Niedrigwasser in KölnSchatzsuche am Ufer und leichtsinnige Schwimmer im Rhein

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Niedrigwasser Rhein 3

Kajakfahrer am ausgetrockneten Ufer.

  • Der Rheinpegel in Köln steht knapp über dem Rekordtief von 69 Zentimetern
  • Am Wochenende erkunden viele Kölner das Ufer und den Fluss. Manche sind dabei leichtsinnig
  • Eine Handbreit Wasser unterm Kiel – „zurzeit schon schwierig“ für Ruderer

Köln – Es herrscht Urlaubsstimmung am Rhein. Familien ziehen mit Bollerwagen vom Deutzer Bahnhof in Richtung Rheinpark. Aus dem Biergarten am Tanzbrunnen ertönt „my heart will go on“, es riecht nach Sonnencreme und Grillgut.

Bei 32 Grad bringt die Sonne die Wasseroberfläche des Rheins zum Glitzern und die anhaltende Hitze sorgt für mehr verfügbare Strandflächen als sonst. So idyllisch die Atmosphäre am Rheinufer an diesen heißen Tagen auch scheint, die Stadt warnt davor den Uferbereich zu betreten, und Gegenstände anzufassen, die durch den Rückzug des Wassers freigelegt wurden.

Samstag, 12 Uhr auf dem Strandabschnitt der Poller Wiesen: Eine junge Frau kniet auf dem Boden. Sie hält ihrem Begleiter einen Gegenstand unter die Nase. Als dieser entschieden den Kopf schüttelt, schmeißt sie ihn ins Wasser zurück. „Wir suchen nach Euros und Schmuck“, erzählt sie.

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„Das ist der Bereich hier, wo Leute sich im Sommer eigentlich abkühlen. Dabei gleitet schonmal der eine oder andere Ring vom Finger“, erklärt Carsten Konze, der mit voller Metalldetektor-Ausrüstung neben ihr steht. Man finde jede Menge, „manchmal auch Gefährliches“, Angst habe er aber keine, denn der Metalldetektor gebe ihm einen ganz klaren Ton und dann könne er im Display auch noch den Ausschlag überprüfen.

„Wenn es sich mal um etwas Großes wie zum Beispiel Munition handelt, kommt es zum sogenannten Overload-Scheppern.“ Dann bleibe er auf Abstand und rufe die Polizei, die dann den Kampfmittelräumdienst informiere. Das sei in den zehn Jahren, die er schon auf Schatzsuche gehe, nur wenige Male vorgekommen.

Schatzsuche im Niedrigwasser des Rheins

Dass der Rhein zurzeit so wenig Wasser führt, ist für die beiden Hobby-Schatzsucher ein Glücksfall, während der niedrige Pegel der Schifffahrt und Wassersportlern schwer zu schaffen macht.

„Man muss in diesen Tagen schon sehr aufpassen beim Rudern, um Sandbänken und den Schiffen auszuweichen“, berichtet Volker Karthaus, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Kölner Ruderverein 1877“ trägt. Die Schiffe zögen einem regelrecht das Wasser unterm Kiel weg. „Wir wünschen uns bei unseren Bootstaufen eigentlich immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. An manchen Stellen wird das zurzeit auf dem Rhein schon schwierig“, ergänzt seine Ehefrau Kerstin Karthaus.

„Wir sind heute fast mittig unter der Rodenkirchener Brücke hindurchgefahren und hatten gerade einmal 60 Zentimeter Wasser unter dem Ruder“, berichtet auch Stephanie Bock, während sie ihr knallrotes Kajak über den steinigen Sandstrand, die Poller Wiesen hinauf bis zum Vereinshaus der Kanu-Sport- Gemeinschaft trägt.

Viele Kinder können nicht schwimmen

Bei ihrem Hobby beobachte sie auch immer wieder, wie fahrlässig weit sich Schwimmer in den Rhein und damit nah an die Schiffe heran wagen würden. „Ich wohne in Poll direkt am Wasser und bekomme oft die Helikoptereinsätze mit, wenn jemand aus dem Rhein gezogen werden muss.“ Vor allem viele der Kinder hätten in den letzten Pandemiejahren nicht gelernt zu schwimmen. Die Situation sei hoch riskant, vor allem weil der Rhein so oft unterschätzt werde, stellt die junge Frau mit trainierten Oberarmen fest.

„Ich bin einfach vorsichtig“, entgegnet dazu eine junge Mutter, die mit ihrer drei Jahre alten Tochter und ihrem sechs Jahre alten Sohn am Rodenkirchener Strand im Wasser steht. In der Hand hält sie ein Set für Sandburgen mit kleiner Gießkanne und einem Eimer mit Ice-Cream-Aufschrift. „Wir kommen gern hierher, um ein wenig mit den Füßen im Wasser zu planschen. Die Kinder gehen nicht zu weit rein, heben auch nichts auf oder nehmen irgendwas mit. Da achte ich drauf“, erzählt die 35-Jährige, während sie unentwegt durch Ihre Ray-Ban-Sonnenbrille zu ihren Kindern blickt.

Polizistin ärgert sich über Schwimmer im Rhein

Nur wenige Meter hinter ihnen steht ein goldbrauner Hund bis zum Rumpf im Wasser. Als ein Containerschiff vorbeizieht, umspült ihn die Welle bis zum Hals. Sekunden später zieht der Sog das Wasser zurück in die Rheinmitte und lässt ihn mit triefend nassem Fell an der gleichen Stelle zurück. Besorgt ruft die Mutter ihre Kinder zurück.

„Man kennt mittlerweile doch die Gefahr“, wundert sich eine 30-jährige Polizistin, die nicht weit entfernt mit Ihrer Freundin zusammen auf einer Picknickdecke in der prallen Mittagssonne sitzt und ihre mitgebrachte Melone verspeist. Obwohl sie hier zum Entspannen sei, habe sie berufsbedingt doch auch immer die Leute im Blick, die mit ihren Kindern ins Wasser gehen, sagt sie.

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„Wenn man einmal miterlebt hat, wie schnell jemand ins Wasser gezogen wird, dann ist man vorsichtig.“ Ein wenig ärgere sie deshalb schon zu sehen, wie selbstverständlich Familien mit kleinen Kindern einfach ins Wasser gingen. „Wer hierher kommt, ist meist aus Köln. Da sollte man wissen, wie gefährlich das ist.“

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