Ölleck bei Raffinerie in Godorf„Totalblamage für Shell und die Bezirksregierung Köln“

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Die Shell-Raffinerie in Godorf: Das Unternehmen ist  wegen einer undichten Rohrleitung erneut in den Schlagzeilen.

  • Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind bei Shell in Köln-Godorf bis zu 450.000 Liter eines Vorproduktes für Dieselöl aus einem korrodierten Rohr ausgelaufen.
  • Das Leck war schon länger bekannt, das bestätigt ein Gutachten. Trotzdem hat Shell keine Mitteilung an die Bezirksregierung gemacht.
  • „Es ist eine Totalblamage für Shell und die Bezirksregierung Köln, der zuständigen Überwachungsbehörde, die kaum nachvollziehbar ist“, sagt Paul Kröfges, Wasserexperte vom BUND.

Köln-Godorf – „Ich bin verärgert und enttäuscht“, sagt Jan Rolff, Vorsitzender der IG Hahnwald. „Wir dachten, nach den Überprüfungen der Rohrleitungen nach dem großen Kerosinaustritt von 2012 in Wesseling würde alles besser werden. Und jetzt das.“ Am Mittwoch war bekannt geworden, dass in der Shell-Raffinerie in Godorf bis zu 450 000 Liter eines Vorprodukts für Dieselöl in den Boden gesickert sind (hier lesen Sie mehr), weil eine Rohrleitung undicht war. Dies sei eine Bedrohung für die Umwelt und habe wieder langfristige Folgen. „Die Kontrollorgane müssen besser arbeiten“, fordert er.

Auch CDU-Ratsfrau Monika Roß-Belkner, die selber aus Godorf kommt, sagt: „Das ist ein unglaublicher Vorgang. Shell hat uns seit Jahren gesagt, dass die alten Rohre überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Das ist ein Unding, dass jetzt so etwas wieder passiert.“

Shell soll Anwohner in Köln-Godorf informieren

Shell müsse nun in Vorleistung treten und öffentlich machen, wie viele unterirdische Leitungen es noch gibt und was mit ihnen geschehen soll. Außerdem sollten die Rohre mit Mess-Sensoren ausgestattet werden. „Damit man nicht erst nach Monaten merkt, dass Öl austritt.“ Man wolle eine gute Nachbarschaft mit Shell, die Raffinerie biete schließlich viele Arbeitsplätze. „Aber es geht auch um Gesundheit und Umwelt.“ Sie wünscht sich nach den Sommerferien eine Informationsveranstaltung von Shell.

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Das lecke Rohr war schon im August 2019 stillgelegt worden, nachdem an ihm Ölspuren festgestellt worden waren. Doch erst im April wurde durch Zufall bei einer Routinemessung ein Ölaustritt festgestellt und die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde eingeschaltet. Das Ausmaß der ausgelaufenen Ölmenge wurde aber erst jetzt bekannt gegeben.

Die Bezirksregierung bestätigt, dass in einem Gutachterbericht angegeben ist, dass im August 2019 eine Undichtigkeit an der unterirdischen Leitung festgestellt wurde. „Shell ging davon aus, dass es sich dabei nur um eine Undichtigkeit des inneren, produktführenden Rohres handelte und dass ein im Bereich der Straßendurchführung vorhandenes äußeres Schutzrohr eine Boden- und Grundwasserverunreinigung verhindert hat. Daher hat Shell zu diesem Zeitpunkt keine Mitteilung an die Bezirksregierung gemacht. Ob diese Undichtigkeit im August 2019 hätte gemeldet werden müssen, ist noch nicht abschließend beurteilt.“

BUND-Wasserexperte ist entsetzt

„Dies ist eine Katastrophe für unsere unterirdischen Wasservorräte mit nicht absehbaren Auswirkungen für mehrere Millionen Kubikmeter Grundwasser. Es ist eine Totalblamage für Shell und die Bezirksregierung Köln, der zuständigen Überwachungsbehörde, die kaum nachvollziehbar ist“, sagt Paul Kröfges, Wasserexperte vom BUND, der sich seit langem mit Shell beschäftigt.

Jetzt müsse zügig die Sanierung umgesetzt werden. Der BUND werde sich hierüber informieren und prüfen, ob endlich die richtigen Konsequenzen gezogen würden. Nach Kröfges Einschätzung wird es aber ebenso wie beim Wesselinger Kerosinsee so sein, dass maximal ein Drittel des Öls abgeschöpft werden kann. „Der große Rest muss letztlich über lange Zeiträume auf biologischem Wege durch Bakterien abgebaut werden und wird noch Jahrzehnte ein Problem darstellen.“

Seiner Einschätzung nach sind die Nachbarn rund um Shell aber nicht unmittelbar durch diese Grundwasserverschmutzung bedroht. Shell betonte, dass sich der Austritt nur auf das Werksgelände beziehe und das Material träge und „ortsstabil“ sei.

Von Shell selbst gab es am Donnerstag keine weiteren Informationen. Die laufende Sanierung gehe weiter. Beim Nachbarschaftstelefon, das Shell ständig geschaltet hat, sei lediglich eine Anfrage zu dem Ölaustritt eingegangen.

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