften, Noten, Protokolle, Familienchroniken, Fotografien und etliches mehr.

Aufgrund der Vielfalt des Archivguts wird es in dem Komplex neun Klimazonen geben; von einem auf Minus 18 Grad heruntergekühlten Lager für Fotos und Filme bis zu den 21 Grad warmen Büros für die Mitarbeiter und den Besucherräumen.

Anlage funktioniert wie eine Fußbodenheizung

Das System für Heizung und Kühlung besteht aus dem Eisspeicher, einem Grundwasserbrunnen, einer Wärmepumpe, wie sie im Kleinen in Kühlschränken verwendet wird, und einer Klimaanlage für die Raumluft. Heizkörper werden nicht zu sehen sein; sie befinden sich in den Wänden, die Anlage funktioniert nach dem Prinzip einer Fußbodenheizung.

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Dank des Eisspeichers kann die Anlage blitzschnell auf Klimaschwankungen reagieren. Die Wärmepumpe entzieht dem Wasser Wärme, die über die Lüftungsanlage in die Wände geleitet und zum Heizen genutzt werden kann. Das Eis dient der Kühlung. Beides kann über Monate gespeichert, aber auch kurzfristig bereitgestellt werden.

Wie der Speicher wird auch die Wärmepumpe durch den Brunnen mit geothermischer Energie gespeist, also aus einer erneuerbaren Quelle. Mit Hilfe der neuen Anlage ließen sich im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen etwa 30 Prozent Energiekosten sparen, sagte Andreas Heuer, Projektleiter des mit der Planung beauftragten Unternehmens „agn Niederberghaus und Partner“.   

Das sind die Folgen des Einsturzes

Bei dem Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 wurde der Großteil der Dokumente stark beschädigt. Die Wiederherstellung ist extrem aufwendig. Die Arbeiten haben 2011 begonnen und werden nach Angaben der Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaja 30 bis 40 Jahre dauern. Das bedeutet, dass das neue Archivgebäude nach seiner für 2021 vorgesehenen Eröffnung möglicherweise erst 30 Jahre später alle aus dem Einsturzkrater geborgenen Unterlagen enthalten wird.

Bei dem durch den Bau der U-Bahn verursachten Unglück sind zwei Bewohner eines benachbarten Hauses ums Leben gekommen. Der Strafprozess vor dem Landgericht wird voraussichtlich Anfang 2018 beginnen. Sechs Mitarbeiter der am U-Bahnbau beteiligten Unternehmen und der mit der Aufsicht betrauten Kölner Verkehrs-Betriebe müssen sich wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung und der Baugefährdung verantworten. 

Die Stadt schätzt den Sachschaden auf 1,2 Milliarden Euro. Darin sind 80 Millionen Euro für den Archivneubau enthalten. Wann der Schadenersatz-Prozess beginnt, ist offen. 

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