Köln-Nippes – Noch an ihrem letzten Lebenstag, am 21. Juni 2016, war Stathis „Filos“ Tseliopoulos, der Inhaber des Lotto- und Cafékiosks an der Merheimer Straße 89, bei Mucki Koch. Die frühere „Edelweißpiratin“, die sich mit gleichgesinnten Jugendlichen in der NS-Zeit bewusst dem totalitären Drill entzog, gemeinsam ihre Freizeit verbrachten und ein eigenes Liedgut besaßen, war ziemlich gut drauf und wie immer unbekümmert.
In ihrem Bett liegend, sang sie mit Filos alte kölsche Lieder – die, rückblickend, sehr bewegenden Momente hatte er per Video festgehalten. Da wussten weder er noch sie, dass die gerade 92 Jahre alt Gewordene noch am gleichen Tag sterben würde. Seit 1999 verband Mucki Koch, die mit bürgerlichem Vornamen Gertrud hieß, und Filos eine wunderbare Freundschaft.
17 Jahre an ihrer Seite
„Insgesamt kenne ich sie heute seit 20 Jahren, ich war 17 Jahre lang an ihrer Seite“, so der heute 51-jährige Kioskmann, früher bekannt aus seinem Imbiss „Snacky – Der kölsche Grieche“ an der Sechzigstraße. Er lernte sie kennen, als sie einmal in sein Restaurant herein gestolpert war – und die beiden starken Charaktere hatten sich gefunden. Als Mucki Koch später körperlich abbaute, kümmerte sich Filos rührend um sie – ab 2007 übernahm er eine Betreuungsvollmacht und gab, weil er sich mehr um sie kümmern wollte, sogar seinen Imbiss auf. Später fand er seinen heutigen Laden an der Ecke Werkstattstraße, wo er „bürgerlichere“ Öffnungszeiten hat.
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„Ab 2012, nach dem Tode ihres Mannes, ist Mucki noch mal richtig aufgeblüht. Ich habe sie mit vielen jungen Menschen zusammengebracht.“ Doch auch er profitierte von der Freundschaft zur bemerkenswerten alten Dame: So brachte sie ihm die kölsche Küche bei, und er nahm an ihren unzähligen Erinnerungen an ihre so faszinierende wie gefährliche Jugendzeit Anteil.
Am kommenden Samstag, 1. Juni, wäre Mucki Koch 95 Jahre alt geworden; seit kurzer Zeit trägt übrigens auch eine Gesamtschule in Troisdorf-Spich ihren Namen. Ihr zum Gedenken, organisiert Filos ein großes Geburtstagskonzert unter dem Titel „Singen für Mucki“, das in seinem dann zum kleinen Musikclub umgebauten Lottokiosk stattfindet. Die Veranstaltung ist als Beitrag zum Rahmenprogramm des jährlichen Edelweißpiraten-Festivals gedacht, das diesmal am 7. Juli im Friedenspark in der Südstadt stattfindet. „Es geht mir nicht um mich, sondern um ihr Andenken“, sagt er. „Denn ich finde es sehr schade, dass die Edelweißpiraten nach dem Tod zahlreicher Zeitzeugen so ein bisschen in Vergessenheit geraten.“
Ein großer Mitstreiter ist Salvatore Morinello, Inhaber des um die Ecke gelegenen Veedels-Italieners „Da Franco“. „Er war sofort dabei, weil es ihm wichtig war – und das, obwohl er Mucki Koch nicht selbst persönlich kannte. Salvatore ist ein großer Freund geworden.“ Mitarbeiter von ihm helfen – neben weiteren Mitstreitern – Filos, zum Konzert den Laden umzubauen und sorgen für die Bewirtung. Bereits am 23. März hat es ein erstes Konzert im Lottokiosk gegeben – mit Stefan Kuntz, der zum Gedenken an Muckis Mutter, die Französin war, französische Chansons gesungen hat.
Lieder und Lesung
Am 18. Mai traten Josef Loup, De Familich und Christian Hecker auf. Zum Geburtstagskonzert am Samstag, 1. Juni, wird der Sänger und Buchautor Jörg Seyffarth Lieder der Edelweißpiraten sowie sein Buch „Gefährliche Lieder“ präsentieren. Danach geht die Reihe weiter: So hat sich für den 29. Juni Stefan Bartsch angekündigt, am 21. September gibt es unter dem Titel „Der schräge Silberspring“ alte bündische Lieder zu hören; am 5. Oktober tritt die griechische Band „Ta Alania“ auf, und am 9. November lädt Filos zum karnevalistischen Abend ein.
Das Geburtstagskonzert für Mucki Koch findet am Samstag, 1. Juni, um 19 Uhr im Kiosk an der Merheimer Straße 89 statt.
