„Bin aus allen Wolken gefallen“Arbeiter entdecken 250 Jahre alten Brunnen in Köln-Eil

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Erwin Bäuml sieht sich die  Baustelle an, wo die Überreste des Brunnens gefunden wurden.

Köln-Eil  – Um 14.23 Uhr kommt der Anruf. Danach gibt es für Erwin Bäuml kein Halten mehr. „Ich bin aus allen Wolken gefallen und gleich rübergetigert“, sagt der Vorsitzende des Ortsrings Eil. Am anderen Ende war der Bauleiter der Firma, die derzeit nicht nur den Schützenplatz, sondern auch den Platz vor der Gaststätte „Zur Lindenwirtin“ im Auftrag der Stadt umbaut. Neben mehr Flair und Aufenthaltsqualität, soll hier auch ein unterirdischer Rückhaltespeicher für Regenwasser gebaut werden.

Gerichtsfall aus dem Jahr 1776 

An dem Platz an der Frankfurter Straße Ecke, Leidenhausener Straße angekommen, sieht Bäuml neben einem großen Erdloch an einer Stelle vor allem eins: alte Steine. Im ersten Moment vielleicht nichts besonderes. Doch gehören diese Steine zu einem alten Brunnen, dem „Eiler Spielpütz“. „Von dem wissen wir aus Gerichtsakten von 1776“, ist Bäuml begeistert.

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Diese  Steine, die bei der Platzsanierung zum Vorschein kamen, sollen zu einem alten Brunnen gehören.

Mit denen hatte sich der vor einigen Jahren verstorbene Berthold Gladbach im Jahrbuch Rechtsrheinisches Köln, Band 36, beschäftigt. Sein Aufsatz hat den Titel: „Der Streit um den Eiler Spielpütz 1776“. Demnach gab es damals acht Brunnen in Eil für Bevölkerung und Vieh. Der an der Kapelle des Dorfes gelegene Brunnen, der sogenannte Spielpütz, musste dringend saniert werden. Rücklagen dafür waren aber nicht da.

Brunnen soll mit Originalsteinen wieder aufgebaut werden

Deswegen sollten sich die Bürger daran beteiligen. Die waren nicht begeistert und argumentierten, dass der Brunnen nicht von der Allgemeinheit, sondern von dem damaligen Ortsvorsteher Johann Klein und „Consorten“ genutzt werde und hatten deswegen geklagt. Letztlich wurde nach langem Hin und Her eine Art Vergleich geschlossen. Fakt ist, es hat an dieser Stelle einen Brunnen gegeben und dank der Gerichtsakten wisse man auch, wie er ausgesehen hat, erzählt Bäuml.

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So ähnlich wie auf dem Bild ist der Brunnen in den alten Gerichtsakten beschrieben.  

Deswegen hatte er sich schon früh um die Genehmigung gekümmert, dass ein Nachbau des historischen Brunnens im Zuge der Neugestaltung des Platzes aufgestellt werden kann. „Und nun können wir das mit den Original-Steinen“, ist Bäuml begeistert. Die werden aber noch untersucht, um bestimmen zu können, wann sie hergestellt wurden.

Neues historisches Kapitel in Eil

Dafür werde die Baufirma nun die Steine rausfiltern, die dann zwischengelagert werden, bis die Arbeiten an dem Platz fertig sind. Den Nachbau des Brunnens wird die Firma Windmüller aus Eil nach den Vorgaben der Gerichtsakten von 1776 anfertigen. Allerdings nicht am Original-Standort des Brunnens, sondern etwas weiter in Richtung Eiler Schützenplatz versetzt. Dies müsse wegen des Rückhaltespeichers so sein, sagt Bäuml. Mit dem Fund der Brunnensteine wird ein neues historisches Kapitel in Eil aufgeschlagen. Bereits in Arbeit ist ein 3D-Modell aus Bronze, das einen Straßenzug des Veedels zeigt.

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Erwin Bäuml ist Vorsitzender des Ortsrings Eil

Als Vorlage dient hier eine Straßenkarte von Eil aus dem Jahre 1773. Dort ist just der Teil abgebildet, an dem auch der Brunnen stand. Das Modell soll auf dem Pfarrer-Oermann-Platz gegenüber der Kirche St. Michael zum Eiler Dorffest im September aufgestellt werden. Doch damit nicht genug der geschichtlichen Projekte des Ortsrings, der 2018 schon die 750-Jahrfeier des Stadtteils groß zelebriert und eine Chronik über das alte Besenbinderdorf Eil herausgebracht hat. So soll es künftig einen Kulturpfad „Besenbinderdorf Eil“ geben. Dazu werden sämtliche Geschichtsprojekte, wie beispielsweise die Fototafeln an markanten Stellen, im Veedel auf einer Stele dargestellt.

Wette um drei Kästen Bier 

Die soll dann ihren Standort am Besenbinderplatz in unmittelbarer Nähe zum Besenbinderdenkmal haben. Neben dem Denkmal wird noch eine Original-Besenbinderkarre aus den 1920er Jahren aufgestellt, nachdem sie wetterfest gemacht worden ist. Auch die Jugend soll aber mit eingebunden werden. Zusammen mit der OT Ohmstraße soll es eine elektronische Schnitzeljagd mit den historisch interessanten Punkten in Eil geben.

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Kurzfristig bleibt für Erwin Bäuml nur noch eine Sache zu erledigen. Denn Mitte Dezember vorigen Jahres hatte er bei einem Treffen dem Bauleiter der ausführenden Firma zugesagt, dass er drei Kästen Bier bekommt, wenn er bei den Arbeiten am Platz vor der Lindenwirtin einen Brunnen findet. Von dem Bauleiter kam der besagte Anruf um 14.23 Uhr, seit dem Erwin Bäuml nach eigener Aussage „vollkommen von den Socken“ ist.

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