15 Jahre „Kantine“ in NiehlKölner Kult-Club ist im neuen Veedel angekommen

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Die „Kantine“ an der Neusser Landstraße 2.

Die „Kantine“ an der Neusser Landstraße 2.

  • Vor 15 Jahren zog „Die Kantine“ vom Nippeser Eisenbahn-Werksgelände nach Niehl

Köln-Niehl – „Wir sind froh, dass es hier in Niehl schon 15 Jahre lang funktioniert“, bilanziert Andreas May-Johann, Geschäftsführer der Disco-, Konzert- und Event-Location „Die Kantine“ zufrieden. 1992 auf dem Eisenbahn-Werksgelände in Nippes gegründet, musste sie 2003 umziehen, weil ein neues Wohnviertel auf dem Areal entstand – in ihren alten Räumen, der namensgebenden Werkskantine, eröffnete 2011 eine Kita. Binnen einer Woche bezog die „Kantine“ neue Räume auf dem alten Glanzstoff-Areal an der Neusser Landstraße 2, wo sich zuvor zwei Techno-Clubs befanden. Derzeit feiert das Team ein kleines Jubiläum: Der Umzug nach Niehl jährt sich bald zum 15. Mal – damit ist die Einrichtung bereits eine längere Zeit hier vertreten als früher in Nippes.

„Wir wären damals zwar gern in Nippes geblieben, es wäre ein Gewinn für den Ort gewesen“, blickt May-Johann zurück. Er hatte vor, eine frühere Bahn-Werkshalle auf dem Gelände zusammen mit einem sozialen Träger sowie Künstlern zu übernehmen; doch dem standen letztlich die Pläne des Investors für einen dichteren Wohnungsbau entgegen. Inzwischen aber fühlen sich alle in Niehl, direkt an der Stadtteilgrenze zu Longerich gelegen, wohl – auch den gelegentlichen Lärm, der tagsüber vom benachbarten Betonwerk herüber schallt, höre er schon gar nicht mehr, so May-Johann.

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Verglichen mit Nippes bietet das jetzige Areal mehr Möglichkeiten – neben dem „Yard Club“ als zusätzliche, kleinere Zweit-Konzertbühne macht vor allem der Biergarten im Hof einen wichtigen Teil der „Kantine“ aus.

Alles zum Thema Kasalla

Zur Eröffnung des Standorts spielte die Stunksitzungs-Band „Köbes Underground“ – die auch schon in Nippes das erste Konzert der Einrichtung gab. „Das ist eine unserer treuen Bands. Die machen jedes Jahr den Tanz in den Mai, das hat etwas Familiäres.“

Er sei froh, dass auch ein Großteil des Publikums den Umzug nach Niehl mitgemacht habe. „Damals ein Fragezeichen“, erinnert sich der Geschäftsführer. Das langjährige Flaggschiff ist die „My Generation“-Party für Über-30-Jährige. Allgemein sei das Publikum inzwischen, auch durch die Lage weiter stadtauswärts bedingt, etwas gesetzter geworden. „In Nippes waren mehr Leute auf kleinerem Raum, die auch etwas ausgeh-freudiger waren. Hier weiter nördlich leben viel mehr Familien mit Kindern. Für die Anwohner haben wir schon mal Veranstaltungen wie die Kölsche Nacht mit Cat Ballou und Kasalla, und rabattiertem Eintritt für Nachbarn.“

2019 ist die Sommerparty für die Nachbarschaft wieder geplant. „Wir wollen auch zeigen, dass wir ein Teil des Lebens im Veedel sind und dessen Angebot mitgestalten.“ Und dank einiger Konzerte mit überregionaler Wirkung sei man auch ein kleiner Wirtschaftsfaktor etwa für Hoteliers oder Läden in der Umgebung. Die Arbeit mit den Anwohnern ging schon kurz nach dem Umzug los: So setzten sich die Betreiber zwei Mal mit Nachbarn aus dem Ort zusammen – auch aus Longerich, dessen Wohngebiete viel näher zur „Kantine“ liegen als jene von Niehl.

Zwar gebe es immer noch vereinzelt Lärmbeschwerden. „Unserer Erfahrung nach sind es zu 90 Prozent jedoch nicht wir, wenn die Leute etwas hören, sondern die Wildpartys draußen in den Grünanlagen, mit leistungsstarken Lautsprechern, vor allem wummernden Bässen.“ Seit einigen Jahren komme der „Kantine“ auch zugute, dass sich das Musikgeschäft verändere, Live-Auftritte im Verhältnis zum Plattenverkauf mehr Beutung erlangten. „Vor vier Jahren hatten wir 75 Konzerte, inzwischen sind wir bei 150.“ Im nächsten Jahr soll es ein neues Open-Air-Format geben – selbstverständlich aber nur bis 22 Uhr. Zur Fußball-WM wird zu den Partien der DFB-Elf wieder Public Viewing geboten. „Das hat bei uns eine lange Tradition; schon zur WM 1994 in den USA haben wir gemeinsames Gucken auf Großleinwand angeboten, damals als einer von ganz wenigen Läden.“

Nach wie vor ist übrigens der Nippeser Qualifikations- und Integrationsverein „Zug um Zug“ Gesellschafter der Kantine. „Wir sind so gesehen immer noch mit dem Sozialen verbunden, darüber sind wir froh“, so May-Johann. „Da kommen wir schließlich her.“

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