Umstrittene Bahn-Pläne für Köln-Nippes„Das wäre eine Gefahr für Leib und Leben“

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Rund 80 Gäste kamen zur Veranstaltung der Anwohnergemeinschaft Nippeser Westen

Nippes – Noch ist es am Rande des Eisenbahnviertels idyllisch und grün. Doch sollten die Pläne der Bahn für ein neues Zuführungsgleis wahr werden, droht entlang des Bahndamms ein großflächiger Kahlschlag. Jahrelang wäre die Nachbarschaft im jungen Viertel Lärm, Staub und Vibrationen ausgesetzt. Baustellen würden das Alltagsleben prägen und für Umwege sorgen.

Und zukünftig würden die Züge dicht an der Siedlung vorbeifahren, im nördlichen Teil des Veedels mit nur wenigen Metern Abstand zu den Häusern. „Wir brauchen das Grün und die Luftschneise hier. Das neue Gleis wäre eine Gefahr für Leib und Leben“, brachte es ein Besucher des Nachbarschaftstreffens der Anwohnergemeinschaft Nippeser Westen (AWG) e.V. auf den Punkt. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis durch den Baustellenverkehr Kinder totgefahren werden“, ergänzte eine Besucherin besorgt.

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Ein großes Protestbanner macht auf das Vorhaben aufmerksam.

Die Bahn will ein Zuführungsgleis entlang ihres Bahndamms bauen, um die Bahn-Abstellanlage auf dem Damm zwischen Nippes, Weidenpesch, Mauenheim, Bilderstöckchen und Longerich auch von Süden mit Zügen ansteuern zu können. In Höhe der kleinen Wiese entlang des Radwegs zwischen Sechzigstraße und dem Eingang zur Autofreien Siedlung würde die vom Bahndamm langsam abwärts führende Rampe beginnen.

Ab dem Bürgerpark zwischen autofreier und nicht-autofreier Siedlung würde die Zuführungsstrecke sogar zweigleisig. Von dort an würde sie an den Haustüren der Wohngebäude entlang Am Ausbesserungswerk vorbei führen, und dann über die derzeit ungenutzte, verwilderte Brücke über den Mauenheimer Gürtel. Durch einen bereits vorhandenen Tunnel käme das neue Gleis jenseits des Gürtels wieder nach oben auf den Bahndamm.

Projekt gibt es schon lange

2007 gab es von der Bahn schon mal einen Antrag auf die Eröffnung eines Planfeststellungs-Verfahrens für das südliche Zuführungsgleis. Danach war lange Zeit Ruhe, und das Vorhaben „schlummerte“ jahrelang vor sich hin. Nun ist das Projekt wieder hochaktuell: Ab 15. Juni fand eine Offenlegung der aktualisierten Pläne statt. Nur noch bis 15. August läuft die Frist für die Einwendungen Betroffener.

Die AWG befürchtet, dass die Bahn ihre Bauabsicht diesmal durchziehen will. Nun lud sie zur Nachbarschafts-Information: Auf der Wiese nahe der Sechzigstraße, wo das Rampenbauwerk beginnen soll, erläuterten Matthias Jungck und Stefan Hitzke aus dem Vereinsvorstand die Pläne. Anschließend beging die Gruppe gemeinsam das Gelände, um sich ein Bild davon zu machen, wo das neue Gleis verlaufen soll. Mehr als 80 Gäste kamen zum Treffen.

Baustelle würde das Viertel prägen

Der Hintergrund der Pläne sei der Mangel an Abstellflächen der Bahn im Linksrheinischen, erläuterte Jungck. In einer internen Standort-Untersuchung habe sich der Nippeser Bahndamm gegen das Betriebsgelände nahe des Hauptbahnhofs und Hürth-Kalscheuren durchgesetzt. Doch die Bahn habe das Viertel lange im Unklaren über das Vorhaben gelassen, beklagte er. Insbesondere habe man zugelassen, dass entlang der Straße Am Ausbesserungswerk massiver Wohnungsbau stattgefunden habe – trotz der vermutlichen Absicht, dort später mal ein Zuführungsgleis entlang zu legen und gegen den Planungsentwurf eines Architekturbüros, die dort einst stehende Wagenhalle zu erhalten und als Gewerbestandort weiterzunutzen.

„Die ganze Geschichte dieses Vorhabens stinkt“, so Jungck. Auch der zu befürchtende Baustellenverkehr würde das Viertel jahrelang prägen: Von Norden, Am Ausbesserungswerk, entstünde wohl, dort wo später die Gleisstrecke verlaufen soll, eine Baustraße für Baustellenfahrzeuge. Auch vom Eingang der Autofreien Siedlung und eventuell sogar von der Sechzigstraße könnten Zufahrten zur Baustelle eingerichtet werden.

Alternativen der AWG

Die AWG hatte der Bahn zwei Alternativen vorgeschlagen: Erstens den Ablauf auf dem bestehenden Bahndamm zu optimieren und mit zusätzlichen Weichen nachzurüsten, so dass rund 80 Prozent der Züge von Süden in die Abstellanlage einfahren könnten. Der Rest wäre von Norden aus machbar. Zweitens die Gütergleise auf die Westseite des Bahndamms zu verlegen, was die Situation auf einen Schlag entschärfen würde.

Doch beide Ideen lehnte die Bahn ab – den ersten Vorschlag als nicht praktikabel, den zweiten als viel zu teuer. In den nächsten Tagen bis zum Stichtag 15. August, sammelt die Initiative Unterschriften, mit denen sich die Unterzeichnenden den Einwendungen gegen das Planwerk anschließen können. „Und wenn eines Tages der Planfeststellungs-Beschluss ergeht, wollen wir juristisch dagegen vorgehen“, bekräftigte Hitzke.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der AWG.

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