Offenbach-JahrKöln feiert 200 Veranstaltungen zu Ehren des kölschen Jung

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Diese Frauen bringen Offenbach mit ihren Ideen unter die Kölner: Nicola Oberlinger, Astrid Freudenberger, Lena Roegler, Claudia Hessel, Natalie Hagen, Ulrike Neukamm, Marie-Christine Frank, Melanie Rossmann und Christina von Richthofen (v.l.)

Diese Frauen bringen Offenbach mit ihren Ideen unter die Kölner: Nicola Oberlinger, Astrid Freudenberger, Lena Roegler, Claudia Hessel, Natalie Hagen, Ulrike Neukamm, Marie-Christine Frank, Melanie Rossmann und Christina von Richthofen (v.l.)

Köln – Eigentlich ist es ein Phänomen für sich. Der Mann hat alles, was man braucht, um in Köln gefeiert zu werden: Musikalisches Genie, rheinische Leichtigkeit, französischen Esprit, spöttisch-satirischen Humor, mit dem er die Mächtigen durch den Kakao zieht, und Karnevalsgene. Jacques Offenbach schuf Musik für die Ewigkeit und wurde im 19. Jahrhundert als „Mozart der Champs-Elysées“ in Paris gefeiert. Trotzdem bedarf es eines Jacques-Offenbach-Jahres, um in Köln bekannt zu machen, dass der Komponist des weltberühmten Can Can aus „Orpheus in der Unterwelt“ in der Tat ein Kölscher Jung ist.

Aber – so viel kann als sicher gelten – wenn das Offenbach-Jahr anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten im Dezember endet, wird endlich jeder wissen, dass „Et Köbesje“, wie der kleine Jakob daheim am Alten Griechenmarkt 1 gerufen wurde, der weltweit berühmteste Sohn der Stadt ist. Mehr als 200 Veranstaltungen hat das aus geballter Frauenpower bestehende Organisationsteam um Koordinatorin Claudia Hessel in einer Art riesigem Mitmach-Projekt unter dem Titel „Yes, we CanCan“ zu Ehren des Erfinders der modernen Operette zusammenkomponiert.

Höhepunkt des Offenbach-Jahrs

Dabei steuert das Offenbach-Jahr gerade dynamisch auf seinen Höhepunkt zu: Auf das große Offenbach-Geburtstags-Festival, das vom 9. bis 28. Juni mit Opern, Premieren und Konzerten drinnen und draußen stattfindet. Rund um den Offenbachplatz, wo einst die Synagoge stand, in der Jacques Vater Isaac Offenbach Kantor war. Auf dem Programm stehen unter anderem die Opernpremiere „Die Großherzogin von Gerolstein“ und ein Geburtstagskonzert von Dominique Horwitz.

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Doch es ist neben den Angeboten der professionellen Kulturszene das Konzept als Ganzes, das das Offenbach-Jahr besonders macht. „Offenbach soll in Köln in der Breite sichtbar und hörbar gemacht werden und mit seiner vielfältigen Musik für Aha-Erlebnisse sorgen“, gibt Hessel als Ziel aus. Deshalb bringt sie Offenbach zu den Menschen und setzt bewusst nicht ausschließlich auf die klassischen Orte der Hochkultur.

So fährt die KVB das Konterfei des Künstlers ein Jahr durch Köln, Schulen können sich in dem Wettbewerb „Jacques und ich“ kreativ mit Offenbach auseinandersetzen. Der gemeinnützige Verein „Live Music Now Köln“ bringt Offenbach mit eintrittsfreien Konzerten in Pflegeheime, Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen. In Offenbach-Spaziergängen können sich Interessenten auf Spurensuche begeben und dem kölschen Musikgenie nachspüren.

Außerdem bietet die Persönlichkeit Jacques Offenbach neben seiner Musik viele Facetten eines Grenzgängers, die das Offenbach-Jahr in Veranstaltungen aufgreift: Als Sohn einer Kölner jüdischen Familie, der mit seinen Geschwistern in Kölner Kneipen Karnevalslieder darbot und der später mit seiner Hochzeit zum Katholizismus übertrat.

Als Wahlfranzose, der als deutsch-französischer Wanderer zwischen den Welten im Zuge der politischen Wirren seiner Zeit überall fremd wurde. In Frankreich wurde er als Deutsch-Jude angefeindet, in Deutschland galt er als Vaterlandsverräter. Um sich mit diesen Facetten gerade im EU-Wahljahr 2019 auseinanderzusetzen, haben die Organisatoren zahlreiche Veranstaltungen mit Kooperationspartnern wie etwa der Kölner Synagogen-Gemeinde, dem Erzbistum Köln oder dem Institut Français aufgelegt.

Von Juli bis September warten dann als Sommerevent Musikpicknicks zu Offenbachs Klängen in den Schlössern und Parks der Region. Acht Schlösser im Rhein-Erft-Kreis und im Oberbergischen Kreis haben die Organisatoren dafür ausgesucht. Mit dem Ticket erwerben die Besucher einen prall gefüllten Picknickkorb mit Decke, um den lauen Sommerabend auch kulinarisch zu genießen. Im Dezember wird dann zum Jahresfinale der Staffelstab in Bonn symbolisch übergeben. Dort wird das Offenbach-Jahr nahtlos vom nächsten großen Jubiläumsjahr abgelöst: 250 Jahre Ludwig von Beethoven. „Für ihn geben wir gerne die Vorgruppe“, meint Hessel augenzwinkernd.

www.yeswecancan.de

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