Grundschule HauptstrasseBesorgte Eltern machen Druck

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  • Schulpflegschaft und Lehrer drängen, das marode Gebäude an gleicher Stelle neu zu bauen

Porz – Die Gemeinschaftsgrundschule Hauptstraße ist marode. Da sind sich Eltern, Kinder, Lehrer, Politiker und Stadtverwaltung einig. Die Heizung lässt sich kaum noch regulieren oder fällt ganz aus, es zieht durch Fenster und Türen, wegen der Einfachverglasung dringen der Lärm von der Hauptstraße und im Sommer die Sonnenhitze ungehindert in die Räume, es fehlen alternative Fluchtwege, der Putz bröckelt, die Farbe blätter ab, die Außentoiletten samt Trockenurinal stinken. Und dann wären da noch die Turnhalle mit ihren mittlerweile mit Plastikplanen abgehängten Decken, die enge Keller-Mensa für 175 Über-Mittags-Kinder, der abbruchreife Pavillon fürs Musikprojekt und so fort.

Eltern, Kinder und Lehrer an der einst vierzügigen, derzeit auf zwei Züge geschrumpften Porzer Schule sind es leid, hinsichtlich eines unbestritten notwendigen Neubaus vertröstet zu werden. "Mit immer neuen Machbarkeitsstudien und Überlegungen zu einem Umzug wird der Neubau hinausgezögert, das geschieht zum Schaden unserer Kinder", sagt Karim Oulad Aissa, Vorsitzender der Schulpflegschaft.

Es gebe ein klares Votum der Bürger zum Verbleib der Grund- und Musikschule am bisherigen Standort. Ein Standortwechsel in die Nähe der Hochhaussiedlung an der Glashütte wäre für die Grundschule fatal, finden Oulad Aissa und seine Vertreterin Kathinka Steinhof. Das Image eines sozialen Brennpunktes würde vermutlich viele Eltern davon abhalten, diese Schule zu wählen - mit dem Ergebnis, dass am Ende fast nur noch Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen diese Schule besuchten. Integration sehe anders aus.

"Wenn wir am alten Standort eine attraktive, neue Schule hätten, wäre das auch für Eltern, die ihre Kinder jetzt von Porz aus in weiter entfernte Grundschulen schicken, wieder ein Anreiz", sagt Oulad Aissa. Er kritisiert, dass die Wünsche mancher Politiker in der Bezirksvertretung zu einer anderen Nutzung des jetzigen Schulgeländes die Neubaupläne blockierten. "Wir könnten schon viel weiter sein", glaubt der Schulpflegschaftsvorsitzende und fordert: "Es soll endlich losgehen."

Schulleiter Uwe Eckey ist in Warteposition, seit er die Schule 2006 übernommen hat. Und er weiß, dass es Neubauüberlegungen schon weit früher gegeben hat. Das Gebäude, dessen älteste Teile wohl aus den 1920er Jahren stammen, habe durchaus Charme. "Aber technisch kann die Schule keine zehn Jahre mehr betrieben werden", ist er überzeugt und weist auf die vielen, bei Begehungen dokumentierten Mängel hin. Ein Jahrzehnt könnte es aber bis zum Neubau noch dauern, fürchtet er.

Die Frist von etwa acht bis zehn Jahren gelte unverändert, sagt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg: "Ziel der Gebäudewirtschaft ist es, die Schule Porz-Mitte an ihrem jetzigen Standort zu erhalten und neu zu bauen, sobald das benachbarte Berufskolleg auf den noch zu errichtenden Campus Deutz umgezogen ist beziehungsweise eventuell auch schon früher, da das Gelände groß genug ist, das Berufskolleg, die Grundschule sowie ihren Interim in Modulbauweise vorübergehend gleichzeitig zu beherbergen." Bis zum Neubau werde die Stadt kleinere Instandhaltungsmaßnahmen unverzüglich durchführen. "Die Schule ist nicht baufällig, jedoch in einem schlechten baulichen Zustand", lautet die Einschätzung der Stadt.

Eckey kann kaum benennen, wie oft die Schule schon Hoffnung geschöpft habe und dann doch wieder enttäuscht worden sei. Er räumt aber ein: "So konkret wie jetzt waren die Planungen noch nie." Die Verwaltung habe ihm mitgeteilt, zum Beginn des neuen Schuljahres würden die Mensa-Container, die nach dem Umzug der GGS Breitenbachstraße nach Porz umziehen können, in Betrieb gehen. Sie sollen vor dem Schulgebäude an der Hauptstraße stehen. Ob es bereits eine Baugenehmigung gebe und die Bauplanungen für den technischen Aufbau von Fundament bis Kanalanschluss stünden, wisse er nicht. Die Klassencontainer, die auf dem Schulhofgrundstück an der Josefstraße stehen sollen, würden voraussichtlich 2019 montiert und wären 2020 nutzbar.

