Polizei ermitteltPatient stirbt während Rettungsdiensteinsatzes in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Ein Fahrzeug des Rettungsdienstes (Symbolbild)

Köln – Der Notruf über die 112, der jetzt Teil einer Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft ist, erreicht den Kölner Rettungsdienst in der Nacht zum Sonntag vorvergangener Woche. Ein 57 Jahre alter Mann klagt in seiner Wohnung am Kölnberg in Meschenich über Schmerzen. Ein so genannter Notfall-Krankentransportwagen eilt zur Straße An der Fuhr. Die beiden Besatzungsmitglieder laden den Patienten ins Fahrzeug ein und brechen zum Antonius-Krankenhaus auf. Eine knappe Viertelstunde Fahrt. Kurz darauf ist der 57-Jährige tot. Nun ermittelt die Polizei.

Massiver Verstoß gegen die Standards?

Es gibt viele offene Fragen. Vor allem ein Verdacht steht im Raum: Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der Patient während des Transports zum Krankenhaus im hinteren Teil des Fahrzeugs sich selbst überlassen gewesen sein. Beide Rettungsdienstmitarbeiter sollen angeblich vorne im Wagen gesessen haben. Stimmt das, wäre das ein massiver Verstoß gegen die Standards, bestätigt auf Anfrage Alexander Lechleuthner, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes der Feuerwehr Köln. Einer fährt, einer kümmert sich hinten um den Patienten – das sei die fachgerechte Leistungserbringung, sagt Lechleuthner. „So wird geschult, dazu braucht es auch keine extra Dienstanweisung, das ist unser Standard, und das kann man sich auch gar nicht anders vorstellen.“

Lechleuthner betont aber auch: Seinen bisherigen Informationen zufolge soll ein Mitarbeiter während der Fahrt durchaus hinten beim Patienten gewesen sein. „Aber das ist eines der Dinge, die wir jetzt genau aufklären müssen.“

Polizei beschlagnahmt Krankenunterlagen

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, verfolgt auch die Polizei Hinweise darauf, dass die Einsatzkräfte beide vorne gesessen haben – angeblich, weil der 57-Jährige hinten seine Ruhe hätte haben wollen. So soll sich zumindest einer der beiden Mitarbeiter geäußert haben – ob das stimmt, prüft die Polizei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bestätigt das Todesermittlungsverfahren. Sämtliche Krankenunterlagen des Patienten seien beschlagnahmt worden, auch die Einsatzunterlagen aus der Nacht und zum Beispiel die Sprachaufnahme des Notrufs würden nun ausgewertet. „Es wird geprüft, ob Hinweise auf ein Fremdverschulden vorliegen.“ Zum jetzigen Zeitpunkt werde nicht gegen konkret Beschuldigte ermittelt, sagte Bremer.

57-jähriger Patient wurde obduziert

Eine Obduktion des 57-Jährigen ergab, dass er an einer Lungenembolie starb – und zwar entweder während des Transports oder kurz danach, jedenfalls noch bevor Ärzte des Krankenhauses ihn in ihre Obhut übernahmen. „Es steht fest, dass der Patient in unserem Verantwortungsbereich gestorben ist“, sagt Lechleuthner – aber zu welchem genauen Zeitpunkt und unter welchen Umständen, das müsse gründlich aufgearbeitet werden. „Erst danach wissen wir, ob es ein vorwerfbares Verhalten gegen jemanden gibt und ob dieses Ereignis gegebenenfalls Konsequenzen für die Abläufe im Rettungsdienst hat.“

Auch er, so Lechleuthner, frage sich: „Konnten die Mitarbeiter des Rettungsdienstes mit ihrem Ausbildungsstand erkennen, was mit dem Patienten los war? Hätten sie einen Notarzt hinzuziehen müssen?“ All das sei noch nicht abschließend geklärt.

 „Aufsicht vom Beifahrersitz aus reicht nicht"

Sollten die beiden Rettungsdienstmitarbeiter den 57-Jährigen tatsächlich hinten im Fahrzeug alleine gelassen haben, müssten sie gute Gründe dafür anführen, sagt Lechleuthner. Einem Kölner Feuerwehrmann, der lange im Rettungsdienst tätig war, fällt keiner ein: „Ich habe nie einen Patienten hinten allein gelassen, und ich habe das auch bei Kollegen nie erlebt“, sagt er. Eine Aufsicht bloß vom Beifahrersitz aus, durch das kleine Fenster und die Durchreiche in den Fond des Rettungswagens, sei nicht ausreichend. „In einem unbeobachteten Moment könnte der Patient sich ja zum Beispiel auch an den Medikamenten im Fahrzeug bedienen“, sagt der Feuerwehrmann.

Direkt morgens wissen, was in Köln passiert

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!

SMK-Brasack

Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?

All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“ von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.

Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Informationen und können an interessanten Aktionen und Gewinnspielen teilnehmen. 

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden und über Köln auf dem Laufenden bleiben! 

Hier geht's zur Anmeldung.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ fahren die beiden Mitarbeiter für das private Rettungsdienstunternehmen Falck, eine dänische Firma und Lechleuthner zufolge  deutschlandweit der größte gewerbliche Anbieter im Rettungsdienst. Falck übernimmt auch in Köln im Auftrag der Feuerwehr einen kleinen Teil des Rettungsdienstaufkommens. Die Ausbildung der Falck-Mitarbeiter entspreche  grundsätzlich denen der Berufsfeuerwehr und der Hilfsorganisationen, die in Köln ebenfalls im Rettungsdienst tätig sind, sagt Lechleuthner. Falck wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Einsatz in Meschenich äußern, ein Sprecher verwies für Medienauskünfte auf die Zuständigkeit der Stadt Köln.

KStA abonnieren