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Köln-NippesSerie von schweren Unfällen im Stadtbezirk setzt sich fort

Lesezeit 3 Minuten
Viele Bürger trauern um den verunglückten Motorradfahrer.

Viele Bürger trauern um den verunglückten Motorradfahrer.

Nippes/Longerich – Die Serie von schweren Unfällen im Stadtbezirk Nippes setzt sich offenbar fort. Nach vier Verkehrstoten im Jahr 2016 und den drei von 2017 gab es auch im abgelaufenen Jahr 2018 wieder drei Todesopfer zu beklagen.

Das geht aus der jährlich vorgelegten Übersicht über Unfall-Häufungsstellen und tödliche Verkehrsunfälle vor, welche die Unfallkommission – bestehend aus Vertretern der Polizei und des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung – erarbeitet hat. Das Gremium hat die Aufgabe, aufgrund der Analyse des Unfallgeschehens auffällige Punkte auszumachen und Vorschläge zur Abhilfe an jenen Stellen zu liefern.

Zur jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Nippes lag den Politikern das aktuelle Werk vor. Ein Jahr ganz ohne Verkehrstote gab es damit nun schon seit mindestens 2006 nicht mehr – obwohl die Entwicklung der tödlichen Unfälle in Gesamtdeutschland jahrzehntelang stark rückläufig war und seit sechs Jahren bei um die 3300 jährlich pendelt.

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Tödlich verunglückten im Einzelnen Ende April 2018 eine 57-jährige Radfahrerin, die auf der Boltensternstraße in Höhe der Zufahrt zur Mülheimer Brücke von einem Lastwagen erfasst wurde. „Es war möglicherweise ein Toter-Winkel-Unfall“, vermuten die Unfall-Analysten. Ein weißes „Geisterrad“, aufgestellt vom ADFC, erinnert heute dort ans Geschehen. Mitte Juni wurde in Longerich an der Ecke Wilhelm-Sollmann-Straße/Neusser Straße eine Seniorin beim Überqueren der Gleise von einer Straßenbahn erfasst. Die 94-Jährige erlag später ihren Verletzungen.

Beim Abbiegen übersehen

Der Unfall mit den weitreichendsten Konsequenzen war am 6. Mai an der Ecke Militärring/Herforder Straße in Longerich: Damals wurde ein 22-jähriger Motorradfahrer von einer Autofahrerin erfasst, die verbotenerweise das gesperrte Endstück der Herforder Straße befuhr und ihn beim Linksabbiegen übersah. In der Folge wurde die Einmündung großflächig mit Baken abgesperrt. Noch heute ist die Einmündung ein Trauerort: Eine Installation mit Kreuz, Herzen inklusive Abschiedsgrüßen, Kerzen und Blumen erinnern an den tragischen Tod des jungen Mannes.

Unfälle 2018

Die Polizei stuft sämtliche Verkehrsunfälle in eine von sieben Kategorien ein. In die Kategorien 1 bis 3 fallen Unfälle mit Personenschaden – mit Getöteten, Schwer- beziehungsweise Leichtverletzten. Unfälle ohne Personenschaden, jedoch mit erheblichen Sachschäden, fallen in die Kategorie 4. Als Unfallschwerpunkte sind alle Kreuzungen oder Abschnitte klassifiziert, wenn sich binnen drei Jahren mindestens fünf Unfälle der Kategorien 1 bis 4 ereignen, oder es mindestens drei Unfälle mit Verletzten oder Toten gibt.

Das war 2018 an vier Stellen im Stadtbezirk Nippes der Fall: Neben der Kreuzung Wilhelm-Sollmann-Straße/Herforder Straße/Rambouxstraße in der Longericher Gartenstadt-Nord (zehn Unfälle) auch an der Kreuzung Emdener Straße/Geestemünder Straße im Niehler Industriegebiet (sieben Unfälle, elf Verletzte, davon einer schwer), an der Einmündung Neusser Straße/Bergstraße an der Grenze von Mauenheim und Weidenpesch (drei Unfälle, zwei Leichtverletzte) und an der Kreuzung Niehler Straße/Friedrich-Karl-Straße in Niehl (sechs Unfälle, sieben Leichtverletzte). (bes)

Unter den vier Unfallhäufungsstellen (siehe Infokasten) sticht mit zehn schweren Unfällen und gleich fünf Schwerverletzten vor allem die Kreuzung Wilhelm-Sollmann-Straße/Herforder Straße/Rambouxstraße in der Longericher Gartenstadt-Nord hervor. Die Ursache: Die erst vor kurzem erneuerte Ampelschaltung scheint viele Autofahrer zu verunsichern.

Denn für Rechtsabbieger, die von der Wilhelm-Sollmann-Straße über die Bahnschienen in die Rambouxstraße Richtung Heilig-Geist-Krankenhaus fahren, gibt es seit kurzem ein eigenes Signal. Wenn die Wilhelm-Sollmann-Straße Grün hat, wird für Rechtsabbieger separat Rot gezeigt, wenn sich eine Bahn nähert.

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Das Verfahren sollte für kürzere Wartezeiten sorgen, war aber offenbar überfordernd. „Diese Konstellation führt offensichtlich auch zu dem erhöhten Unfallgeschehen. Die Verwaltung kehrt daher zu der regulären Signalisierung zurück, auch wenn diese längere Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmenden nach sich zieht“, schreibt die Kommission.

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