Einkaufen mit Loloco-App„Wir wollen Longerich wiederbeleben“

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Köln-Longerich/Sülz – Ein Punktesammelsystem, das die lokalen, inhabergeführten Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen stärken soll, haben Malte Hendricks und Fritz Fried entwickelt: Die beiden Wirtschaftsinformatiker, die im vergangenen Jahr ihr Studium an der Uni Köln abgeschlossen haben, haben die „Loloco“-App entwickelt: Bei Einkäufen in den Veedeln lassen sich digitale Punkte sammeln. Hat man genügend Punkte zusammen, lassen sie sich später gegen Prämien eintauschen – ähnlich wie bei einem bekannten Bonuskarten-Anbieter, aber eben auf kleine Händler statt auf große, bundesweit agierende Ketten zugeschnitten. Zusätzlich erhalten die App-Nutzer Empfehlungen, welche Läden sich sonst noch zu entdecken lohnen.

Den Testlauf absolvieren soll das System in Longerich: Hier sind bereits 20 Händler dabei. Hat es Erfolg, soll es auch in den übrigen Kölner Stadtteilen eingeführt werden. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ traf sich mit den beiden Gründern im „Gateway“-Gründungszentrum der Uni, an der Ägidiusstraße 14 in Sülz.

Wie ist Euer Projekt entstanden?

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HENDRICKS: Es entstand aus einem Bachelor-Abschlussprojekt, das wir damals im Studium hatten. Es hatte uns super Spaß gemacht, und deshalb lag es nahe, daran weiter zu arbeiten. Die Problematik der kleinen Händler ist es, sich gegen internationale Konzerne durchsetzen zu müssen. Meine Eltern besitzen selbst ein Sportgeschäft in Alt-Longerich; wir kämpfen, wie viele andere auch, mit den Herausforderungen des Onlinehandels . Eine Idee war, ein System zu finden, das gezielt lokalen Händlern hilft. Wir wollen zunächst Longerich etwas wiederbeleben.

Was ist der Grundgedanke?

FRIED: Wir wollen eine Art digitales Bewusstsein bei kleineren Händlern schaffen. In Deutschland hinken wir, verglichen mit anderen Ländern, hier noch etwas hinterher. Da bietet sich eine gemeinsame Lösung an, wie man digital auftreten und sich vermarkten kann, anstatt dass jeder kleine Händler für sich etwas Eigenes entwirft.

Wie funktioniert das System?

HENDRICKS: Das System funktioniert über eine Smartphone-App. Nicht technikaffine Leute können jedoch auch über eine physische Karte teilnehmen, das System ist aber eigentlich digital gedacht. Unsere „Longerich-Card“ ist mit der App verknüpft. Um die ersten Punkte - wir nennen sie bei uns LOLOCOINs- zu sammeln, kann man entweder sofort die App herunterladen oder sich vom Händler eine Karte geben lassen und die digitale Version später in aller Ruhe herunterladen. Egal für welche Variante man sich entscheidet, man kann in jedem Fall direkt loslegen, sammeln und über die App Gutscheine freischalten und aktivieren. Die Prämien werden dann bei dem Händler eingelöst, bei dem man zuvor gekauft hat.

FRIED: Wichtig sind uns auch der Datenschutz und die Anonymität der Nutzer, das sehen wir als großes Plus. Unser System soll einen bewussten Kontrapunkt zur Daten-Sammelwut eines großen Rabattkarten-Anbieters und internationaler E-Commerce-Firmen darstellen.

Wann ist der Systemstart geplant?

FRIED: Momentan sind wir noch damit beschäftigt, abzuklären, welche Funktionen noch gebraucht werden. Jeder Händler bekommt ein Handy und Software gestellt; offiziell starten wollen wir Ende des Jahres, nach einer dreimonatigen Testphase, die noch bis Ende August dauert.

Wer ist zum Start in Longerich dabei?

HENDRICKS: Wir haben einen sehr breiten Branchenmix zum Start des Systems, unter anderem ein Juwelier, ein Schusterbetrieb, ein Friseur, das Kosmetikstudio, unser Sportgeschäft, eine Dönerbude, ein Modehaus und viele mehr sind dabei. Auch ein mobiles „Coffee-Bike“, als lockerer Treffpunkt zum gemeinsamen Austausch von Kunden und Händlern, oder neue Ortsdekoration, etwa mit Ballons, sind zum Start denkbar.

Wer sind Eure Partner bei der Realisierung?

HENDRICKS: Wir haben auch die Kölner IHK als Unterstützer mit im Boot, natürlich bestehen auch weiterhin Kontakte zur Kölner Uni. Ein Teil unseres Software-Entwicklerteams sitzt außerdem in Essen. Auch das Ministerium für Wirtschaft, Innovationen, Digitalisierung und Energie des Landes NRW fördert uns mit dem Gründerstipendium, so dass wir uns in Vollzeit unserer Idee widmen können.

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