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Neuer Radclub in KölnDrei traditionsreiche Vereine verschmelzen

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.Immer wieder ein Highlight: Die Cologne Classics in Longerich (Archivbild)

.Immer wieder ein Highlight: Die Cologne Classics in Longerich (Archivbild)

Longerich – Alte traditionsreiche Namen mussten aufgegeben werden, dafür aber wehe nun ein frischer Wind in der Radsportszene im Kölner Norden, erklärte Werner Schleicher von der Radsportgemeinschaft (RSG). Seit 30 Jahren ist die an der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler angesiedelt, Schleicher (60) war ihr Motor, hatte sie 1988 als junger Sportlehrer ins Leben gerufen. Ende vergangenen Jahres warf die RSG ihre Eigenständigkeit über Bord und tat sich mit den zwei anderen im Kölner Norden ansässigen Radsportvereinen zusammen, dem RRC Günther Longerich und dem RC Durch aus Weidenpesch.

Sie einte die lange Tradition, den RRC Günther gab es seit 1921, der RC Durch datierte seine Anfänge noch früher zurück, auf 1901, er war damit der älteste Radsportverein Kölns. Aus und vorbei, nur noch eine Notiz für historische Archive. Der neue Verein, der aus dem Verschmelzungsprozess hervorging, heißt Cologne Cycling Club (CCC). „Der Name sollte international klingen, das hatten sich unsere jungen Mitglieder gewünscht“, erläutert Schleicher, der jetzt gemeinsam mit Gino Baudrie und Thomas Müller über die Neuerungen informiert. Das Trio bildet den Vorstand des CCC.

Abstimmung zwischen drei Vereinen

Baudrie, als Organisator des Longericher Radrennens Cologne Classics seit vielen Jahren das Gesicht des RC Günther, sagt mit nüchternem Tonfall, ohne Bedauern habe er die Namensänderung akzeptiert: „Das ist nun mal die heutige Zeit, die verlangt, dass man sich stetig verändert.“ Der 59-Jährige ist seit 46 Jahren im RC Günther aktiv. Thomas Müller vom RC Durch und mit 23 Jahren Jüngster in der Runde, sieht es genauso: Klar habe der RC Durch eine ruhmreiche Vergangenheit, etwa als Veranstalter eines Rennens über die Neusser Straße, doch sei es unumgänglich, sich zu modernisieren.

Müller entstammt einer Rennradfahrerdynastie, sein Großvater Paul Müller prägte lange den RC Durch. Bei der Versammlung im vergangenen Herbst im Albert-Richter-Stadion in Müngersdorf, bei der die Mitglieder der drei Vereine getrennt über den Verschmelzungsprozess abstimmen mussten, habe sich der 85-Jährige mit Ja ausgesprochen, berichtet sein Enkel. Ohnehin war das Votum eindeutig, es gab keine Gegenstimme.

Es handelt sich nicht um eine Fusion, dafür hätten sich die Altvereine zunächst auflösen müssen. Die Verschmelzung war dagegen ein gleitender Übergang, der mit der Namensänderung im Vereinsregister besiegelt wurde, erläutert Schleicher. Der Neuanfang sei gelungen, es hätten sich sofort zehn Personen beim CCC angemeldet. Dazu gehörte auch Andrea Eskau, in Bergheim-Elsdorf lebende Sportlerin und Star der Paracycling-Szene.

Kontakte in die Profi-Szene

Der Europacup Paracycling hat seit vier Jahren einen festen Platz bei den Cologne Classics. Über Pfingsten, vom 8. bis zum 10. Juni, wird das dreitägige Radsportevent wieder stattfinden – zum 67. Mal, nur eben diesmal organisiert nicht vom RC Günther, sondern vom CCC. So werden in diesem Jahr auch Schüler aus Köln und der Region teilnehmen, denn der Schulradsporttag, den die RSG jedes Jahr in Chorweiler veranstaltete – „Stadtmeisterschaften der Kölner Schulen“ – wandert nach Longerich zu den Classics ab. „Dann können unsere Jugendlichen bei richtiger Rennsportatmosphäre fahren“, freut sich Schleicher.

Der Umzug sei wegen der anstehenden Generalsanierung des Schulgebäudes notwendig. Außerdem befinde sich die Rennstrecke, die durch die Grünanlagen in Chorweiler führt, in einem maroden Zustand. Die Rückkehr der Schulstadtmeisterschaft nach einigen Jahren sei aber beabsichtigt, bekräftigt Schleicher. Insgesamt bedeute der Neustart für die drei Vereine einen „Riesenvorteil“. „Wir bündeln unsere Kräfte, jeder profitiert vom anderen, bringt seine Pluspunkte ein.“

Nachwuchsförderung, Kontakte in die Profi-Szene, Öffnung für Radsportvarianten wie das Cyclocross (Geländeradeln mit Rennrädern) – all das sei nun in einem einzigen Verein gegeben. Vor allem aber sehe er den CCC gut gerüstet für die Zukunft, bereits jetzt seien im Vorstand junge Mitglieder wie Thomas Müller eingebunden, so Schleicher. „Gino und ich leisten erst einmal Aufbauarbeit, in ungefähr zwei Jahren wollen wir unsere Posten dem Nachwuchs übergeben.“ Baudrie fügt hinzu: „Damit beugen wir einer Personenabhängigkeit vor und wirken auch Mitgliederschwund entgegen.“ Seinen Sitz hat der Cologne Cycling Club an der Heinrich-Böll-Gesamtschule.

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