Konditor in Köln-Niehl„Nirgendwo anders fühle ich mich so zuhause“

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Ausgerechnet als er abnehmen musste, entdeckte Udo Robl seine Vorliebe für Torten.

  • Udo Robl wurde vom Elektro- zum Tortenmeister und hat sich mit seiner Konditorei im Herzen von Niehl einen Traum erfüllt

Köln-Niehl – Niehl kennen viele als Endhaltestelle der Linie 16, das Veedel hat aber einen eigenen Strand, einen Hafen und – wenn auch nicht gern erwähnt – den legalen Straßenstrich. Dennoch ist es ein ruhiger Stadtteil. Udo Robl lebt seit 1985 mit Unterbrechungen hier. Weder Dellbrück noch Spanien konnten seinem Veedel das Wasser reichen, es zog ihn immer wieder zurück. Sogar Arbeit gefunden hat er in dem Stadtteil, der geprägt ist von der Industrie des Hafens und der Nähe zur Galopprennbahn. Anfangs war es ein TV- und Elektroladen, den er dann schloss, um für seine Töchter da zu sein. Doch so ganz ohne Arbeit, das war nichts für Udo Robl. Also erfüllte er sich mit 51 Jahren einen Traum und machte sein Hobby zum Beruf. Drei Jahre später sind das Café und vor allem seine Torten über die Grenzen Niehls hinaus bekannt. Selbst der Einzug einer Bäckereikette, nur ein paar Meter entfernt, nimmt ihm nicht die Motivation.

Woher kommt Ihre Begeisterung für Torten? Warum haben Sie ausgerechnet auf Konditormeister umgeschult?

Ich habe meine Liebe zum Backen entdeckt, als ich gesundheitsbedingt abnehmen musste. Ausgerechnet in dieser Zeit bekam ich Lust auf Torten. Also fing ich an, selbst welche zu machen – eben mit etwas weniger Zucker und Fett. Schon bald kamen meine Eigenkreationen sehr gut bei Familie und Freunden an. Auch das Hippodrom auf der Rennbahn war von meinem Käsekuchen überzeugt. Das Backen machte mir Spaß und wurde zur Leidenschaft. Nach der Trennung von meiner Partnerin war ich allein für meine drei Töchter verantwortlich. Daraufhin habe ich meinen Elektroladen aufgegeben. Dann wurde das Ladenlokal in der Sebastianstraße frei, und ich habe meine eigene Konditorei eröffnet.

Woher kommen die Rezepte?

Sie sind alle eigenhändig entwickelt. Ich lasse mich oft auch beim Einkaufen inspirieren. Mein Handwerk und die Tatsache, dass ich alles selbst mache, unterscheidet mich von vielen anderen Bäckern.

Warum haben Sie ihre Konditorei gerade in Niehl eröffnet?

Niehl ist mein Veedel. Der Stadtteil hat den dörflichen Charakter behalten. Nirgends fühle ich mich so zu Hause. Außerdem hat mich das Ladenlokal geradezu angelacht. Gute Lage, gute Größe, es gab nicht viel umzubauen, weil vorher eine Eisdiele darin war. Nicht zuletzt habe ich nette Kunden, die Mieten sind bezahlbar.

Was verbindet Sie persönlich mit dem Veedel?

Ich mag die Nähe zur City, ebenso den weitläufigen Charakter. Hier ist noch Luft zum Atmen, weniger Lärm als in der Stadt und nicht alles zugebaut. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen.

Sie leben seit 1985 in Niehl, was hat sich verändert?

Der Verkehr hat in den letzten Jahren definitiv zugenommen, viele neue Häuser und Wohnungen entstehen, und uns ist einiges an Grün genommen worden. Jetzt steht der Bau des Flüchtlingsheims an, die Niehler wissen nicht, was sie davon halten sollen.

Woher nehmen Sie Ihre Energie? Was treibt Sie an?

Der Spaß und die Liebe zu meinem neuen Beruf. Wenn ich in der Backstube stehe, vorbereite oder neue Torten entwickle und sehe, wie glücklich ich die Kunden machen kann, dann ist das die wahre Freude, die mich antreibt.

Zur Person

Udo Robl wurde in Brühl-Heide geboren und liebt sein Veedel Niehl. Zusammen mit seiner mittleren Tochter und seinen vier Katzen lebt er im Stadtteil und betreibt dort mit hingebungsvoller Handarbeit in einer ehemaligen Eisdiele die Konditorei Robl.

STECKBRIEF

Das mag ich an Niehl: Ich mag das ländliche, fast dorfähnliche in Niehl. Das ist verbesserungswürdig: Die Straßen könnten auf jeden Fall verbessert werden. Außerdem sind Apotheken und Banken kaum vorhanden. Lieblingsort in Niehl: Ich habe keinen bestimmten Lieblingsort. Ich mag das Veedel einfach.

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