DenkmalschutzSechzigveedel gewinnt deutschlandweiten Wettbewerb

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Die Frontansicht des sanierten Hauses, in dem sich heute ein Friseursalon befindet.

Die Frontansicht des sanierten Hauses, in dem sich heute ein Friseursalon befindet.

Köln-Nippes – Die liebevolle Renovierung der historischen, denkmalgeschützten Häuser an der Sechzigstraße 23 und 25, Ecke Zonser Straße, hat nun auch eine Fachjury begeistert. Beim Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege gewann das Projekt der Baugemeinschaft Sechzigstraße GbR den dritten Preis auf nordrhein-westfälischer Landesebene. Bei der Preisverleihung in Düsseldorf nahm Bernd Kibies, der mit seiner Frau Mércia sowie zwei weiteren Familien die Sanierung durchführte, die Urkunde von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet entgegen.

Die Jury betonte vor allem die hohe handwerkliche Qualität der Sanierung, und wie sensibel fürs historische Erbe die Bauherren vorgegangen seien. „Zudem konnten durch das Projekt in zentraler Stadtlage attraktive Wohn- und Geschäftsräume wiedergewonnen werden“, hieß es lobend in der Begründung.

Einst ein Barbiersalon

Das Haus Sechzigstraße 25, direkt an der Kreuzung gelegen, stammt mindestens von 1875 - aus jenem Jahr stammt der Adressbuch-Eintrag von "Daniel Jos. Müller, Barbier", der dort einst seinen Salon betrieb. Sehr wahrscheinlich ist das Haus jedoch noch einige Jahre älter - darauf deutet eine zugemauerte Fensteröffnung zur Innenwand eines Nachbarhauses hin.

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Ende 2014 hatte die GbR mit dem Sanierungsprojekt begonnen und es im Laufe des vorigen Jahres fertiggestellt. Auch unterstützt durch eine Förderung über 25 000 Euro von der Denkmalschutz-Stiftung, restaurierte sie das Schiefer-Walmdach des Gebäudes sowie die ursprüngliche Fensteröffnung zur Zonser Straße, die später ebenfalls zugemauert wurde.

Außerdem musste der Gewölbekeller trockengelegt werden; dabei stieß die Gemeinschaft überraschend auf einen alten Brunnen: Einst muss er im Freien gelegen haben, bevor er bei einer späteren Hauserweiterung überbaut wurde und jetzt wieder sichtbar ist. Im Laufe der Jahrzehnte befand sich im Ladenlokal eine Metzgerei, eine Meierei und schließlich eine Butterhandlung; 1908 eröffnete die vormalige Eigentümerfamilie Schäfer dort eine Kolonialwarenhandlung, bevor sie sich später auf Bodenbeläge und Farben spezialisierte.

Friseurgeschäft im Ladenlokal

Farben gibt es dort heute immer noch, allerdings eher in Tönungs- und Strähnenform oder auf Wasserstoffperoxid-Basis: Nach Abschluss der Sanierung zog der Friseur Hairdresser on Fire ins Ladenlokal ein - so schließt sich zugleich der Kreis zum ersten nachgewiesenen Nutzer im Haus, dem Barbier Müller. Im mitsanierten Nachbarhaus machte die Galerie Kunststücke by Dettmer auf.

Erstmals Kölner Projekt ausgezeichnet

„Meines Wissens wurde zum ersten Mal, seit 1993 erstmalig der Preis verliehen wurde, ein Projekt in Köln ausgezeichnet“, betont Kibies stolz. Wettbewerbsgebiet der jährlichen Auszeichnung sind jeweils zwei Bundesländer im rotierenden Wechsel, 2017 wurde der Preis außer für Denkmalprojekte in NRW auch für solche in Berlin vergeben.

Die beiden ersten Preise auf Landesebene gingen an die Sanierer einer Burg aus dem 12. Jahrhundert im ostwestfälischen Beverungen sowie eines Wohn- und Geschäftshauses von 1957 in Münster; die zweiten Preise an ein zum Architektenbüro umfunktionierten Torhaus einer Kommende im münsterländischen Steinfurt und an ein Wohnhaus von 1912 in Detmold. Den dritten Preis teilt sich das Nippeser Projekt mit einer Fachwerkhaus-Sanierung in Werne bei Unna - somit ist die Sechzigstraße gleichzeitig auch einziger Preisträger aus dem Rheinland.

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