Omikron-AusbreitungKritische Infrastruktur in Köln bereitet Notfallpläne vor

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Ein Kölner Feuerwehrmann wird im Infektionsschutz-Zentrum auf das Virus getestet.

Ein Kölner Feuerwehrmann wird im Infektionsschutz-Zentrum auf das Virus getestet.

Köln – Die Zahl der Corona-Fälle mit der als besonders ansteckend geltenden Omikron-Variante steigt weiter deutlich. Nach dem Ende der Weihnachtsferien soll am kommenden Montag auch der Unterricht an Nordrhein-Westfalens Schulen in Präsenz fortgesetzt werden. Eltern und Lehrer fordern deshalb die Ausarbeitung eines Notfallplans, um auf die Omikron-Welle vorbereitet zu sein. Auch die kritische Infrastruktur in Köln trifft Vorkehrungen.

Zur krititschen Infrastruktur gehören unter anderem Einrichtungen und Organisationen aus den Bereichen Ernährung, Medien, Energie und Verkehr. In Köln gehören zum Beispiel die Feuerwehr, der Energieversorger Rhein-Energie, die städtischen Kliniken und der öffentliche Nahverkehr der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zur kritischen Infrastruktur.

Kölner Stadtverwaltung arbeitet „zeitversetzt"

Die Kölner Stadtverwaltung arbeitet aktuell unter den gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen mit einem Hygienekonzept, 3G- und Maskenpflicht, so wie Home-Office und einem Test- und Impfangebot für die Mitarbeitenden. Darüber hinaus prüfe man ein „zeitversetztes Arbeiten, um um die zeitgleiche Erkrankung von ganzen Teams zu vermeiden", wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt.

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Ersatzleitstelle beim Kölner Energieversorger Rhein-Energie

Bei der Rhein-Energie gelte im Allgemeinen die 3G-Regel für Angestellte und Besucher, Kontrollen am Arbeitsplatz in Bezug auf den Impfstatus, beziehungsweise das erforderliche Testzertifikat und eine Maskenpflicht. Darüber hinaus habe man eine umfassende Home-Office-Regelung mit „bis zu 90 Prozent Quote der in Frage kommenden Arbeitsplätze", berichtet das Unternehmen auf Anfrage.

Für Notfälle bestehe eine Ersatzleitstelle, damit bei einer auftretenden Infektion die Steuerung der Netze gewechselt werden könne. Seit gestern habe man darüber hinaus das Personal der Leitstelle auf zwei Standorte aufgeteilt, um Kontakte zu reduzieren. Auch die „mobilen Entstördienste sind weitestgehend isoliert", heißt es weiter.

Angepasster Fahr- und neuer Pausenplan bei der KVB

Die KVB ist seit Frühjahr 2020 in engem Austausch mit dem städtischen Krisenstab und hat ihre Fahrpläne mehrmals an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. So sei man zeitweise in einem modifizierten Samstagsfahrplan unterwegs gewesen und habe den Fahrplan ohne Nachtverkehr durchgeführt. Reagiert habe man auch auf politische Entscheidungen, wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilt. In Zeiten von geschlossenen Schulen und Ausgangssperren, sei „deutlich weniger Personalaufwand" gefordert gewesen.

Im Falle weiterer Corona-Beschränkungen durch das vermehrte Auftreten der Omikron-Variante, sei die KVB in der Lage auch kurzfristig zu reagieren und in Absprache mit dem Krisenstab der Stadt Köln einen „stabilen Fahrplan" aufrecht zu erhalten, um die Mobilität derer zu gewährleisten, die auf die öffentlichen Verkehrsmittel des Unternehmens angewiesen sind. Mit neuen Pausenregeln, der Installation von Trennscheiben und einer Maskenpflicht will man zudem die Ansteckungsgefahr für die Fahrerinnen und Fahrer so gering wie möglich halten.

Weniger schichtübergreifende Kontakte bei Kölner Polizei

Auch die Polizei rüstet sich für die befürchtete Omikron-Welle und organisiert ihre Arbeit um. Nachdem die Infektionszahlen in der Kölner Behörde mit ihren 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuletzt schon deutlich gestiegen waren, sollen die Kontakte innerhalb der Belegschaft nun noch weiter reduziert werden. So sollen die Dienstgruppen weitgehend unter sich bleiben, es soll so wenig schichtübergreifende Kontakte geben wie möglich, kündigt der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz an.

