Nur noch vier Krankenhäuser für Köln?Warum es an der Bertelsmann-Studie Kritik hagelt

Lesezeit 3 Minuten
Der Campus der Unikliniken in Lindenthal

Der Campus der Unikliniken in Lindenthal

  • Eine neue Krankenhaus-Studie im Auftrag der Bertelsmann-Studie sorgt in Köln und der Region derzeit für viele Diskussionen.
  • Darin heißt es, vier Krankenhäuser seien für Köln zukünftig ausreichend. Eine Umsetzung der Studie würde Standort-Schließungen bedeuten.
  • Was meinen Kölner Gesundheits-Experten zu der These? Die Redaktion hat nachgefragt.

Köln – Sozialdezernent Harald Rau hat sich am Montag kritisch zu einer neuen Krankenhaus-Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung geäußert. Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) hat berechnet, dass für die Stadt Köln im Jahr 2030 lediglich vier Krankenhäuser ausreichen könnten, ohne dass sich die Anfahrtswege für die Patienten drastisch verlängerten.

„Vier scheint mir deutlich zu wenig zu sein“, sagte Rau im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er sei zwar ebenfalls der Meinung, dass die Zahl der Betten in den Krankenhäusern angepasst werden müsse, eine so starke Reduzierung der Akut-Krankenhäuser halte er jedoch für einen zu starken Eingriff.

„Es ist aber auch klar, dass die Zeit der Krankenhäuser, die alle Krankheiten behandeln, zu Ende geht“, sagte Rau. Die Spezialisierung einer Klinik reiche dennoch nicht als alleiniges Kriterium für deren Notwendigkeit aus. Hätten sich zu viele Krankenhäuser auf das selbe Spezialgebiet konzentriert, müsse ein Überangebot ebenfalls reduziert werden.

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Bei Geburten ist das Angebot zu gering

Es gehe jetzt darum, herauszufinden, für welche medizinischen Teilgebiete wie viele Betten notwendig seien. In bestimmten Bereichen gebe es Überkapazitäten, in anderen wiederum ein zu geringes Angebot – das sei in Köln etwa bei Geburten und bei der Geriatrie der Fall. „Wir brauchen bei den Betten eine Neuorientierung“, sagte Rau.

Er erinnerte gleichzeitig daran, dass sehr viele Menschen aus dem Umland nach Köln kämen, um sich dort in Spezialkliniken behandeln zu lassen – in manchen Krankenhäusern handele es sich um die Hälfte aller Patienten. Auch für sie müsse ausreichend Platz vorhanden sein, da Köln eine Gesundheitsmetropole sei.

Vier Akut-Krankenhäuser würden ausreichen

Die Krankenhaus-Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung enthält auch ein Rechenmodell, demzufolge vier Akut-Krankenhäuser in Köln ausreichen würden, damit 100 Prozent der Patienten in maximal 30 Minuten ein Krankenhaus mit Regelversorgung beziehungsweise in maximal 60 Minuten eine Klinik mit Maximalversorgung – also mit umfassender Notfallversorgung bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall – erreichen können.

„Die Entfernung spielt tatsächlich nur bei den akuten Fällen eine Rolle, nicht aber bei den mit längerem Vorlauf geplanten Eingriffen“, sagte Rau.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich ebenfalls kritisch zu der Bertelsmann-Studie geäußert. „In dem ganzen Bericht geht es zu sehr um Quantität statt um Qualität“, sagte er. Er plädiere eher für Konzepte, die nicht danach ausgerichtet seien, wo sich noch mehr Betten reduzieren lassen. „Es muss darum gehen, wie ich zu einer besseren Versorgungsqualität für die Patienten komme“, so Lauterbach. „Das vermisse ich in dem Bericht.“ Er sei zu sehr danach ausgerichtet, wie sich die Kosten senken lassen. Das sei schade und eine vergebene Möglichkeit.

Erhebliche Investitionen nötig

Die städtischen Kliniken und die Uniklinik wollten sich auf Anfrage nicht zu der Bertelsmann-Studie äußern und verwiesen stattdessen auf eine Stellungnahme der Krankenhausgesellschaft NRW.

Deren Präsident Jochen Brink kritisierte, dass die Verfasser in der Studie zwar ihre Vision von einer für sie optimal strukturierten stationären Krankenhausversorgung am Beispiel der Region Köln dargestellt, aber einige zentrale Aspekte außer Acht gelassen hätten, die „die Umsetzbarkeit schwierig bis nahezu unmöglich“ machten. Für die im Gutachten vorgeschlagene Reduzierung der Anzahl der Krankenhäuser seien erhebliche Investitionen notwendig, die an keiner Stelle erwähnt oder beziffert würden.

KStA abonnieren