Geschichts-Festival in KölnFrühere Clouth-Werksmitarbeiter erzählen vom Arbeitsalltag

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Ein Referent des Stadtteil-Archivs hielt in Tor 4 einen Vortrag zur Geschichte von Clouth in der Nazizeit.

Ein Referent des Stadtteil-Archivs hielt in Tor 4 einen Vortrag zur Geschichte von Clouth in der Nazizeit.

Nippes – Gummi herzustellen ist vom Grundprinzip her ähnlich simpel wie Kuchen backen, das erfährt man in der Ausstellung im Gemeinschaftsraum der Bau- und Wohngruppe „Schritte machen“ auf dem früheren Clouth-Gelände, in der Straße „Auf dem Stahlseil“. Braucht man für einen Kuchen hauptsächlich Mehl, das man mit Milch, Eiern und Zucker vermischt, ist beim Gummi der Naturkautschuk der Ausgangsstoff. Der wird ebenso mit diversen Zutaten verrührt und letztendlich gebacken, was beim Gummi der Vulkanisation entspricht. Alle Ausgangsstoffe und Zutaten sind auf den Tischen zu sehen, die anlässlich des kleinen Geschichts-Festivals „140 Jahre Clouth in Köln-Nippes“ im Gemeinschaftsraum aufgestellt wurden.

Auch die Bildtafeln im Gemeinschaftsraum einer Bau- und Wohngruppe informierten über die Clouth-Werksgeschichte.

Auch die Bildtafeln im Gemeinschaftsraum einer Bau- und Wohngruppe informierten über die Clouth-Werksgeschichte.

Ebenso zu sehen ist das „Kölner Ei“, das 1978 in den Clouth-Werken entwickelt wurde und nun zum Namensgeber eines geschichtlichen Arbeitskreises von Bewohnern des Clouth-Geländes geworden ist. Mit dem „Niehler Ei“ hat der Name freilich nichts zu tun: Das Kölner Ei ist eine ovale Schienenbefestigungs-Platte, die eine Gummischicht aufweist und hierdurch Schall sowie Vibrationen verringert. „Man braucht hierdurch keinen Schotter mehr auf den Gleisen, denn das Kölner Ei wirkt viel besser“, erläutert Matthias Backhausen vom Verein „Industriedenkmal Clouth e.V.“ Und was man häufig als Luftschiff bezeichne – auch diese wurden zeitweise bei Clouth gebaut – sei manchmal nichts anderes als ein zeppelin-förmiger Ballon. Denn diesem fehle der Unterbau, der bei einem Luftschiff zwingend sei.

Vom Arbeitsalltag im Werk

Auf Einladung der Bewohner-Arbeitsgemeinschaft hatte der Verein sich an dem kleinen Geschichtsfestival beteiligt, das an mehreren Orten des neuen Stadtquartiers stattfand. Frühere Clouth-Werksmitarbeiter erzählten in den neuen Räumen der „Kölner Spielewerkstatt“ in Halle 17 vom Arbeitsalltag auf dem Gelände; im alten Tor 4 lief ein gut besuchter Vortrag des Archivs für Stadtteilgeschichte über die Rolle der Werke im Nationalsozialismus.

Matthias Backhausen ist den früheren Werken eng verbunden: Er wuchs in der benachbarten Kretzerstraße auf, sein Vater arbeitete 49 Jahre lang bei Clouth. „Wir haben 2004 angefangen, die Geschichte zu erforschen. Unseren Verein gibt es seit 2009.“ Man wolle die Industriehistorie lebendig halten; über die Einladung der Nachbarn, am Geschichtstag teilzunehmen, habe man sich sehr gefreut. „Bewohner sprachen uns an, weil sie mehr über die Geschichte des Geländes wissen wollten“, erläuterte eine Baugruppen-Mitstreiterin. „Ihnen waren die Straßennamen aufgefallen, die auf die Industriegeschichte verweisen. Und so war die Idee zum Historien-Tag geboren.“

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