Deshalb fallen auch vorerst die so genannten Lapperdienste weg – also Pools aus Beamtinnen und Beamten, die während der Schichtwechsel auf den Wachen die Präsenz auf der Straße aufrecht erhalten. Denkbar ist auch die vorübergehende Rückkehr zu Zwölf-Stunden-Schichten, die die Polizei in Köln während der Pandemie bereits erprobt hat. Zudem sollen die Streifenwagen noch häufiger desinfiziert werden, im Auto gilt die Maskenpflicht.

Städtische Kliniken versuchen Beschäftigte in Elternzeit für Aushilfe zu gewinnen

Die städtischen Kliniken seien grundsätzlich auf unterschiedliche Notfall-Szenarien vorbereitet. „Die Sicherstellung der medizinischen Daseinsvorsorge der Stadt Köln ist eine unserer elementaren Aufgaben“, betont der Ärztliche Direktor der Kliniken Köln, Horst Kierdorf. Er warne vor einer „Welle mit besonderer Ausprägung" und rufe alle Kölnerinnen und Kölner dazu auf „Kontakte zu meiden, auch wenn es in der Weihnachtszeit schwer fällt."

Der Pandemie-Plan werde laufend überprüft und angepasst. Mit Blick auf die Omikron-Variante rechne man aber dennoch mit „erheblichen Personalausfällen." An den Standorten Holweide, Merheim und dem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße sei das Team zwar überwiegend „geboostert", dennoch führe man Gespräche mit Beschäftigen in Elternzeit und Rente, um sie für eine Aushilfe zu gewinnen. Die Lagervorräte der Medikamente und Schutzausrüstung habe man „deutlich erhöht", so Kierdorf.

Uniklinik muss abwägen, ob zweite Covid-Station sinnvoll ist

Auch die Kölner Uniklinik bereitet sich auf den schlimmsten Fall vor. Derzeit liegen dort 28 Corona-Patienten, 13 von ihnen auf Intensivstation. Noch versucht die Klinik, die Patienten möglichst gebündelt auf der Station 4b unterzubringen. Diese jedoch hat insgesamt nur 14 Intensivbetten, eine Erweiterung auf 16 Betten ist kurzfristig möglich. Normalerweise liegen auf der 4b zudem auch Nicht-Covid-Patienten, das ist aktuell kaum möglich. Sollte die 4b keine neuen Patienten mehr aufnehmen können, blieben für schwere Covid-Fälle nur zwei Optionen: Eine aufwändige Verteilung auf andere Intensivstationen des Hauses oder die Einrichtung einer zusätzlichen Covid-Station.

Täglich wägen die Verantwortlichen ab, ob die Eröffnung der zweiten Covid-Station sinnvoll ist. Bislang ist das nicht der Fall, es dürfte angesichts der Lage aber eine Frage der Zeit sein. „Wir sind bestmöglich darauf vorbereitet“, sagt Uniklinik-Sprecher Timo Mügge. 97 Prozent des Personals sei vollständig geimpft, rund zwei Drittel inzwischen zudem geboostert. Das Risiko auf Omikron-Ausbrüche innerhalb des Hauses ist vergleichsweise gering. Verfrüht will die Uniklinik keine neue Station eröffnen, dies wäre gleichbedeutend mit Einschränkungen an anderen Stellen der Klinik.

Feuerwehr und Rettungsdienst haben Ausfallkonzepte vorbereitet

Auch die Feuerwehr und die Rettungsdienste schaffen Redundanzen, um einsatzfähig zu bleiben, auch wenn eine Quarantänewelle hereinbrechen sollte. „Wir haben Ausfallkonzepte, falls es wirklich soweit kommen würde, dass eine Feuerwache nicht mehr einsatzbereit ist“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller. „Für den Fall haben wir jetzt schon vorgeplante Einsatzkräfte, die nahtlos übernehmen könnten, aber räumlich völlig getrennt sind.“ Damit sei man schon in der ersten Hochphase gut gefahren.

Zu Pandemiebeginn im März 2020 war erheblich Personal von mehreren Wachen wegen Infektionen und Quarantäneanweisungen ausgefallen. Feuerwehr und Rettungsdienst blieben aber immer funktionsfähig. Nachgewiesene Infektionen durch Patientenkontakt gab es bisher nicht. Fünf Feuerwehrleute sind derzeit infiziert, acht stehen unter Quarantäne.

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Das Ordnungsamt arbeitet mit rollierenden Schichten, um Kontakte untereinander möglichst zu reduzieren – auch schon vor Omikron. Die Entwicklung mit der neuen Mutation werde „tagesaktuell beobachtet und eingeschätzt“, hieß es von der Stadt. Weitere Maßnahmen könnten dann kurzfristig umgesetzt werden. Derzeit ist ein Mitarbeiter infiziert, ein weiterer in Quarantäne.

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