Immer härtere AuflagenWagenengel für Kölner Veedelszüge dringend gesucht

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Damit es läuft beim Zoch, ist sehr viel Sicherheitspersonal nötig.

Damit es läuft beim Zoch, ist sehr viel Sicherheitspersonal nötig.

Nippes/Riehl – In knapp zwei Wochen sind für die Karnevalsvereine und Zugleiter alle Sorgen und der alljährliche Stress der Vorbereitungszeit passé. Denn dann heißt es wieder „D'r Zoch kütt“ – und tausende Jecken „stonn all parat“, warten auf die Wagen- und Fußgruppen sowie Kapellen. Die euphorische Stimmung und „Alaaf“-Rufe lassen die harte Vorbereitungszeit schnell vergessen. Diesmal hat es diese besonders in sich: Schon seit Jahren steigen die Sicherheitsanforderungen für die Züge und damit der organisatorische und finanzielle Aufwand. In diesem Jahr wurden die Anforderungen noch mal verschärft.

So müssen auf 15 Fußgruppen-Teilnehmer eine Ordnungsperson pro Seite eingesetzt werden; noch hinzu kommen die „Wagenengel“, die darauf achten, dass niemand buchstäblich „unter die Räder“ der Umzugswagen kommt. „Die unglücklichen Unfallereignisse in den vergangenen Jahren haben gezeigt, wie wichtig eine aufmerksame Begleitung der Karnevalszüge ist“, so Stadtdirektor Stephan Keller.

Zehntausende Jecke bei Dienstagszoch durch Nippes

Sowohl große als auch kleinere Züge stehen vor diesen Herausforderungen. Die Nippeser Bürgerwehr organisiert den Dienstagszoch durch Nippes und Zehntausende Jecke anzieht. Allein die Wagen des Traditionskorps zum Finale könnten so manchen kleineren Veedelszoch alleine füllen. „Schon seit einigen Jahren verschärfen sich die Sicherheits-Anforderungen immer mehr; wir überlegen uns immer, ob das für uns noch machbar ist“, berichtet „Appelsinefunke“-Pressesprecher Erich Ströbel. „Wir müssen uns immer in Richtung Decke strecken.“

Alles zum Thema Festkomitee Kölner Karneval

Um Sicherheits- und Begleitpersonen für den Zoch zu gewinnen, fragt die Bürgerwehr auch eigene Kräfte oder solche aus dem Umzug angeschlossenen Vereinen, die diesmal nicht mitgehen. Auch der kleinere, aber dafür umso familiärere Riehler Samstagszoch hat ähnliche Schwierigkeiten. „Jedes Jahr aufs Neue ist es ein Spießrutenlauf, die Leute zu gewinnen, die den Zoch absichern“, erläutert Sabine Alm, 1. Vorsitzende der „Riehler Fastelovendsfründe“, dem jecken Riehler Karnevals-Dachverband. Diesmal habe man deshalb von vornherein eine Sicherheitsfirma engagiert, die Kräfte schickt und sich mit der Materie auskennt.

Gestiegener Organisationsaufwand der Vereine

Auch beim Festkomitee Kölner Karneval hat man den gestiegenen Organisationsaufwand der Vereine registriert. „Was für den Rosenmontagszoch gilt, gilt für die Veedelszüge im Kleinen ebenso“, erläutert Pressesprecher Michael Kramp. Es gelte, sich um Polizei-Begleitung, die Sanitäter, die Müllabfuhr, Sperrungen und diverse Genehmigungen zu kümmern. Bereits vor einigen Jahren habe man deshalb Organisations-Workshops ins Leben gerufen, um den Vereinen mit Know-how zu helfen. Zum Glück sei jedoch bisher kein Kölner Zoch wegen des hohen Sicherheitsaufwands abgesagt worden. „Man hat bisher immer mit der Stadt und mit uns Lösungen gefunden“, bilanziert Kramp. Um die Veedelszüge zumindest ein wenig zu entlasten, hat die Stadt einen Hilfsfonds aufgelegt. So stehen insgesamt 90 000 Euro für die Zoch-Organisatoren in den Veedeln bereit – 10 000 Euro pro Stadtbezirk. Die Mittel sind zweckgebunden für die Finanzierung etwa von Wagenengeln, Ordnern und Sanitätern.

Die Vereine, die den jeweiligen Zoch anmelden, können seit elf Tagen über die Bürgerämter formlose Anträge einreichen, um Mittel zu erhalten. Etliche Vereine haben die Möglichkeit schon genutzt. „Es ist eine gute Sache, dass die Stadt da hilft, wir haben schon Mittel beantragt“, erzählt Alm. Die Zusammenarbeit mit dem Bürgeramt Nippes, das aktiv auf sie zugekommen war, sei sehr gut gewesen. Auch die Appelsinefunke überlegen sich, Mittel abzurufen. „Wir wollen in unserer Vorstandssitzung überlegen, auf eine Förderung zurückzugreifen“, so Ströbel.

ZWÖLF KARNEVALSZÜGE IM KÖLNER NORDEN

55 Züge ziehen während der „tollen Tage“ von Weiberfastnacht (dem traditionellen „Jan un Griet“-Umzug des Reiterkorps Jan von Werth) bis Veilchendienstag durch Köln – der „große“ Rosenmontagszoch, Geisterzoch & Co. sowie Kinderzüge mitgerechnet. Zwölf davon ziehen durch den Kölner Norden:

Am Karnevalssamstag machen die Jecken beim gemeinsamen Zoch durch Heimersdorf, Volkhoven und Weiler mobil, sowie in Merkenich. Des Weiteren ziehen der Longericher Kinder- und Familienzug sowie die Veedelszüge von Mauenheim und Riehl los.

Am Karnevalssonntag stehen Niehl, Longerich, der Worringer Kinderzug und Rheinkassel/Langel/Kasselberg auf dem Programm.

Am Rosenmontag haben die Worringer einen eigenen großen Umzug; am Veilchendienstag folgt der große Weidenpesch/Nippeser Zoch sowie jener in Pesch.

Alle Termine, mitsamt Startzeit und Aufstellort, finden sich im Netz.

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