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Kontroverse in Köln-NiehlIrritationen um geplantes Flüchtlingsheim

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Auf der Wiese neben dem neuen Kindergarten in Niehl soll die Unterkunft entstehen. Auf der anderen Seite liegt ein Sportplatz.

Auf der Wiese neben dem neuen Kindergarten in Niehl soll die Unterkunft entstehen. Auf der anderen Seite liegt ein Sportplatz.

  • Systembauten in Alt-Niehl sollen nach fast vier Jahren Warten entstehen – Verwaltung rechnet mit rund 20 Jahren Standzeit

Köln-Niehl – Der Informations-Abend zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Alt-Niehl im Pfarrheim St. Katharina lief noch keine Stunde, da hielt es auch Bezirksbürgermeister Bernd Schößler, wie viele der rund 120 Gäste, nicht mehr auf dem Sitz. „In Niehl wohnen mündige Bürger, mit denen müssen Sie einfach anders kommunizieren“, kritisierte er Ursula Adams, Abteilungsleiterin des Amtes für Wohnungswesen. „Wir haben nun eine komplett neue Grundlage, über die wir hier reden. Im Jahr 2015 hieß es noch, dass die Bauten fünf Jahre stehen werden – und man dachte sich, na gut.“

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Soeben hatte Adams verkündet, dass das auf einer Wiese an der Ecke Im Grund/Pastor-Wolff-Straße in Alt-Niehl geplante Systembau-Heim nicht fünf Jahre bleiben soll – wie es noch 2015 hieß. Sondern: Es gibt kein Limit; die Standzeit richtet sich allein nach der Lebensdauer der Gebäude, die laut Erfahrungswerten rund 20 Jahre beträgt. Auch Stephan Schug vom Niehler Bürgerverein machte seinem Unmut Luft. „Von der Stadt bin ich mega-enttäuscht. Sie setzt sich immer tolle Ziele, wie die in den Leitlinien definierten bis zu 80 Bewohner pro Standort oder die maximal fünf Jahre Standzeit einer Unterkunft. Und dann werden sie immer verfehlt.“

Auf der Brache neben der im Vorjahr eröffneten Kita und dem Neubau-Ensemble aus 30 Reihenhäusern sind zweigeschossige Fertigbauten mit 33 Wohnungen für bis zu 150 Bewohner vorgesehen.

Geplant und vom Rat beschlossen war das Heim bereits Ende 2014; im April 2015 wurden die Pläne schon einmal den Anwohnern präsentiert. Danach schien es so, als sei das Vorhaben im Sande verlaufen; man hörte jahrelang nichts mehr davon. Anfang des Monats verkündete die Stadt jedoch, dass die Unterkunft kommen werde. Nach jetzigem Stand soll sie im ersten Quartal 2019 fertig sein.

Angesichts der seit Mitte 2016 sinkenden Flüchtlingszahl sei das Hauptmotiv der neuen Unterkunft, die Notaufnahmen sowie Hotels frei zu bekommen, wo insgesamt rund 3700 der knapp 9600 in Köln untergebrachten Flüchtlinge leben, erläuterte Adams. Fernziel bleibe, normale Wohnungen für sie zu finden. „Wir brauchen in Köln Wohnraum ohne Ende, die Flüchtlings-Unterkünfte sind kein Dauerzustand“, bekräftigte sie. Am neuen Standort einziehen sollten praktisch nur Familien, die eine Bleibeperspektive hätten – „keine allein reisenden Männer“, wie sie betonte. Die rund fünf Millionen Euro Kosten würden aus bereits 2014 reservierten Etat-Mitteln aufgebracht. Vor dem eingezäunten Komplex sind acht Auto-Stellplätze geplant, für Hausmeister und Betreuer.

Mehr Fragen als Antworten

Doch nach fast zweieinhalb Stunden Debatte schien es, als ob sie mehr Fragen als Antworten geliefert habe. Die Bewohner hätten buchstäblich den Kanal voll, so ein Nachbar: „Bei uns standen mehrfach Keller unter Wasser, die vorhandene Kanalisation reicht schon jetzt nicht aus.“ Wie Adams betonte, solle jedoch das Regenwasser auf dem Heim-Gelände versickern; das von dort eingeleitete Abwasser falle kaum ins Gewicht. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Sicherheit für Fußgänger: Die Bürgersteige in der Siedlung sind schmal und hören mitunter abrupt auf – trotz eines Bezirksvertretungs-Beschlusses von Mai 2017 und des Engagements seitens des Bürgervereins für bessere, breite Gehwege. „Beim ersten Unfall mit Fußgängern wird das Geschrei groß sein“, prophezeite Schug.

Zu wenig Parkplätze

Von Ausbauplänen wisse sie nichts, so Adams. Man müsse sich noch mal mit dem Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung besprechen – was auch für die Parksituation gelte. „Wir kommen aus unseren Garagen schon jetzt kaum heraus. Und sehen Sie sich das mal am Wochenende an, wenn 150 Zuschauer zu einem Spiel des CfB Ford Niehl kommen“, bemerkte eine Anwohnerin hierzu. Dessen Anlage mit zwei Kunstrasen-Plätzen liegt ebenfalls gleich nebenan.

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