Einen konkreten Zeitrahmen für die Aufstellung der Container kann die Stadt derzeit nicht nennen. "Die Modulbauten befinden sich derzeit in Planung", sagt Stadtsprecher Müllenberg. "In einem ersten Schritt soll ein Mensa-Container auf dem Gelände der Grundschule errichtet und angeschlossen werden, um die aktuell schwierige Situation der Essensausgabe im Untergeschoss zu erleichtern. Er ist auf dem Gelände des Berufskollegs zwischengelagert, die Baugenehmigung ist eingereicht."

Uwe Eckey hat den Eindruck, "dass wir in jüngerer Zeit viele kleine Wünsche genehmigt bekommen" - und nennt Pläne, das Treppenhaus zu streichen. Das ändere aber nichts daran, dass bei einer Brandschutzbegehung festgestellt worden sei, dass das Schultreppenhaus als einziger Fluchtweg von jeglicher Brandlast befreit werden muss. Blumen, Schülerbilder und ähnliches müssten weichen.

Zudem war zu hören, bei der Gebäudebegehung habe sich ergeben, dass die oberen Etagen des Schulbaus wegen Brandschutzmängeln - vermutlich wegen fehlender Rettungsleitern oder Fluchttreppen - gar nicht mehr für Unterrichtszwecke genutzt werden sollten. Jürgen Müllenberg: "Die Gebäudewirtschaft hat auf eigene Initiative einen Brandschutzsachverständigen beauftragt, zu überprüfen, ob und welche zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen notwendig wären. Der Bericht liegt noch nicht vor."

Eckey glaubt, es gebe gute Unterstützung seitens der Ämter für Schulentwicklung und Gebäudewirtschaft. Für einen schnellen Neubau brauche es aber politischen Nachdruck. Darauf zu warten, dass die neue Porzer Mitte fertig und mit weiteren Studien die Zukunft des Geländes zwischen Josef- und Hauptstraße erörtert werde, sei keine Option. "Ich möchte von den politischen Befürwortern eines Umzugs genau wissen, was sie statt dessen mit dem Grundstück vorhaben", sagt Oulad Aissa.

Protestaktion und Podiumsdiskussion

Im Frühsommer vorigen Jahres hatte der Schulausschuss von der Verwaltung erfahren, die Gebäudewirtschaft der Stadt sei aufgrund erheblichen Personalmangels nicht in der Lage, "ausreichend und in angemessener Zeit Schulraum zu bauen". Die Schulbaumaßnahme in Porz-Mitte könne nach aktuellem Stand frühestens in etwa acht bis zehn Jahren verwirklicht werden.

Im Sommer 2017 teilte die Verwaltung mit, der von CDU und Grünen in der Bezirksvertretung präferierte Umzug von Grund- und Musikschule auf ein Gelände neben dem Jugendzentrum Glashütte komme nach derzeitigen Überlegungen nicht in Betracht, unter anderem, weil der Platz nicht reiche. Zudem zähle der Wille der Bürger, die sich "im Beteiligungsprozess für eine langfristige Sicherung und Weiterentwicklung" am jetzigen Standort ausgesprochen haben.

Die Grundschule Hauptstraße solle künftig Teil eines Bildungs-, Kultur- und Wohncampus' für das Porzer Zentrum sein, teilte die Stadt mit. Der Abbruch und Neubau von Schulgebäude und Sporthalle sowie die Sanierung und Erweiterung der Musikschule sollen laut Verwaltung Teil des Entwurfskonzepts für einen solchen Campus sein. Ein Architektur- und Stadtplanungsbüro erarbeite den Entwurf im Rahmen einer Machbarkeitsstudie. Der Entwicklungsprozess für den Campus solle im Jahr 2019 abgeschlossen werden. In die Entwurfsplanung mit einbezogen werden solle auch das südliche Grundstück des Berufskollegs.

Die Schulpflegschaft will nach den Osterferien mit Kindern, Lehrern, Eltern und Unterstützung vors Porzer Rathaus ziehen und dem dringenden Wunsch nach einem Neubau am bisherigen Standort Nachdruck verleihen. "Da wissen wir auch die Musikschule an unserer Seite", sagt Oulad Aissa. Am Donnerstag, 12. April, 13.30 Uhr, geht ein Protestzug von der Schule zum Rathaus. Für den 19. April ist eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der Grundschule in der Turnhalle Josefstraße geplant.

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