Autokino in Köln-PorzStreit um den Lebensmittelmarkt geht weiter

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Marktleiter Herbert Michalczak (l.) und Händler Tekin Güngör (r.) sehen im Verkauf von Lebensmitteln auf den Autokino-Märkten keine Konkurrenz für den Einzelhandel in Porz.

Marktleiter Herbert Michalczak (l.) und Händler Tekin Güngör (r.) sehen im Verkauf von Lebensmitteln auf den Autokino-Märkten keine Konkurrenz für den Einzelhandel in Porz.

Eil – Der Lebensmittelverkauf auf den Trödelmärkten auf dem Porzer Autokino geht erst einmal weiter. Der Stadtentwicklungsausschuss hat gegen eine kurzfristiges Aus des Lebensmittelangebotes entschieden. Die Bezirksvertretung hatte im September 2017 einen Antrag der CDU-Fraktion verabschiedet, der darauf abzielt, den Lebensmittelverkauf sofort zu unterbinden. Der Antrag konnte sich im zuständigen Ausschuss allerdings nicht durchsetzen.

Das Angebot ist speziell: Obst und Gemüse, das meist nur zweite Wahl ist, Fleischwaren, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Die Waren sind extrem preiswert, manche werden sogar verschenkt. „Viele unserer Kunden können sich die Waren im Supermarkt gar nicht leisten“, sagt Marktleiter Herbert Michalczak. Zweimal in der Woche – immer mittwochs und samstags – werden neben Trödel Lebensmittel angeboten.

Streit um das Angebot

Genau um dieses Angebot ist der Streit entbrannt. Die Trödelmärkte ziehen zahlreiche Kunden an, die sich auch mit dem täglichen Bedarf an Nahrungsmitteln eindecken. Bis zu 3000 Besucher zählt Michalczak an guten Tagen. Darin sehen Verwaltung und Politik ein Problem. Der Rat hat im Jahr 2013 ein Einzelhandels- und Zentren-Konzept beschlossen, das die Händler in den Bezirkszentren stärken soll. Unter anderem sollen große Discounter in den Randlagen, wie es sie im Umfeld es Autokinos gibt, verboten werden. Diese könnten nämlich die Kunden aus den Innenstädten weglocken.

Allerdings haben schon existierende Geschäfte erst einmal Bestandsschutz. Zudem ist das Areal des Autokinos Privatgelände. „Trödelmärkte sind dort grundsätzlich erlaubt“, sagt Bürgeramtsleiter Norbert Becker. Die Händler hätten alle einen Gewerbeschein und somit sei der Verkauf der Waren, auch von Lebensmitteln, rechtens. Der bestehende Bebauungsplan könne den Verkauf allerdings einschränken, räumt Becker ein. „Das wird gerade von der Verwaltung geprüft“, so der Bürgeramtsleiter. Das Ergebnis könne jedoch länger auf sich wartenlassen, da ein Bebauungsplan-Plan auch immer ein Stück weit Auslegungssache sei. „Das ist eine Grauzone“, sagt Becker. Zudem habe der Marktbetreiber mittlerweile ein Gewohnheitsrecht, da die Märkte schon seit Jahren stattfinden.

„Unsere Lebensmittelhändler sind keine Konkurrenz für Supermärkte“

Eine Konkurrenz für die Porzer Innenstadt sehen Verwaltung und Porzer Politiker im Verkauf von Lebensmitteln auf den Autokino-Märkten aber schon. Marktleiter Michalczak ist anderer Meinung. „Unsere Lebensmittelhändler sind keine Konkurrenz für Supermärkte“, ist er sich sicher. Die angebotenen Lebensmittel könnten in einem richtigen Supermarkt gar nicht verkauft werden. Vieles ist zweite Wahl.

„Fast alles ist Retour-Ware von Supermärkten“, sagt Tekin Güngör, der Obst auf den Trödelmärkten verkauft. Bei ihm kostet etwa ein Kilo Nektarinen nur 1,30 Euro. „Am Ende des Tages verschenken wir Ware, die wir nicht mehr verkaufen können“, sagt der Händler.

Werden die Lebensmittel aus dem Sortiment der Trödelmärkte herausgenommen, könnte das zu einem Problem für den Betreiber des Autokinos werden. Der organisiert seit gut einem Jahr auch die Märkte. Das Open-Air-Kino gibt es seit 1967. Doch mittlerweile müsse der Betrieb des Kinos durch die Märkte mitfinanziert werden, da die Einnahmen der abendlichen Filmvorführungen nicht ausreichten, um die Kosten zu decken, erklärt Axel Wahmke, Geschäftsführer der Betreiberfirma DWS GmbH aus Starnberg. „Eine Einschränkung im Sortiment der Märkte bedeutet nicht das Aus für das Kino, würde aber zu erheblichen finanziellen Einbußen führen“, so der Unternehmer.

Wahmkes übernahm das Unternehmen wegen dem Müllaufkommen

Die Flohmärkte wurden bis vor gut einem Jahr noch von einer externen Firma organisiert. Doch als sich die Beschwerden – unter anderem wegen des hohen Müllaufkommens – häuften, übernahm Wahmkes Unternehmen auch die Organisation der Märkte. Seitdem hat er viel in Sauberkeit und Ordnung investiert. „Wir haben zwei neue Kehrmaschinen gekauft und mehr Personal im Einsatz“, berichtet Wahmke.

Vor kurzem hat seine Firma in der Snack- und Kaffeebar auf dem Autokino-Gelände ein Pfandbecher-System eingeführt. „So sparen wir an Markttagen mehrere Hundert Einweg-Kaffeebecher ein“, rechnet Michalczak vor. Die landen dann nicht als Müll in der Umgebung.

Nichtsdestotrotz drängt CDU-Fraktionsführer Werner Marx weiterhin auf ein Ende des Lebensmittelverkaufs. „Wir wollen mit der Verwaltung Gespräche führen, mit dem Ziel, den gültigen Bebauungsplan durchzusetzen, der unserer Ansicht nach den Lebensmittelverkauf dort untersagt“, erklärt Marx.

Die SPD-Fraktion ist da nicht so strikt. „Wir wollen das Autokino möglichst erhalten“, sagt Lutz Tempel. Für den Lebensmittelverkauf müssten eben Regeln aufgestellt werden, die dafür sorgten, dass keine potenziellen Kunden aus der Innenstadt abgezogen würden, so der SPD-Politiker. Einfach verbieten, will er die Märkte aber nicht.

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