„Langeler Schüler ohne Chance?“Gymnasien haben kaum Plätze für Viertklässler der KGS

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Grundschülerinnen und Grundschüler der KGS Langel demonstrieren vor ihrer Schule. Viele der Viertklässler haben keinen Platz auf einer weiterführenden Schule bekommen.

Porz-Langel – Die Pänz machen ihrem Ärger Luft: „Aua, Aua, Aua – wir sind richtig sauer“, rufen sie. Mit Schildern und Transparenten stehen sie vor ihrer Schule „Hinter der Kirche“ in Porz-Langel. „Hey, vergesst uns nicht“, „Wir sind auch noch da“ oder „Langeler Schüler ohne Chance?“ steht darauf geschrieben. Und ohne Chance ist ein Großteil der Schülerinnen und Schüler, die die vierten Klassen der Katholischen Grundschule (KGS) besuchen. Zumindest, was ihren Platz an einem Gymnasium betrifft.

Für die Langeler Pänz kommen wegen der Entfernung eigentlich nur zwei Gymnasien infrage. Einmal das Kopernikus-Gymnasium in Niederkassel-Lülsdorf und das Lessing-Gymnasium am Schulzentrum Zündorf. Während beim Tag der offenen Tür in der Nachbarstadt Niederkassel deutlich gemacht wurde, dass keine Kölner Kinder angenommen werden, weil die Nachfrage aus dem Rhein-Sieg-Kreis schon so hoch sei, ruhten bei den Eltern aus Langel die Hoffnungen auf dem Lessing-Gymnasium. Das ist von der Langeler Grundschule mit dem Rad 5,1 Kilometer entfernt.

Schulweg als Kriterium für die Schulplatzvergabe der Gymnasien

Schon eine Strecke, aber weit kürzer als die bis zum Stadtgymnasium Porz mit 7,2 Kilometern oder zum Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wahn mit 8,4 Kilometern. Doch gerade vom Lessing-Gymnasium haben nahezu alle Eltern der jetzigen Viertklässlerinnen und Viertklässler in Langel eine Absage bekommen. Elin war eine von zwei Schülerinnen, die einen Platz bekommen haben. Aber auch nur weil ihre ältere Schwester dort schon zur Schule geht.

Im Vergabeverfahren ist der Punkt Geschwisterkind ausschlaggebend für eine Zu- oder Absage. Ist dieser Punkt nicht erfüllt, spielt die Entfernung von der Grundschule zum Gymnasium eine entscheidende Rolle. Während andere Schulen in Köln ihre Plätze verlosen, was ebenfalls für viel Kritik sorgt, haben sich die Gymnasien hier dazu entschlossen, dass auch der Schulweg ein Kriterium sein soll.

Gymnasium in Zündorf als das Einzige nahe an Langel

„Egal, welches Gymnasium in Porz wir als Beispiel nehmen, Langel ist immer am weitesten entfernt“, sagt Carsten Rennekamp von der Elterninitiative. Das habe dazu geführt, dass neben den zwei Grundschulen in Zündorf auch vier weitere Porzer Grundschulen gegenüber der KGS Langel bei der Vergabe bevorzugt worden sind. „Und dass, obwohl diese Schulen teilweise im direkten Umfeld andere Gymnasien zur Auswahl haben.“ Langel habe mit Zündorf nur eines in der Nähe.

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Carsten Rennekamp, Vater einer Viertklässlerin aus Langel.

Rennekamp hat im Internet die kürzesten Verbindungen mit dem Rad ermittelt. Demnach ist die GGS Hauptstraße in Porz-Mitte rund 2,9 Kilometer vom Lessing-Gymnasium entfernt. Viel näher liegt das Stadtgymnasium mit 1,9 Kilometern. Aber auch der Weg zum Gymnasium nach Wahn sei mit 4,7 Kilometern immer noch kürzer als der 5,1 Kilometer lange Weg von Langel zum nächstgelegenen Gymnasium in Zündorf, betont Rennekamp.

„Man bezweifelt die Rechtmäßigkeit des Vergabesystems“

Dort wurde dessen Tochter Paula zunächst abgelehnt. „Sie hat stundenlang bitterlich geweint“, sagt er. Über eine Nachrücker-Liste hat Paula zwar einen Platz bekommen, nicht aber ihre Freundin Emma. Das findet Paula total doof. „Nach diesen Vergabekriterien stehen wir ohne Möglichkeit auf einem Gymnasial-Platz da“, sagt Alida Kühne. Dies könne nicht im Sinne „unserer, aber auch im Sinne der nachfolgenden Kinder sein“. Kühnes Tochter Leni hat keinen Platz bekommen.

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Alida Kühne, Mutter einer Viertklässlerin aus Langel.

„Man fühlt sich ausgeschlossen, man bezweifelt die Rechtmäßigkeit des Vergabesystems. Es kann nicht sein, dass Langel als Randbezirk komplett vom Vergabesystem ausgeschlossen wird“, sagt Kühne. Auf ein Losverfahren wolle sie sich nicht verlassen. Wie viele andere Langeler Eltern, deren Kinder keinen Platz bekommen haben, hat Kühne Sorge, dass die Kinder zugewiesen werden. Das kann bedeuten, auf eine Schule außerhalb des Porzer Stadtbezirks zu kommen.

Möglichkeit auf Platz an Kölner Gymnasium mit Nachrücker-Listen

Mit dem Rad wären solche Strecken viel zu weit. ÖPNV? In Langel gibt es eine Busverbindung, sagt Kühne, der restliche ÖPNV ist weit weg. „Das bedeutet einen Schulweg von einer oder anderthalb Stunden pro Strecke. Man kann einem neun-, fast zehnjährigen Kind nicht zumuten, durchs gesamte Kölner Stadtgebiet zu tingeln.“ Das Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen, sei nicht für alle Eltern möglich, zudem vertrage sich das nicht mit dem Klimanotstand der Stadt, so Kühne.

In die Platzvergabe wird aber auch Bewegung kommen. Denn: Es gibt durchaus Familien im Bezirk, die gleich für mehrere Schulen eine Zusage bekommen haben. Mehrfachanmeldungen lässt das Schulgesetz ausdrücklich zu. Bis zum 23. März müssen die Eltern eine der Zusagen bestätigen. Die anderen Plätze werden dann frei und werden über die Nachrücker-Listen wieder vergeben.

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Doch darauf wollen sich die Eltern in Langel nicht verlassen. Ihrer Meinung nach muss das Vergabesystem geändert werden, „sonst fallen Randbezirke immer wieder runter“, sagt Rennekamp. Es könne nicht sein, das ein ganzer Stadtteil keine Schulplatzzuweisungen im Gymnasialbereich bekommt, sagt Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen in Porz, der in Langel wohnt.

In einem Schreiben an Kölns Bildungsdezernent Robert Voigtsberger fordert er die „sofortige Einrichtung einer weiteren fünften Klasse am Lessing-Gymnasium und am Stadtgymnasium“. Auch spricht er sich für Erweiterungen an Porzer Real- und Gesamtschulen aus. Entsprechende Anträge will seine Partei einbringen.

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