Ein Kelly kehrt zurück zu den Wurzeln

Lesezeit 5 Minuten

Wahn –  Die eigenen romantischen Vorstellungen vom Leben als Straßenmusiker hat Angelo Kelly sehr schnell abgelegt, als er mit Frau und Kindern durch Europa zog und die Familie tatsächlich mit den Tageseinnahmen ernähren musste. „Bei Regen irgendwo in Frankreich singen, niemand bleibt stehen, die Tageseinnahmen liegen bei 30 Euro: Davon kriegt man seine Lieben nicht satt“, sagt der jüngste Spross des singenden Familienclans „Kelly-Family“.

Als kleiner Junge ist er den Weg der Familie zum Ruhm in den 1990er Jahren mitgegangen, avancierte als Teenager selbst zum Teenie-Schwarm, riss als 17-Jähriger aus dem Familienverband aus und baute sich ein eigenes Leben auf. Das blieb immer musikalisch und führte ihn inzwischen zurück zu den Wurzeln. Angelo Kelly hat mit seiner Frau Kira und den fünf Kindern eine eigene Familien-Band, die mal beschaulich in Irland lebt, dann aber wieder zweimonatige Konzerttourneen wie im kommenden Sommer gibt.

Der Eltzhof in Porz-Wahn ist Premierenort für das Programm „Irish Summer“, das Angelo und Kira Kelly gemeinsam mit den Kindern entwickelt hat. Köln ist dem irisch-amerikanischen Musiker, der seine deutsche Kinder-Liebe geheiratet hat, sehr vertraut. „Als Fünfjähriger habe ich mit meinen älteren Geschwistern am Dom musiziert und dauernd ängstlich hochgeschaut – ich dachte, dieses Riesengebäude könnte mir auf den Kopf fallen“, sagt Angelo Kelly. Mit dem alleinerziehenden Vater und seinen Geschwistern (er hat elf davon) wohnte der kleine Junge auf einem Hausboot an der Deutzer Werft, was für ihn „nach einem Leben im Campingbus die große Freiheit und jede Menge Platz“ bedeutete.

Den späteren Umzug nach Schloss Gymnich sieht Angelo Kelly als unheilvolles Ergebnis zu plötzlichen Ruhmes. „Da ist uns der Erfolg zu Kopf gestiegen und wir hielten uns für Könige“, sagt er. Diesem Leben sei er entflohen. An seine spätere kleine Wohnung in der Kölner Altstadt denkt er dagegen gern zurück. „Während unten der Karneval tobte, habe ich meiner Frau einen Heiratsantrag gemacht. Wir konnten ja nicht raus“, erinnert er sich kopfschüttelnd. Denn zu diesem Zeitpunkt habe er in der Öffentlichkeit keinen Schritt tun können, ohne erkannt und angesprochen zu werden.

Unterwegs in Köln werde er auch heute von vielen älteren und jungen Fans erkannt und oft um Selfies gebeten. „Das mache ich gern, solange höflich gefragt und meine Familie nicht belästigt wird“, versichert der erwachsen gewordene Kinderstar. Die Straßenmusik sei für den Umgang mit der Öffentlichkeit eine gute Schule gewesen.

Apropos Schule: Die eigenen Kinder gehen, wie einst ihr Vater und die vielen Onkel und Tanten, nicht in staatliche Schulen. Sie werden zu Hause unterrichtet. „Das ist anstrengend für uns Eltern, aber wir sehen die schönen Erfolge.

Außerdem könnten wir sonst das Tourneeprogramm gar nicht leisten“, erklärt Kelly. Als Angelo und seine Geschwister einst in Köln wohnten, gab es einmal Aufruhr, weil der damalige Regierungspräsident sie angeblich zum Schulbesuch zwingen wollte. „Das war aber nur ein PR-Auftritt von Franz-Josef Antwerpes“, beteuert Angelo Kelly. „Bei uns ist ein solches Behördenschreiben niemals angekommen.“

Außer dem vorgegebenen Schulstoff lernen die Sprösslinge der heutigen Family, drei Söhne und zwei Töchter, auch Instrumente zu spielen, wie einst ihr Vater. Angelo hatte zunächst Schlagzeugunterricht bei Bap-Drummer Jürgen Zöller. „Als Lehrer war er aber echt schlecht“, urteilt Kelly, da sei es nur um „laut und schnell“ gegangen. Der 14-jährige Angelo wurde dann bei Billy Cobham als Meisterschüler ausgebildet. Er verehrt diesen Schlagzeuger bis heute so sehr, dass er seinen jüngsten Spross nach Cobhams Taufnamen „William Emanuel“ genannt hat.

Was die eigenen Kinder betrifft, versuchen Angelo und Kira Kelly, ihnen schützende Begleiter auf dem Weg ins Leben zu sein. Die eigene Verfolgung durch kreischende Fans ist für Angelo Kelly, der als Teenager die langen, blonden Haare zu Locken aufdrehte, keine schöne Erinnerung. „Gabriel und Helen, unsere Ältesten, haben ihre eigenen Facebook-Follower. Aber wir achten darauf, dass sie in den Sozialen Medien gut auf sich aufpassen“, betont der fünffache Vater. „Man lässt sein Kind ja auch nicht als Fahrneuling mit 180 Sachen auf die Autobahn.“

Sich das, was man tut, immer wieder kritisch auch von außen anzusehen, sei für ihn zur Lebensmaxime geworden. „Deshalb machen wir als Familie auch lange Pausen vom Leben in der Öffentlichkeit“, berichtet Angelo Kelly. „Ein Jahr draußen zu sein hilft mir, zehn Jahre Fehler zu vermeiden.“

Mit der „Irish Summer“- Tournee, die nach einem Warm Up in den Niederlanden von Köln aus ihren Lauf nimmt, ist definitiv wieder das Leben auf der Bühne angesagt. Der Auftritt auf dem Eltzhof ist über gute musikalische Kontakte von Roland Kulik zustande gekommen, der für das Kulturgut unter anderem Konzert- und Comedyprogramme zusammenstellt.

Beim Open-Air-Konzert im Innenhof des ehemaligen Gutshofs singen und spielen die Kellys irische Traditionals und eigene Songs, mal ausgelassen, mal bewegend. Beim Lied übers Loslassen, in dem Kira Kelly und ihr Ältester das Erwachsenwerden eines Kindes beschreiben, könnten Tränen fließen.

„Irish Summer“ heißt das Konzertprogramm, das Angelo Kelly & Family am Freitag, 21. Juni, 19.30 Uhr, im Innenhof des Wahner Kulturguts Eltzhof, Sankt-Sebastianus-Straße 10, als Premiere präsentieren. Karten (39,90 Euro, Kinder 27,90 Euro, Familienkarten 109,90 Euro) online oder über die Tickethotline unter der Rufnummer 02203/59 94 80.

www.Kölnerkartenladen.de

Angelo Kelly

KStA abonnieren