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Rhein-Energie wehrt sichHunderte protestieren in Nippes gegen neue Verbrennungsanlage

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Demo Klärschlamm (5)

Die Demonstrierenden zeigten Banner und Plakate gegen die Klärschlammverbrennungsanlage.

Köln – Seit im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass eine Klärschlammverbrennungsanlage das Merkenicher Braunkohleheizkraftwerk ersetzen soll, erregt diese Aussicht die Gemüter im Kölner Norden. Die Bürgerinitiative Kölner Norden, die aus den Reihen mehrerer Bürgervereine gegründet worden war, wendet sich gegen die Pläne und hatte am vergangenen Wochenende erstmals zu einer Demonstration aufgerufen.

Etwa 400 Teilnehmer zogen vom Nippeser Tälchen aus über die Neusser Straße stadteinwärts bis zum Ebertplatz, wobei sie mit Transparenten und Sprechchören auf ihr Anliegen aufmerksam machten.

Anwohner fürchten Umweltverschmutzung und mehr Verkehr

Darunter auch ein Ehepaar aus Langel. „Wir sind solidarisch, weil wir uns im Kölner Norden verlassen fühlen, was den Ausbau der Infrastruktur angeht“, sagten die beiden Teilnehmer. „Kaum Einkaufsmöglichkeiten, kaum ÖPNV, stattdessen bekommen wir noch eine Dreckschleuder vor die Tür gesetzt. Darum müssen wir einfach mal kund tun, dass wir damit nicht einverstanden sind.“

Eduard Korn vom Bürgerverein Longerich beteiligte sich ebenfalls an der Demonstration. Er fürchtet vor allem eine deutliche Zunahme des Lkw-Aufkommens auf der Militärringstraße durch die Transporte von Klärschlamm aus den Kommunen außerhalb Kölns, die sich an der Anlage beteiligen. „Was da an Verkehr auf uns zukommt, kann man sich ausrechnen. Hinzu kommt die Geruchsbelästigung“, sagte er.

Kölner Grüne sprechen sich für Bau der Anlage aus

Im Vorfeld der Demonstration hatte die Ratsfraktion der Grünen den Unmut der Bürgerinitiative auf sich gezogen, denn diese hatte sich in einem Flugblatt eindeutig für den Bau der Klärschlammverbrennungsanlage in Merkenich ausgesprochen: Die Anlage sei ein wichtiger Baustein, um Köln bis 2035 klimaneutral zu machen, da sie das Braunkohlekraftwerk ersetzen werde.

Weiterhin werde sich die Luftqualität im Kölner Norden insgesamt verbessern und da der Klärschlamm aus dem Klärwerk Stammheim über eine bereits vorhandene Druckleitung nach Merkenich transportiert werden solle, könnten im rechtsrheinischen Köln etwa 4500 Lkw-Fahrten eingespart werden.

Bei den Organisatoren der Demo, Helga Wagner und Bruno Klais, kam dies nicht gut an. „Die Grünen hatten Zeit genug, uns über ihre Gründe zu informieren. Dass sie es bislang nicht getan haben, liegt nur daran, dass für sie der Bezirk Chorweiler nicht zu Köln gehört“, machte Klais seinem Ärger Luft.

Wagner widersprach der herrschenden Ansicht, es gäbe keine Alternative zur Verbrennung des Klärschlammes, die auch von Umweltverbänden geteilt wird: „Wir stehen in Kontakt mit Greenpeace, um mit deren Hilfe ein alternatives Entsorgungsverfahren zu finden, das ohne Verbrennung und ohne Emissionen auskommt“. Zumindest eine Variante habe ein Vertreter der Organisation als vielversprechend bezeichnet, so Wagner.

Rhein-Energie wehrt sich gegen Vorwürfe

Christoph Preuss, Pressesprecher der Rhein-Energie, die an der KLAR GmbH beteiligt ist, die für den Bau der Anlage gegründet werden soll, äußerte Verständnis für die Sorgen der Bürger. Er wehrte sich jedoch gegen den Eindruck, die Rhein-Energie habe diese nicht rechtzeitig informiert. „Wir haben uns an die Anwohner gewandt, bevor auch nur ein konkreter Schritt erfolgt ist. Es gibt noch kein Genehmigungsverfahren und keinen Bauantrag“, betonte er.

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Auch die Rhein-Energie hatte einen Flyer im Kölner Norden verteilen lassen, auf dem sie über Vorteile des Standorts informierte, die aus Sicht der Fürsprecher bestehen. Er kündigte außerdem an, dass eine Informationsveranstaltung in Vorbereitung sei, die stattfinde, sobald es die Pandemieschutzmaßnahmen erlauben würden – „nach Möglichkeit im zweiten Quartal“, so Preuß.

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