NRW erlaubt nur EinzeltrainingAuch Hunde dürfen nicht in die Schulklasse

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Nicht nur Kinder, auch Hunde dürfen in Corona-Zeiten nicht in voller „Klassenstärke“ zurück in ihre Schule

Köln – „Wer soll das noch verstehen?“ fragt Peter Herrmann von der Kölner Hundeschule Vivipet. Er jedenfalls habe kein Verständnis dafür, dass er jetzt schon seit einem halben Jahr wegen Corona kein Gruppentraining mehr anbieten darf. „Im Außenbereich ist die Ansteckungsgefahr extrem klein“, sagt er. Schon vor Corona habe es bei Veranstaltungen einen Mindestabstand von drei, vier Metern zum nächsten „Mensch-Hund-Team“ gegeben. „Und wir haben ein Trainingsgelände von über 1000 Quadratmetern, könnten in kleinen Gruppen arbeiten, haben die Nachverfolgung und Hygienemaßnahmen: Sicherer geht es doch nicht“, meint Herrmann.

Nicht nur Kinder, auch Hunde dürfen in Corona-Zeiten nicht in voller „Klassenstärke“ zurück in ihre Schulen. Das stellt Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einer Antwort auf eine SPD-Anfrage klar. NRW sei eben das bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Bundesland. „Zum Schutze der Bevölkerung und zur Verhinderung der weiteren Verbreitung des Coronavirus wurden deshalb in Nordrhein-Westfalen besondere Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt, die dann auch bei den Hundeschulen zu einem restriktiveren Handeln als in anderen Bundesländern geführt haben“, so Laumann. Einzelunterricht draußen sei aber weiter erlaubt, ebenso wie Hunde-Training ohne die Halter. „In dieser Form können zum Beispiel auch Welpen miteinander in Gruppen spielen.“

Existenzbedrohende Situation

Die SPD-Abgeordnete Angela Lück hatte die Anfrage an die Landesregierung gerichtet: „Ist Hundeschulen-Gruppenunterricht unter freiem Himmel in NRW gefährlicher als in anderen Bundesländern?“ In anderen Ländern dürften Hundeschulen ihre Kurse nämlich bereits wieder in Gruppenstärke anbieten. In NRW fühlten sich daher viele Anbieter benachteiligt.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Das könnte Sie auch interessieren:

„Für uns ist das definitiv existenzbedrohend“, sagt Peter Herrmann. Einzelunterricht mache bei ihm nur etwa 25 Prozent des Umsatzes aus. „Glücklicherweise werden unsere Fachvorträge online sehr gut angenommen“, sagt Ellen Marques, Inhaberin der „Martin Rütter DOGS Hundeschule Köln“. Allerdings würden auch ihr „die größten Einnahmen auf der Wiese“ fehlen. „Gruppentrainings sind bei uns nicht erlaubt, obwohl wir jeden Mindestabstand mal 10 einhalten könnten.“

„Bildungslücke“ bei jungen Hunden

Letztlich würde zudem eine „neue Generation von Hunden heranwachsen, die nicht trainieren können, mit anderen Hunden umzugehen“, sagt Thorsten Baumann vom „Doc Team Cologne“. Spielgruppen für Welpen, die er derzeit anbiete, seien zwar „der Versuch, eine kleine Brücke für die Tiere zu bauen“: „Aber da fehlt dann sicher noch einiges.“

Auch die SPD warnt vor einer „Bildungslücke“ bei jungen Hunden: „Gerade während des Lockdowns haben sich viele Haushalte junge Hunde angeschafft, die nun nicht ausreichend trainiert und sozialisiert werden können“, so die Landtagsabgeordnete Lück. Das berge unter Umständen Gefahren für die Zukunft. Denn gerade die Leute, die sich jetzt einen Hund angeschafft haben, „stehen völlig im Regen“, sagt Peter Herrmann von Vivipet. „Wenn man weder den Menschen noch den Hund kennt, ist es sehr schwer, online am Bildschirm Hilfestellungen zu geben.“

Hundetrainer Martin Rütter betreibt 120 Schulen

Hundetrainer und Moderator Martin Rütter, bekannt durch zahlreiche Fernsehsendungen, hat es derzeit mit sehr unterschiedlichen Vorschriften zu tun. Er betreibt im deutschsprachigen Raum - von Südtirol bis Kiel - Hundeschulen an 120 Standorten. Einige seien komplett geschlossen, so Rütter. „Anderenorts ist dagegen schon wieder Einzeltraining möglich, in manchen Regionen darf dagegen wie gewohnt sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht stattfinden.“ Die Nachfrage jedenfalls sei gerade „wirklich wahnsinnig hoch“.

Neuer Inhalt (2)

Hundetrainer, Komiker und Buchautor Martin Rütter posiert mit Mischlingshund Rudi

Er selber sei derzeit mehr zu Hause. „Auch weil meine Live-Tour, bedingt durch Corona, gerade in der Pause ist“, berichtet Rütter. Seine Hündin Emma genieße dieses „Plus an Aufmerksamkeit“ enorm. „Wenn ich dann beispielsweise in einer Videokonferenz bin und sie vorbei schlawinert, dann streichele ich sie natürlich. Ganz klar - und von solchen Momenten gibt es halt einige am Tag.“

KStA abonnieren