Elf-Parteien-Haus geplantMieter an der Boltensternstraße fürchten um ihren Garten

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Der Bewohnergarten zwischen den Häusern Boltensternstraße 14c und 14d soll Parkplätzen weichen. Am Rande des benachbarten Baugrundstücks ist geplant, drei prächtige Platanen zu fällen.

Der Bewohnergarten zwischen den Häusern Boltensternstraße 14c und 14d soll Parkplätzen weichen. Am Rande des benachbarten Baugrundstücks ist geplant, drei prächtige Platanen zu fällen.

Köln-Riehl – Als vor knapp fünf Jahren feststand, dass die Mietergemeinschaft der alten Kasernenhäuser Boltensternstraße 14 b-d erhalten bleibt, schwebten die Bewohner im siebten Himmel. Damals verkaufte die Stadt die Gebäude mit 18 Wohnungen an eine Genossenschaft, die zusicherte, die Häuser zu erhalten und zu renovieren, statt sie – wie zuvor beabsichtigt – ohne Bedingungen zu veräußern.

Doch nun sind die Mieter im Haus erneut in Sorge: Nebenan soll ein Mehrfamilienhaus entstehen; ein Großteil des Grüns, das das Areal ausmacht, soll verschwinden. Darunter der seit Jahrzehnten bestehende Bewohnergarten mit Pavillon sowie drei weit verzweigte Platanen. Der Garten wird für Stellplätze gebraucht, die Bäume stehen dem Neubau selbst im Weg.

Gemeinsame Absichtserklärung

„Die ursprüngliche Absichtserklärung, das Grün zu erhalten und einen Neubau maßvoll zu planen, wird mit Füßen getreten“, klagt der Bewohner Marcus Schumacher. „Ein Haus mit sechs Wohnungen hätte es auch getan, dann wären die massiven Eingriffe nicht nötig“, findet Hausnachbar Jörn Buchner. Die Eigentümerin, die GWG Köln-Sülz, hatte Anfang September auf einem Informations-Abend die Pläne vorgestellt.

Das Baugrundstück ist der alte Standort des Bungalows Boltensternstraße 14 a: Die Substanz des alten Patronenhauses der Kaserne war marode; es wurde Anfang 2012 abgebrochen. Dort soll laut Plänen der GWG Köln-Sülz ein modern gestalteter Neubau mit elf Wohnungen auf drei Etagen plus Staffel-Dachgeschoss entstehen.

Auch die drei Häuser 14 b-d waren Teil der Boltenstern-Kaserne. Die Stadt kaufte sie 1984 vom Bund. Ursprünglich waren sie für die benachbarten Sozial-Betriebe Köln (SBK) gedacht, jene zogen aber nicht ein. Vor einigen Jahren beschloss die Stadt, Häuser und Grundstück zu verkaufen. Gemäß der ersten Ausschreibung hätte der Erwerber die Gebäude auch abbrechen können - sie sind nicht denkmalgeschützt. Rund 15 Interessenten, auch Privat-Investoren, kamen zur Besichtigung. „Ein Interessent etwa lief übers Gelände und meinte »Dat kütt he alles fott«“, erinnern sich Schumacher und Buchner, mit einer Mischung aus Schmunzeln und Schaudern.

Neuausschreibung durchgesetzt

Die Gemeinschaft setzte jedoch eine Neuausschreibung politisch durch, die als Auflagen Erhalt und Sanierung der Häuser umfasste. Zum Zuge kam die GWG Sülz, die damals das als am sozialsten bewertete Konzept, aber nur vierthöchste Gebot abgegeben hatte - 211 000 Euro weniger als der Meistbietende. Das Entgegenkommen der Stadt stieß im Rat auch auf Kritik. Die Absichtserklärung von Mietergemeinschaft und GWG, das auch in die Bewerbung einging, sah auch den Erhalt der Gärten und Grünflächen vor. Neubauten sollten dem Charakter des Bestandes Rechnung tragen.

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Mit der Sanierung ihrer Häuser sind die Bewohner, seitdem Mitgenossen der GWG, indes nach wie vor zufrieden. „Wir sind froh, dass sie damals das Haus gekauft hat. Für die Sanierung sind wir sehr dankbar“, so Schumacher. „Aber man hätte uns besser in die Neubau-Pläne einbeziehen müssen. Wir fühlen uns etwas von oben herab behandelt.“

Der GWG-Mitvorstand Heinz-Günter Boos verweist darauf, dass das Areal auch früher bebaut gewesen sei. „Das Verkaufsmerkmal war ein Neubaugrundstück, auch laut Exposé.“ Man habe baurechtlich ermittelt, was sich mit dem Grundstück machen ließe, „diese Untersuchung entspricht dem, was wir jetzt geplant haben.“ Zudem sei das Vorhaben Teil der Kalkulation gewesen, auch um mit einer moderaten Mietsteigerung bei den Bewohnern auszukommen.

„Es ist im Grunde genommen ein Geben und Nehmen; schließlich wollen wir auch für Familien mit Kindern erschwinglichen Wohnraum schaffen. Und das Objekt passt gut in die Gesamtanlage“, findet er. Für die Platanen werde es Ersatz geben, das sei auch von Seiten der Stadt gefordert. Derzeit stünden Baugenehmigung und Naturschutz-Gutachten noch aus; voraussichtlich nächstes Jahr wolle man anfangen zu bauen.

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