Jacques Offenbach und der Kölner KarnevalWar der Komponist ein echter Jeck?

Lesezeit 2 Minuten
AdobeStock_234917191

Seit dem frühen 19. Jahrhundert ziehen die Jecken an Karneval in Köln durch die Straßen.

Als Jakob wächst der spätere Jacques mit acht Geschwistern in der Domstadt auf. Dort wird er auch liebevoll „et Köbesje“ genannt. Das hat nichts mit dem Kellner im Brauhaus zu tun, sondern heißt so viel wie „kleiner Jakob“. Und von Jakob ist es nicht mehr weit bis zum „Jeck“. Schließlich ist der biblische Name Ursprung für den Begriff aus dem Rheinland. Aber war Jacques Offenbach „ne echte kölsche Jeck“?

Auftritte in den Kneipen der Stadt

Am 10. Februar 1823 führte der erste organisierte Karnevalszug durch Köln. Zu diesem Zeitpunkt war Jacques Offenbach gerade einmal drei Jahre alt. Sein Vater Isaac war Musiker und jüdischer Kantor. In dessen bescheidener Dienstwohnung hatte „et Köbesje“ schon früh Kontakt zur Musik. Zuerst lernte er Violine, doch sein Herz hing am Violoncello, auf dem er bereits in jungen Jahren seine außerordentliche Begabung zeigte. Mit seinen Geschwistern Isabella und Julius trat er in zahlreichen Kölner Kneipen auf, in ihrem Repertoire: traditionelle Karnevalslieder.

Das könnte Sie auch interessieren:

Arien „op Kölsch“

Die karnevalistische Theaterkunst lernte Jacques Offenbach durch Bernhard Breuer kennen. Der berühmte Cellist und Komponist von Karnevalsstücken und -liedern schrieb 1832 das Lustspiel „Die Kölner in Paris“. Darin arrangierte er bekannte Melodien neu, die Arien natürlich auf Kölsch. Die Ouvertüre „O Jerum-Walzer“ des Domkapellmeisters Carl Leibl verarbeitete er ebenfalls darin. 1856 baute Jacques Offenbach den Ohrwurm dann in seinem Stück „Tromb-Al-Ca-Zar ou les Criminels dramatiques“ ein.

Alles zum Thema Musik

Alle Klassenunterschiede vergessen

Auch in seinen Offenbachiaden finden sich Parallelen zum Kölner Karneval. Jedweder Autorität wird misstraut – ob politischer, religiöser oder ästhetischer. Und natürlich wird diese ordentlich durch den Kakao gezogen. Die Mächtigen werden herabgesetzt, die vermeintlich Schwachen gewinnen. Das hat Tradition: Schon die Römer feierten so bei einem Fest namens Saturnalien mit viel Wein. Für wenige Tage waren alle Klassenunterschiede vergessen. Die Verkleidung damals: Filzkappen. Auf den ersten Rosenmontagszügen waren dagegen Chinesen, Osmanen und Inder zu sehen. Fernost findet sich auch im Divertissement „Za Ze Zi Zo Zu oder die beflügelte Nase, eine chinesische Dummheit“ von 1841 wieder. Hat Offenbach davon gehört und mit „Ba-Ta-Clan“ eine eigene Version dieser Geschichte vertont?

Der berühmte „Cancan“ von Jacques Offenbach jedenfalls ist ein Sinnbild für Spaß, Tanz, Rausch und Volksnähe und passt damit wunderbar zur Kölner Lebensfreude und zum lebendigem Brauchtum.

KStA abonnieren