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Öl-Krise wegen KriegKölner Brauhaus streicht Pommes von der Karte

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Schnitzel ohne Fritten im Gaffel am Dom

Köln – Erste Anzeichen einer Ölkrise in Köln: Im „Gaffel am Dom“ wird es ab Freitag, dem 1. April, keine Pommes Frites mehr geben. Damit fällt immerhin für ein Drittel der Gerichte die gewohnte Beilage weg. „Das ist kein Aprilscherz“, sagt Geschäftsführer Erwin Ott. „Uns ist das Lachen vergangen. Unsere Öllieferanten können uns nicht mehr ausreichend bedienen, deshalb haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.“

Auf der fritten-freien Speisekarte, die schon jetzt auf der Internetseite steht, kann man sehen, was es statt der Lieblingsbeilage der Deutschen gibt: vor allem Brat- oder Pellkartoffeln. „Wir bieten auch Reis an, wissen aber, dass der kaum genommen wird.“ Als Alternativbeilage zur Currywurst sei ihm aber nun wirklich nichts eingefallen. Deshalb gibt es den Klassiker nun nur mit einem Röggelchen.

Ukraine ist Hauptproduktionsland

In dem Brauhaus gleich gegenüber dem Hauptbahnhof werden für die Fritteusen bis zu 150 Kilogramm Rapsöl in der Woche gebraucht. Durch den Krieg in der Ukraine, einem der Hauptproduktionsländer für Speiseöl, ist die Ware rar und teuer geworden. „Wenn wir 100 Kilo bestellen, kriegen wir vielleicht zehn. Und wer weiß, wie lange dieser Zustand anhält“, so Ott.

Dabei ist Currywurst mit Fritten mit 1000 Portionen im Monat einer der Renner im Lokal. „Das tut schon weh.“ Und sogar beim Salatdressing ist man von Essig-Öl auf Joghurt umgestiegen – aber das wird wohl weniger Proteste auslösen.

Bisher scheint Ott aber mit dem radikalen Schnitt eher allein dazustehen. Christian Kirchner ist Betreiber der „Weltmeister“-Imbisse an fünf Standorten in der Innenstadt. Dort gibt es ausschließlich Currywurst und Pommes – von der Karte streichen kann er die Fritten also nicht. „Das Öl ist um 50 Prozent teurer geworden“, sagt Kirchner. „Ich bekomme vom Großlieferanten die Menge, die ich brauche, aber auch nicht mehr.“ Es wird rationiert, damit niemand hortet.

Pro Standort braucht er etwa 20 Liter am Tag, das Öl wird täglich gewechselt. Nicht nur das Öl werde derzeit teurer, sondern auch Gas, Strom und die Zulieferfahrten. Auf Schweinefett könne er nicht umstellen, denn viele Kunden seien Vegetarier. Und das Schweinefett verändere auch den Geschmack.

Pommes durch Bratkartoffeln umsetzen

Nach der Corona-Zeit sei endlich wieder ein Aufschwung zu spüren, da wolle er den Kunden nicht gleich mit einer Preiserhöhung kommen. Bei ihm bliebe deshalb erstmal alles beim Alten.

Ebru Karabara, Geschäftsführerin des Burgerladens „Marx & Engels“ an der Venloer Straße, ist gelassen. „Das Öl ist zwar deutlich teurer geworden, aber ich habe genug da.“ Sie habe schon vor längerem Vorräte angelegt. „Eine Durststrecke ist nicht zu befürchten.“

Auch in der Burger-Braterei „Hornochse“ in Nippes ist das Problem noch nicht akut. Betreiber Felix Noyaner kann derzeit auch nur noch kleinere Mengen Speiseöl bestellen. Bis jetzt komme er noch damit aus, aber große Vorräte habe er nicht. Wenn es so weit ist, will er sich Alternativen überlegen: „Ich werde Pommes vielleicht durch Bratkartoffeln ersetzen, die ich hier auf meiner Platte heiß machen kann, oder Kartoffelpüree.“

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Bei den Brauhauskollegen im „Früh am Dom“ wird sich – bis auf Weiteres – ebenfalls nichts an der Speisekarte ändern, wie der gastronomische Leiter Karl-Heinz Scholzen sagt. „Wir halten unser Angebot so lange aufrecht, wie es geht.“ Ohnehin sind Pommes Frites nur bei den Schnitzeln als Beilage auf der Speisekarte, zu den meisten Gerichten werden Salzkartoffeln, Bratkartoffeln oder Püree serviert. „Wir sind da eher traditionell unterwegs und bewegen uns von den Fritten weg.“ In diesen Zeiten auf jeden Fall die richtige Richtung.

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