Paten gesuchtWiddersdorfer Landwirt vergibt Blühstreifen

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Bienen-Freunde rund um NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (3.v.r.) am neuen Widdersdorfer Bienenhotel 

Widdersdorf – Die Lerche wohnte schon immer in dem großen Feld am Rand von Widdersdorf. Der Kiebitz ist mittlerweile verzogen. Er hat am Max-Planck-Institut ein neues Zuhause gefunden. Eine Gruppe Feldhamster ist neu zugewandert, wenn auch nicht ganz freiwillig. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und Bernhard Conzen , der Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV), haben die bedrohte Tierart am Randkanal ausgewildert – und nun auch noch ein Insektenhotel auf dem Acker neben der Chryslerstraße aufgebaut. Möglichst bald sollen Wildbienen und andere Tierchen dort einziehen.

Insektenschutz gemeinsam anpacken

Bei der feierlichen Eröffnung des neuen Domizils konnten die Besucher so einiges darüber erfahren, warum es nun dort steht. Bernhard Conzen erläuterte die Ziele, die der RLV mit der Aktion verfolgt: „Unsere Devise lautet – Insektenschutz gemeinsam anpacken“, sagte er. Deswegen habe der Bauer Friedhelm Decker einen großen Teil seiner Ackerfläche an der Chryslerstraße in einen großen Blühstreifen verwandelt und darum hat der RLV dort zwischen Klatschmohn und Kornblumen nun auch einen passenden Unterschlupf für die kleinsten Anwohner installiert.

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Bienen-Freunde rund um NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (3.v.r.) am neuen Widdersdorfer Bienenhotel 

Das Engagement des Widdersdorfer Landwirts sei kein Einzelfall, schilderte Conzen. Allein im vergangenen Jahr hätten Bauern im Rheinland auf mehr als 5700 Hektar Blüh- und Brachflächen angelegt. „Wir nehmen unseren Teil der Verantwortung für Biodiversität und Artenschutz an“, betonte er. Schließlich bräuchten die Landwirte die Bienen und andere Insekten für die Bestäubung der von ihnen angebauten Pflanzen. Auch bei den Bauern sei die Sorge seit der Veröffentlichung der Krefelder Studie groß. Die Untersuchung hatte ergeben, dass der Insektenbestand in den vergangenen 30 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen ist.

Laut Naturschutzbund (Nabu) sind es in NRW mancherorts sogar 80 Prozent. Umweltministerin Heinen-Esser erläuterte die Gründe für das Insektensterben: Natürlich sei zu einem Teil auch die moderne Landwirtschaft ursächlich dafür, beispielsweise Monokulturen und der Einsatz von bestimmten Schädlingsbekämpfungsmitteln in Form von Pestiziden. „Da müssen wir ehrlich bleiben“, so Heinen. Hinzu kämen aber noch eine ganze Reihe anderer Gründe, wie die Flächenzersiedelung, die dazu führt, dass immer mehr ehemals blühende Wiesen zubetoniert werden. Auch die Lichtverschmutzung, also künstliche Beleuchtung von Flächen sei ein Grund. Sie führe dazu, dass die Insekten desorientiert seien und Schwierigkeiten hätten, Nahrung zu finden. Zudem stünden elektromagnetische Wellen, die von Funkmasten ausgehen, im Verdacht, den Tieren zu schaden. Heinen lobte das Engagement der Landwirte. „Ich freue mich, dass sie ihren Teil dazu beitragen wollen, dass die Insekten wiederkommen.“

Suche nach Lösungen

Und der Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsministeriums fand seinerseits lobende Worte für das Ministerium und die untergeordneten Behörden: „Wir finden es gut, dass sie einen Dialog anstreben, der gesellschaftliche Gruppen zusammenführt“, sagte er. So stünde nicht die vorwurfsvolle Frage, wer das Insektensterben verursacht hat im Vordergrund, sondern die gemeinsame Suche nach Lösungen. Aus seiner Sicht ist das wirkungsvoller als gesetzliche Auflagen.

„Freiwilligkeit geht schließlich einher mit Einsicht und Überzeugung“, führte Conzen aus. Und das sei unverzichtbar für ein dauerhaft erfolgreiches Engagement. Er schilderte, dass die Landwirte sich in vielerlei Hinsicht für den Erhalt der Tierwelt einsetzen: „Wir schützen die Gelege der Kiebitze und legen Feldlerchenfenster an. Landwirte setzen Wildretter beim Mähen ein, die Kitze aufstöbern und in Sicherheit bringen. Sie kümmern sich um Schwalben und Feldhamster.“

Das Bienenhotel ist nun ein weiterer Schritt in eine Zukunft, in der Lerchen, Kiebitze, Hamster und Insekten am Rand von Widdersdorf wieder zusammenleben. Dabei bietet der RLV auch Bürgern die Möglichkeit, sie dabei zu unterstützen und bietet dafür sogenannten Blühstreifen-Patenschaften. Für einen bestimmten Spendenbetrag legt ein Landwirt ein solches Paten-Wiesenstück an. Die Landwirte, Verwaltungsmitarbeiter und Politiker waren sich bei der Eröffnung des Bienenhotels einig: „Das ist doch eine gute Geschenk-Alternative zu einem Blumenstrauß.“ www.rlv.de/verbraucher/blueh-patenschaft

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