„Kleines Hogwarts“Kölner Planetarium und Sternwarte bekommt neuen Leiter

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Stefan Nowak auf dem Dach des Gymnasiums neben der Kuppel der Sternwarte.

Nippes – „Es ist für mich ein Vermächtnis“, betont Stefan Nowak, der Hausmeister des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums und gleichzeitige neue Leiter des schuleigenen Planetariums und der Sternwarte auf dem Dach. „Denn unser Gründer und Mentor ist von uns gegangen. Wir hatten alle eine sehr enge und persönliche Bindung an ihn. Schließlich war er einst auch unser Lehrer.“

Nachdem Hermann Gundermann, früherer Lehrer am Gymnasium, der die Sternwarte und das Planetarium initiierte und leitete, am 14. Juni im Alter von 83 Jahren verstorben war, hat Nowak die Geschicke der beiden astronomischen Einrichtungen der Schule an der Blücherstraße 13-15 in seine Hände genommen. Der 60-Jährige ist – wie die allermeisten seiner Mitstreiter in Planetarium und Sternwarte – ein Kind der Schule.

Stefan Nowak: Vielfältige Karrierestationen

1981 absolvierte er hier sein Abitur, noch als Schüler hatte er 1978 angefangen, im Planetarium und der Sternwarte mitzuarbeiten. Seine weitere große Leidenschaft ist die Fotografie: In diesem Metier hatte er ein Studium begonnen, und schließlich in Kassel und Berlin als Fotograf bei Zeitungen gearbeitet. Seine spätere Tätigkeit als Kameramann führte ihn in 66 Länder der Welt, bevor er bei der Firma Harzheim, heute Teil der Hagedorn-Unternehmensgruppe, im Spezialabbruch tätig war.

Seine heutige Tätigkeit als Schulhausmeister in „seinem kleinen Hogwarts“, wie er den altehrwürdigen Bau scherzend nennt, führt er seit dreieinhalb Jahren aus, als er seinen Amtsvorgänger beerbte. Seine Mannschaft ist ein eingeschworenes, technisch hoch versiertes Team: Alle Ausstellungsgegenstände in den Vorräumen des 1966 in Betrieb gegangenen Zeiss-Planetariums, das in einem früheren Bunker im Untergeschoss des Schulhauses liegt, sind selbst gebaut; auch die Technik der betagten Maschine muss fortwährend gewartet werden – genau wie bei der Sternwarte auf dem Dach, die 1963 ihren Betrieb aufnahm.

Alles wird von den Mitarbeitenden selbst gebaut und gewartet

„Gundermann führte uns das Schreinern, Drehen und Fräsen vor – und ließ uns dann machen“, erinnert sich Nowak schmunzelnd. Denn alle für die Wartungsarbeiten notwendigen Werkstätten befinden sich ebenfalls im Objekt. „Wir haben jetzt gerade die Spiegel des Teleskops neu gemacht, als nächstes kommt die Mechanik im Turm dran.“ In nächster Zeit plant das Team, eine Videokamera zu installieren, um die Teleskop-Aufnahmen der Sternwarte auch im Planetarium im Keller zeigen zu können.

Besonders anspruchsvoll macht die Arbeiten, dass in den meisten Fällen keine Konstruktionspläne mehr vorliegen, und auch Ersatzteile schwer – wenn überhaupt – zu bekommen sind und gegebenenfalls selber hergestellt werden müssen. Immer wieder samstags trifft sich das Team ab dem Nachmittag in den Räumen des Planetariums. „Das haben wir immer durchgezogen und ich freue mich jedes Mal darauf.“ Da wird geklönt, gewerkelt und die wöchentlichen Führungen und Planetariumsvorstellungen werden vorbereitet, die jährlich Tausende von Gästen anziehen.

Planetariumsführungen ziehen jährlich Tausende Besucher an

Nach der langen Corona-Pause gibt es sie seit Anfang des Jahres wieder. „Es ist unser kleines Biotop für Bekloppte“, schildert er schmunzelnd – denn ihn und seine Mitstreiter verbindet die Leidenschaft für Technik und Astronomie. Die Symbiose zwischen Schule und der Sternwarte sei allgemein sehr gut. „Neben den samstäglichen Führungen haben wir unter der Woche immer wieder Schulklassen oder Seniorengruppen hier.“

Und manchmal erreichten das Team auch recht kuriose Anfragen – etwa von Leuten, die ihrer Freundin einen Stern, oder ein Grundstück auf dem Mond schenken wollten. „Denen sagen wir dann: Druckt euch die Urkunde selbst aus, das ist billiger und bewirkt dasselbe.“ Wenngleich das Planetarium sich – auch wegen seiner überregionalen Bedeutung – über einen kleinen städtischen Extra-Etat freuen kann, sind Spenden vonnöten, um die Arbeit leisten zu können. Interessenten können sich gerne an das Team wenden – das ist allemal sinnvoller als ein Grundstück auf unserem Erdtrabanten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Kölner Planetariums und der Sternwarte.

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