Altes Dielektra-Gelände in PorzInteresse an Industriebrache sehr gering

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Ödnis und Verfall kennzeichnen das ehemalige Industriegelände, Gewerbeneuansiedlungen sind nur auf wenigen Flächen erfolgt.

  • Verwaltung versucht seit Jahren vergeblich, Firmen auf ehemaligem Dielektra-Gelände anzusiedeln

Köln-Porz – Dielektra - der Name steht für viele Porzer immer noch für ein großes Traditionsunternehmen, dabei ist der gleichnamige Elektrotechnikbetrieb schon vor fast zehn Jahren verschwunden. Mehr als 100 Jahre war die Dielektra GmbH am Standort Porz tätig, Anfang 2009 ging die Firma in die Insolvenz. Übriggeblieben sind eine riesige Industriebrache zwischen Kaiserstraße und der Bahntrasse sowie ein Schild, das den Dielektra Businesspark ausweist. Doch der ist nie Wirklichkeit geworden.

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Auf dem rund zehn Hektar großen ehemaligen Dielektra-Gelände hat sich seitdem einzig das Autohaus Schmitz angesiedelt. Daneben, entlang der Trasse der Deutschen Bahn, prägen verfallen Lagerhallen und ausgedehnte Brachflächen das Bild. Kleine Betriebe die sich im Businesspark zwischenzeitlich angesiedelt hatten, unter anderem eine Glaserei und ein Elektrobetrieb, sind mittlerweile wieder verschwunden.

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„Die Doblinger Projektentwicklungs GmbH als Eigentümerin einer rund 5,5 Hektar großen Teilfläche, schafft derzeit durch Rückbau- und Altlastensanierung freie Flächen für zukünftige Gewerbe- und Industrieansiedlungen“, erklärt Claudia Fuß vom Amt für Wirtschaftsförderung und zuständig für die Unternehmensbetreuung.

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Die alten, noch funktionstüchtigen Hallen sollen erhalten bleiben und neu genutzt werden.

Neben der Münchener Firma Doblinger und dem Autohaus gibt es zwei weitere Eigentümer auf dem ehemaligen Fabrikgelände, sie wollen aber nicht namentlich genannt werden, so Fuß.

Seit Jahren versucht die Stadt, auf dem Gelände Kleingewerbe und Industrie anzusiedeln, doch bis jetzt ohne großen Erfolg. Welche Pläne die Eigentümer für das Areal an der Kaiserstraße konkret haben, ist der Stadt nicht bekannt. Für 2018 rechnet die Verwaltung jedenfalls nicht mit neuen Gewerbetreibenden auf dem Dielektra-Gebiet.

Verschwinden soll hingegen die verfallene riesige Lagerhalle direkt neben dem Autohaus. „Die im östlichen Bereich des Areals gelegen, noch funktionstüchtigen Hallen bleiben stehen“, so Fuß.

Wohnungen sind auf dem Gelände nicht geplant. Dafür müsste auch zuerst der Bebauungsplan geändert werden, der das Gebiet als Gewerbe- und Industriegebiet ausweist. Dazu erklärt die städtische Unternehmensbetreuerin: „In Anbetracht der zunehmenden Verknappung an Gewerbe- und Industrieflächen im Stadtgebiet steht der Erhalt und die Revitalisierung von Industriebrachen wie dieser im Fokus der Wirtschaftsförderung.“

Wegen der zentralen und verkehrsgünstigen Lage sowie der nahe gelegen Bahnhaltestelle biete das Areal beste Voraussetzungen für die Ansiedlung von Firmen. Das gilt natürlich auch für dringend benötigte Wohnungen. In jedem Fall verspricht Fuß: „Sobald sich konkrete Firmenansiedlungen und Nutzungen abzeichnen, wird die Bezirksvertretung Porz und die Öffentlichkeit informiert.“

Turbulente Firmengeschichte

Max Meirowsky gründete 1894 in Ehrenfeld sein eigenes Unternehmen. Die Firma produzierte Isolatoren für die aufstrebende Elektroindustrie und machte sich früh einen Namen mit innovativer Technik. 1910 entstand das Werk an der Kaiserstraße in Porz.

Das Unternehmen wurde 1919 durch die Felten & Guilleaume AG aufgekauft und firmierte seit 1941 unter dem Namen Dielektra. Während der Zeit des Nationalsozialismus und bis in die 1960er Jahre war die Dielektra mit Produkten für die Radio- und Fernmeldetechnik sehr erfolgreich, zeitweise waren bis zu 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Folgejahre entwickelten sich für den Elektronikspezialisten allerdings eher wechselhaft. Die Produktion wurde von Elektrogeräten auf die Fertigung von elektronischen Halbleiterplatten umgestellt. Diese Erzeugnisse fanden hauptsächlich in Computern und Handys aber auch in der Autoindustrie Verwendung.

Ein großer Teil der Belegschaft wurde im Laufe der Jahre entlassen. Mehrfach geriet das Unternehmen aufgrund von Auftragseinbrüchen in finanzielle Turbulenzen.

Im Jahr 2004 musste die Unternehmensleitung schließlich Insolvenz anmelden. Vorübergehend übernahmen die Mitarbeiter den Betrieb und führten ihn weiter.

Der schwäbische Mittelständler Lamitec übernahm nach einer erneuten Insolvenz 2006 die Firma. Teile des Geländes wurden zu dem Zeitpunkt bereits stillgelegt und an andere Firmen vermietet. Im Februar 2009 kam dann das endgültige Aus für die Dielektra. Zu dem Zeitpunkt waren nur noch 52 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig.(af)

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