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Innatura SachspendenWas macht man eigentlich mit 47.000 Kondom-Adventskalendern?

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Geschäftsführerin Juliane Kronen in der Lagerhalle in Westhoven

Geschäftsführerin Juliane Kronen in der Lagerhalle in Westhoven

  • In Deutschland werden jährlich fabrikneue Waren im Wert von rund sieben Milliarden Euro vernichtet.
  • Innatura will dem Wegwerf-Trend entgegenwirken.
  • Das Unternehmen sammelt Sachspenden von Unternehmen auf der ganzen Welt und vermittelt diese an gemeinnützige Organisationen.

Porz-Westhoven – In der Lagerhalle im Stadtteil Westhoven stapeln sich auf 600 Quadratmetern kistenweise fabrikneue Sportschuhe, Waschmittel, Spielsachen und Küchengeräte. Das Besondere: Alle Waren, die hier lagern, wären wegen kleiner Fehler oder Überproduktion eigentlich weggeworfen worden.

Das Unternehmen Innatura sammelt fabrikneue Sachspenden von Unternehmen auf der ganzen Welt ein und vermittelt diese an gemeinnützige Organisationen und Vereine. Letztere können die Waren über eine Online-Plattform ordern und zahlen dafür nur eine Vermittlungsgebühr, die zwischen fünf und 20 Prozent des Produkt-Marktwertes liegt. „Die Organisationen sparen so Geld ein, das ihrer eigentlichen Arbeit zugutekommen kann“, sagt Geschäftsführerin Juliane Kronen.

Großes Lager in Porz-Westhoven

Im April dieses Jahres ist Innatura aus dem benachbarten Troisdorf-Spich in ein größeres Lager in Porz-Westhoven umgezogen. Elf Mitarbeiter sammeln und katalogisieren mittlerweile die Produkte, die sonst auf dem Müll gelandet wären. Alleine in Deutschland werden jährlich fabrikneue Waren im Wert von rund sieben Milliarden Euro vernichtet. Durch die Arbeit von Innatura konnten soziale Organisationen in den vergangenen drei Jahren mehr als vier Millionen Euro einsparen.

Für ihre Arbeit wurde Innatura als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Inzwischen gehören mehr als 25 Großspender wie das Unternehmen Beiersdorf, die Drogeriemarktkette DM oder der Onlinehändler Amazon zu regelmäßigen Unterstützern. Mehr als 1.000 Produkte hat Innatura mittlerweile im Sortiment. „Die lustigste Spende bisher waren 47.000 Kondom-Adventskalender“, sagt Kronen. Die seien dann an verschiedene Aids-Hilfen verteilt worden.

Wegwerfen wäre billiger

Rund 2.000 Organisationen haben bereits bei Innatura bestellt. Viele Flüchtlingshilfen und Wohneinrichtungen decken sich so mit Artikeln des täglichen Bedarfs ein. Auch Projekte im Ausland werden unterstützt, etwa mit Windeln für Waisenkinder, Sonnenbrillen zur Vorbeugung von Augenkrankheiten oder Akkuschrauber-Sets für Lehrwerkstätten. „So machen wir aus Entsorgungsproblemen Problemlösungen“, freut sich Kronen.

Es ärgert sie, dass es in Deutschland für Firmen billiger ist, Waren zu entsorgen, als zu spenden. Sachspenden sind nicht von der Umsatzsteuer befreit und können in den Computersystemen der Unternehmen oft nicht erfasst werden. Das zu ändern, ist Juliane Kronens Vorsatz für die nächsten Jahre.

Die Innatura gGmbH ist gemeinnützig und betreibt Deutschlands erste Plattform, die fabrikneue Sachspenden an gemeinnützige Organisationen vermittelt. Infos im Internet, Kontakt per E-Mail an team@innatura.org

www.innatura.org

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