Spektakel in NippesSeifenkisten sausen durch das Tälchen

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich diese zwei rasenden Kisten.

Nippes – Die Strecke ist abgesperrt, die Fahrbahn gereinigt. Ein letzter Kaffee im Fahrerlager, dann kommt das Signal, die Fahrzeuge den Berg hinauf zur Startrampe zu schieben. Oben angekommen, kontrolliert Leon Wingenbach noch einmal die Lenkung seines Oldtimer-Lkw, testet die Bremsen. Das alles muss funktionieren, wenn der 15-jährige Schüler in seiner selbst gebauten Seifenkiste die 200 Meter lange Strecke im Nippeser Tälchen hinabschießt.

Der nicht sonderlich windschnittige graue Getränkelieferwagen mit professioneller Werbung für einen Energiedrink an der Seite war eines von vielen Fahrzeugen, die beim „Smart Racing Cologne“, der fünften Auflage des Seifenkistenrennens in Nippes, in der so genannten offenen Klasse mitfuhren. Ausrichter des zweitägigen Spektakels war wieder der Kölner Jugendhilfe- und Bildungsträgerverein Con-Action, der die Veranstaltung in Kooperation mit dem Dachverband des Deutschen Seifenkisten Derby (DSKD) organisiert hatte.

Knapp 100 Teilnehmer hätten sich diesmal für das Rennen zwischen der Startrampe am Bürgerzentrum Altenberger Hof und dem Ziel am Nippeser Festplatz angemeldet, berichtet Con-Action-Geschäftsführer Heiko Naumann. Nach vier Jahren Rennerfahrung in Nippes zieht Naumann bereits jetzt eine positive Bilanz: Die Stimmung unter den vielen ehrenamtlichen Helfern sei gut. „Anfängliche Probleme bei der Organisation und der Technik sind überwunden. Jetzt kennt jeder seine Aufgaben.“

Das Besondere an diesem – mittlerweile auch überregional beachteten – Wettbewerb sei neben dem offiziellen Vorentscheid zur Deutschen Meisterschaft des DSKD, die Teilnahme von 20 Piloten aus Kölner Schulen, sagt Naumann. In so genannten Praxisstationen haben die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung von Mitarbeitern des Vereins Con-Action ihre teilweise fantasievollen Fahrzeuge selbst gebaut. Der Verein betreue zurzeit mehr als 30 solcher Stationen an zehn Kölner Schulen, wo sich Schüler der achten bis zehnten Klassen im Rahmen der schulischen Berufsorientierung in ganz unterschiedlichen Berufen erproben können.

Dafür gibt es Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit, die Rhein-Energie-Stiftung Jugend, Beruf, Wissenschaft und der Bezirksvertretung Nippes, und es werden auch einige Fahrzeuge, die beim Rennen an den Start gehen, von Ausbildungsbetrieben gesponsert – bei denen die Teilnehmer auch Betriebsbesichtigungen, Praktika oder eine Ausbildung absolvieren können.

Leon Wingenbachs Lkw ist an der Hauptschule Reutlinger Straße entstanden. Rund 30 Arbeitsstunden haben er und seine Mitschüler in den Bau der Seifenkiste aus Sperrholz gesteckt, sagt Philippe van Loo, der die Schüler beim Bau unterstützt hatte. Auch das fahrende Bett, mit dem Mehmet Özel an den Start geht, ist an der Reutlinger Straße entstanden.

„Die Seifenkiste mit echtem Plümo haben wir einem Mitschüler gewidmet, der immerzu gähnte und ständig müde war“, erzählt van Loo. „Dir bauen wir ein Bett!“, hatte ihm der ehrenamtliche Lehrer versprochen. Beim Rennen rollte die weiße Kiste nach 28,6 Sekunden durchs Ziel. Profi-Seifenkisten, wie die von Vize-Europameisterin Lena Salewski (15) aus Fiberglas, sind einige Sekunden schneller am Ziel. Keine Chance für die rollenden Betten, Busse und Fantasiemodelle aus Holz. Dennoch: der Spaß beim Bauen ist wichtiger als alles andere.

KStA abonnieren