Anzeige im InternetAutokäufer in Köln um 15.000 Euro betrogen

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Noch immer ist die Anzeige im Internet zu sehen.

Noch immer ist die Anzeige im Internet zu sehen.

Porz-Wahn – Lange hatte Peter Wagner (Namen geändert) auf ein Auto gespart, hat alles Ersparte zusammengekratzt und die letzten fünf Jahre auf Urlaube und größere Anschaffungen verzichtet. Ein „vernünftiger“ Familienwagen sollte es werden, erzählt der zweifache Vater aus Berlin am Telefon. 15.000 Euro hatte er schließlich zusammen. „Und dann fliege ich nach Köln und lasse mich abziehen.“

Wagner ist sein Geld los, und ein Auto hat er auch nicht. Am Flughafen Köln/Bonn fiel der 43-Jährige vorige Woche auf Betrüger herein. Die Polizei ermittelt. Hoffnung, dass er sein Geld zurückbekommt, hat Linde kaum, sagt er. Immerhin hat die Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ ihm schnell und unbürokratisch die Rückreise nach Berlin bezahlt.

Peter Wagner arbeitet bei der Deutschen Bahn, verdient 1.200 Euro im Monat. Gerade erst hat er den Job gewechselt – für den neuen braucht er ein Auto, das war Einstellungsvoraussetzung, denn Linde muss täglich Baustellen abfahren.

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Im Internet stieß er vor einigen Tagen auf einen weißen Audi Q2, Baujahr 2017, 42.000 Kilometer gelaufen, 14.950 Euro – eher wenig für das Modell, aber es war ein Diesel. „Ich dachte, dafür kann man heute auch nicht mehr so viel verlangen“, sagt Wagner.

Wagen war gestohlen

„Einfach einsteigen und losfahren“, wirbt der private Verkäufer in der Anzeige, die bis heute online zu sehen ist. Und weiter: „Wir verkaufen unseren auto da er nicht mehr gebraucht wird wegen Job Wechsel.“ Dass der Wagen in Wahrheit nach einem Wohnungseinbruch in Belgien gestohlen wurde, verrät der Anbieter natürlich nicht. Das erfährt Wagner erst später von der Polizei.

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Zur vereinbarten Übergabe erscheint der 43-Jährige am 30. August, einem Donnerstag, um 8 Uhr am Flughafen, auf dem Parkplatz neben dem Busbahnhof. Etwas mulmig sei ihm schon gewesen, erinnert er sich. Der Verkäufer habe am Telefon „Ghetto-Slang“ gesprochen, Wagner fand das etwas unpassend für ein Auto dieser Preisklasse. Aber er hat im Internet recherchiert, hat sich schlau gemacht, welche Unterlagen der Käufer ihm aushändigen muss. Wie ein Fahrzeugbrief aussieht, wie viele Seiten er hat, wie ein Kaufvertrag gestaltet sein muss. Der Verkäufer hat alles dabei, die Unterlagen sehen perfekt aus. Und dann der Treffpunkt: „Direkt am Flughafen, überall Überwachungskameras, der Verkäufer hat sogar ein Parkticket gezogen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass da was faul ist“, sagt Wagner heute.

„Nach 50 Metern fing er an zu rennen“

Der Verkäufer erschien in dem Audi, er ließ sich den Umschlag mit dem Geld geben – und hatte es plötzlich sehr eilig. „Der hat nicht mal das Geld gezählt. Er sagte, er müsse zur Arbeit, dann ist er weggegangen, nach 50 Metern fing er an zu rennen.“ Wagner ruft die Polizei. Die sagt: Das Kennzeichen ist nicht registriert. Der Fahrzeugbrief: eine Totalfälschung. Erst kürzlich, klärt ihn ein Kriminalpolizist später auf, hätten Unbekannte beim Straßenverkehrsamt in Duisburg 14.000 Blanko-Zulassungspapiere gestohlen. Besteht ein Zusammenhang?

Peter Wagner und seine Frau sind am Boden zerstört. „Ich konnte drei Nächte nicht schlafen“, sagt der 43-Jährige. Ob er ohne Auto seinen neuen Job behalten kann, ist noch unklar. „Irgendein Fahrzeug für 500 Euro kriegt man ja immer“, sagt Wagner resigniert. „Aber wie lange das dann hält, ist die Frage.“

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