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68elfFranz Kafka im Wehrturm

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Die Familie ist ein Thema in Kafkas Werk und ein Kapitel in der Ausstellung.

Die Familie ist ein Thema in Kafkas Werk und ein Kapitel in der Ausstellung.

Zündorf – Die Beschäftigung mit Franz Kafka war noch nie einfach. Das musste auch der Kunstverein 68elf erfahren. „Kafka im Juli“ sollte die Ausstellung im vorigen Jahr heißen (der Schriftsteller wurde am 3. Juli 1883 geboren, er starb 1924). Mehr als 300 Künstler hatten sich beworben, 42 hatte eine Jury ausgewählt. Und dann waren die Räume im Mediapark zwei Wochen vor Ausstellungseröffnung plötzlich weg, vermietet. Jetzt ist „Kafka im März“ draus geworden. Im Museum Zündorfer Wehrturm wird die Ausstellung am Sonntag um 15 Uhr eröffnet. Ein trutziges Gebäude mit einem vom Architekten Gottfried Böhm errichteten Inneren, viel Platz für die Kunst, allerdings in Etappen, Stockwerk für Stockwerk. Es bleibt nicht einfach, sich Kafka zu nähern.

Im Eingangsbereich stimmt ein leicht verschrobenes Porträt von Klaus Otto Quirini auf den Meister ein. Einen Absatz höher geht’s um die Familie, mit einem verstörend verfremdeten Porträt von Felicity Papp und der grandiosen Bleistiftzeichnung „VaterMutterKind“ von Helmut Kunkel, zu der es eine eigens komponierte Musik gibt.

Mit einer „Trockenhängung“ hat Agii Gosse von 68elf die Platzierung der Kunstwerke – dazu gehören Skulpturen, Fotografien, bewegliche Objekte und sogar Sofakissen – ausprobiert, mit vielen kleinen Papp-Modellen. Nur ein Künstler wollte bei der Anlieferung mit ihr darüber diskutieren, ihr Konzept hat überzeugt.

Kafka gedruckt und gezeichnet

Schwarz, Weiß und Grau dominieren. „Kafka für alle“ hat Spunk Seipel – der Name des Berliners ist ein Pseudonym – im Angebot, gute alte Linoldrucke in kleiner Auflage für 20 Euro das Stück. Für ein wenig Farbe, auf viel weißem Untergrund, sorgt die Modedesignerin Christina Liadeli, ihre „Insektoide Menschheit“ hat sie auf Sofakissen gedruckt, salopp gekleidete Großstadtmenschen mit absonderlichen Käferköpfen. Mit Köpfen hat es auch Eberhard Waible, er zeigt zwei von drei riesigen Tableaus mit Köpfen prominenter und weniger prominenter Personen, alle handschriftlich identifiziert.

Ansonsten ist so einiges gruselige Getier im Turm zu finden, und wer’s bis ganz nach oben unters Wehrturm-Dach geschafft hat, trifft auf Gosses Lieblingstier: „Biene-Maja-Käfer“ nennt sie das mit Bleistift gezeichnete Wesen von Herbert Siemandel-Feldmann mit dem flauschigen Fell und den treuen Augen. Auch wenn der Künstler das angeblich nicht so gerne hört – irgendwie passt der Name.

Kafka im März, Kunstverein 68elf; Museum Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181: Eröffnung Sonntag, 17. März, 15 Uhr; bis 14. April Öffnungszeiten: mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr Anmeldungen, etwa von Schulklassen, unter der Telefonnummer 0 22 03/5 75 76 09

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