Abo

Pilzbefall im BrutkastenGesundheitsamt gibt Entwarnung

Lesezeit 3 Minuten
Eine Kinderkrankenpflegerin versorgt ein Neugeborenes. 

Eine Kinderkrankenpflegerin versorgt ein Neugeborenes. 

Köln – Das Gesundheitsamt hat bestätigt, dass bei einer Kontrolluntersuchung eines Inkubators auf der Frühgeborenen-Intensivstation der Uniklinik ein Schimmelpilz gefunden wurde. Die Klinik habe den Vorfall bei der Stadt gemeldet, obwohl keine Meldepflicht bestehe, hieß es. Zugleich gab die Behörde Entwarnung: Bei dem gefundenen Keim handele es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um einen Pilz der Spezies „Aspergillus“. Nur diese Art führe in Einzelfällen, „am ehesten bei Extrem-Frühgeborenen in der ersten Woche nach Geburt oder stark immungeschwächten Patienten“, zu einer Infektion. Der Fund sei daher als unkritisch zu bewerten. „Ein letztes Risiko ist nicht auszuschließen, aber in diesem Fall nicht anzunehmen.“

Die Eltern der kleinen Louisa, die drei Tage lang in dem verunreinigten Brutkasten auf der Frühgeborenen-Intensivstation lag, hatten dies in ihrer großen Sorge am Vortag publik gemacht. Sie sprechen von grober Fahrlässigkeit und einer Verletzung der Hygienestandards. Vater Jens P. (Name geändert) wirft der Klinik vor, den Inkubator in Betrieb genommen zu haben, ohne das Ergebnis einer Kontrolluntersuchung abgewartet zu haben.

Vater befürchtet Gefährdung

Demnach kann ein Schimmelpilz erst nach 48 Stunden nachgewiesen werden, weil zunächst eine Kultur angelegt werden muss. Erst am Mittwochmorgen habe die Hygieneabteilung eine Warnung ausgesprochen. Da habe seine schwer kranke Tochter – sie erlitt bei der Geburt in der 28. Woche eine Hirnblutung – bereits tagelang in dem Brutkasten gelegen.

„Das war ein Fehler, der sich leicht hätte vermeiden lassen“, sagt der Vater, der eine weitere Gefährdung seines ohnehin schon stark geschwächten Kindes befürchtet. Dagegen bescheinigt das Gesundheitsamt der Klinik, die ergriffenen Maßnahmen seien aus krankenhaushygienischer Sicht adäquat. Auf die Vorwürfe hat unterdessen auch die Mitarbeitervertretung der Klinik reagiert. „Dass dieser Pilz überhaupt aufgefallen ist, ist kein Zeichen für schlampige Arbeit sondern dafür, dass unsere Qualitätsstandards besonders hoch sind“, sagt Personalrat Martin Sager.

Die Hygieneabteilung führe regelmäßig und unangekündigt sogenannte „Abklatsch-Tests“ durch. Dabei werden mit einem Nährboden Oberflächen oder Hände des Personals berührt und Abstriche genommen, um Keimbelastungen aufzudecken. Schimmelpilze gehörten dabei zu den üblichen und überall auftretenden Umweltkeimen. „Die Sporen fliegen in der Luft und setzen sich auf alle Flächen, selbst wenn diese zehn Minuten vorher desinfiziert wurden.“

Infektionsgefahr gering

Sager, der selbst seit 30 Jahren als Intensivkrankenpfleger arbeitet, hält die Gefahr einer Infektion der Frühgeborenen für äußerst gering. Es sei natürlich nachvollziehbar, dass die Eltern eines schwerkranken Kindes verängstigt sind und jede Maßnahme an ihrem Kind weitere Verunsicherung hervorruft. „Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Hygiene für unsere Teams einen extrem hohen Stellenwert hat. Die machen lieber Überstunden als unvorsichtig zu handeln.“

KStA abonnieren