DenkmalschutzAuszeichnung für Eisenbahnersiedlung

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Marc Jungmann (l.) und Gunther Geisler arbeiten am Erinnerungsort für die ehemalige Eisenbahnersiedlung am Bahnhofsplatz.

Marc Jungmann (l.) und Gunther Geisler arbeiten am Erinnerungsort für die ehemalige Eisenbahnersiedlung am Bahnhofsplatz.

  • Viertel wird Wegpunkt der Via Industrialis, die Industriedenkmäler in ganz Köln miteinander verbindet

Gremberghoven – Eine ehemalige Eisenbahnersiedlung, angelegt im Stil der britischen Gartenbewegung des 19. Jahrhunderts: Gremberghoven ist ein Ort mit besonderer Geschichte. Wenn der Betrachter weiß, wo er hinschauen muss, gibt es die Historie auch heute noch an vielen Stellen zu entdecken. Damit die alten Zeugnisse nicht im Dunkel des Vergessens verschwinden, wird das Veedel Teil der Via Industrialis. Eine Metall-Stele am Bahnhofsplatz soll in Zukunft auf den Ursprung der Siedlung hinweisen. Damit gehört Gremberghoven einer Route an, die sich durch ganz Köln zieht und verschiedene Industriedenkmäler miteinander verbindet. Etwa den ehemaligen Flughafen Butzweilerhof in Ossendorf, die Brauerei Sünner in Kalk und das E-Werk in Mülheim. Zusammengestellt hat die Liste der historischen Orte der der Verein Rheinische Industriekultur. "Gremberghoven ist ein riesiges Denkmal", erläutert Marc Jungmann, der in dem historischen Stadtteil lebt. Er hat sein Veedel als Wegpunkt der Via Industrialis vorgeschlagen. "Das stand nicht auf unserer Liste", gesteht Alexander Kierdorf aus dem Vorstand des Kulturvereins.

Dabei repräsentiert der Ortskern ein Stück Industriegeschichte: die Gartenstadt. Ein Städtebau-Modell, das auf die schlechten Lebensverhältnisse in vielen englischen Großstädten zur Zeit der Industriellen Revolution reagierte. Es sah unter anderem vor, neue Siedlungen mit großzügigen Gärten für die Selbstversorgung auszustatten. In diesem Geist entstand ab 1921 auch Gremberghoven als fast kreisrunder Wohnort mit kleinen Ein- und Mehrfamilienhäusern. Die Häuser hatten jeweils eigene Tierställe und 400 Quadratmeter große Gärten. Gebaut hat die Wohnsiedlung die damalige Reichsbahndirektion, ein Vorläufer der Deutschen Bahn. Sie diente als Heimat für die Eisenbahner, die am benachbarten Rangierbahnhof Gremberg arbeiteten. Die alten Gebäude und Gartenanlagen prägen noch heute den Kern des Viertels rund um Rather Straße, Talweg und Heilig-Geist-Straße.

Viele der Häuser stehen unter Denkmalschutz. So auch das Doppelhaus an der Ecke von Hohenstaufenstraße und Bahnhofsplatz. "Das war damals das Musterhaus und als eines der ersten bewohnt", weiß Gunther Geisler, Vorsitzender des Bürgervereins Gremberghoven.

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Seit Jahren setzt sich Geisler für den Erhalt der historischen Zeugnisse ein, etwa der versteckt gelegenen, prächtigen Sonnenuhr an dem zweistöckigen halbrunden Bau am Langobardenplatz. Als zentralen Erinnerungsort richten die Mitglieder des Bürgervereins den Bahnhofsplatz her, an den auch die Stele der Via Industrialis kommt. Ein großes rotes Achsrad einer Dampflokomotive ziert den Platz bereits. Bis zum Bürgerfest im Mai kommen die Stele, eine Eisenbahnuhr und ein Bahnhofsschild hinzu.

Auch an anderer Stelle erhält Gremberghoven ein neues Denkmal. An der Ecke von Heilig-Geist-Straße und Frankenstraße wird bald ein Betonblock stehen, den das vom Bürgerverein entworfene Ortswappen ziert. Auf der Rückseite werden die hölzernen Ehrentafeln und das Kreuz angebracht, die zuvor an der ehemaligen Matthäuskirche hingen.

Via Industrialis

In Porz gibt es bis jetzt vier Orte die zur Via Industrialis zählen: der Zündorfer Hafen, die Glashütte, das ehemalige Dielektra Gelände und das Museum der Deutz AG. Die Orte sind allerdings nur im Internet verzeichnet und erklärt. Gremberghoven wird nun der fünfte Punkt und bekommt als erster eine eigene Info-Stele. Das gut zwei Meter hohe Denkmal kostet rund 3000 Euro und wird komplett von dem Immobilienkonzern Vonovia gestiftet. (af) www.via-Industrialis.de

Das Ortswappen

Das Flügelrad als Zeichen der Bahn und Kirschblüten als Symbol für die Gartenstadt - so sieht das Wappen für Gremberghoven nun endgültig aus. Entworfen und ursprünglich mit der Hand gezeichnet hat es im Auftrag des Bürgervereins Sarah Wilden. Die 26-Jährige ist die Tochter des zweiten Bürgervereins-Vorsitzenden Werner Wilden. Den ersten Entwurf hat Designer Werner Jungmann überarbeitet, so dass er ebenfalls im Internet und als Briefkopf leicht zu gebrauchen ist. Das Wappen wird in Zukunft auch das neue Denkmal an der Ecke von Heilig-Geist-Straße und Frankenstraße zieren. (af)

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