TrendsportartErster Discgolf-Parcours in Köln eröffnet

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Ernst Vollmer und Ralf Hüpper (v.l.)

Ernst Vollmer und Ralf Hüpper (v.l.)

Weidenpesch – Sich gegenseitig Plastik-Scheiben zuzuwerfen, ist längst keine Nischenbeschäftigung mehr. Während der Sommermonate findet sich kein Kölner Park, in dem nicht regelmäßig bunte Frisbees durch die Luft segeln würden. Nach ein paar Würfen schafft es fast jeder, die kreisrunden Dinger einigermaßen geradlinig fliegen zu lassen.

Doch das, was die Mitglieder des Vereins „Kettenjeklüngel“ mit den Frisbees machen, ist eine ganz andere Sache. Mit einer großen Tasche, gefüllt mit mindestens 20 verschiedenen Frisbees, steht der Vereinsvorsitzende Ralf Hüpper auf der Wiese in der Mitte der Bezirkssportanlage Weidenpesch.

Er ist aktiver Discgolf-Spieler, versucht mit seinen Würfen also in möglichst wenigen Versuchen einen Metallkorb in etwa einem Meter Höhe zu treffen. Wer das klingelnde Geräusch hört, der hat getroffen. Für Spieler der Trendsportart ist so ein Treffer am Ende einer Bahn nach Meinung des Kölners das „schönste Geräusch der Welt.“ Die Bahn Vier ist beispielsweise genau 100 Meter lang, mit drei Würfen schafft der Spieler ein sogenanntes „Par“ und bleibt damit im Soll. Auch sonst sind viele Regeln aus dem klassischen Golfsport entlehnt, sogar die verschiedenen Frisbee-Typen sind als „Driver“ oder „Putter“ nach den Golfschlägern benannt.

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Dass Hüpper und die anderen Spieler nun die erste feste Discgolf-Anlage in Köln nutzen können, hat vor allem mit der Beharrlichkeit des 41-Jährigen zu tun. Schon 2012 wandte er sich an das städtische Sportamt und regte an, einen festen Kurs mit mehreren Bahnen im Grüngürtel zu bauen. Das sei so üblich, in viele anderen Städten seien die Körbe und Abwurfflächen in bestehende Parks integriert, sagt er.

Widerstand der Verwaltung

Doch nachdem zunächst alles gut aussah, scheiterte der offizielle Antrag am Widerstand der Verwaltung. Denn: Die Kölner Grünflächensatzung untersagt die „Benutzung von Schleuder-, Wurf- und Schießgeräten“ in den Parks der Stadt. Dabei werde wohl häufig ein Auge zugedrückt, man habe mit einem Discgolf-Kurs aber keinen Präzedenzfall schaffen wollen, vermutet Hüpper. Der Lindenthaler berichtet, dass auch spätere Anfragen mit dieser Begründung abgelehnt worden seien. Auf Anfrage bestätigte eine Sprecherin der Stadt die Schilderungen des Sportlers. Im Frühjahr 2018 kontaktierte ihn schließlich das Sportamt und schlug die Sportanlage in Weidenpesch als alternativen Standort vor. Zwar wirkt die Wiese zwischen dem Fußballplatz und der Skater-Bahn wie ein kleiner Park, doch als Teil der Sportanlage unterliegt der Rasen nicht der Grünflächensatzung – dort darf also geworfen werden.

Neun Bahnen mit sechs Körben

Hüpper entwarf einen Kurs aus insgesamt neun Bahnen mit sechs Körben, die Stadt übernahm die Baukosten in Höhe von rund 12.000 Euro. Seit Ende 2018 kann der Kurs bespielt werden. Hüpper ist besonders vom Ausbaustandard der Bahnen begeistert. „Der Kunstrasen ist ein echtes Privileg“, sagt er. Die Abwurfzonen der Fläche sind mit dem synthetischen Untergrund bedeckt, sodass auch bei nassem Wetter ohne Rutschgefahr gespielt werden kann.

Der neue Kurs findet schon jetzt großen Anklang. Trotz der winterlichen Temperaturen sei fast immer jemand auf der Anlage, wie Ernst Vollmer berichtet. Er ist seit etwa einem Jahrzehnt Anhänger der Frisbee-Sports und freut sich über das Interesse der Anwohner und Spaziergänger. Gemeinsam mit den anderen Aktiven aus dem Verein will er dafür sorgen, dass die Sportart in Schulen und Universitäten bekannter wird. Besonders in den skandinavischen Ländern ist Discgolf beliebt, Finnland gilt als das europäische Land mit der größten Verbreitung. Ursprünglich kommt das Spiel aus den USA. Doch auch in Deutschland finden seit mehr als 30 Jahren Deutsche Meisterschaften statt, bundesweit gibt es circa 100 Anlagen.

„Der Kurs ist sehr flach und gut für Anfänger geeignet“, erklärt Vollmer. Tatsächlich gibt es kaum Hindernisse zu umwerfen, nur eine Bahn führt um eine Kurve zum Korb. Für den Anfang empfehlen die Vereinsspieler trotzdem, sich nicht mit einer Standard-Scheibe an dem Kurs zu versuchen. Der Kauf einer einfachen Discgolf-Frisbee für rund zehn Euro mache einen gewaltigen Unterschied, da Handhabung und Flugeigenschaften viel besser seien. „Vielleicht erkennt die Stadt ja dann, welches Ausbaupotential in unserem Sport steckt“, hofft Vollmer.

In den kommenden Monaten plant „Kettenjeklüngel“ öffentliche Trainingseinheiten. Interessierte können sich auf der Facebook-Seite des Vereins informieren. 

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