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Interview mit Peter ScharfeAlexianer-Krankenhaus besteht seit 100 Jahren

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Peter Scharfe vor dem Alexianer-Krankenhaus

  • Seit 100 Jahren gibt es das Alexianer-Krankenhaus in Ensen-Westhoven – Peter Scharfe ist dort der Geschäftsführer

Ensen-Westhoven – Benannt nach ihrem Schutzheiligen Alexius von Edessa sind die Alexianer eine katholische Ordensgemeinschaft für Laienbrüder in der Krankenpflege. Im Ensener Teil des Doppelortes Ensen-Westhoven betreibt die Stiftung der Brüderschaft das Alexianer-Krankenhaus, das dort auf eine mehr als hundertjährige traditionsreiche Geschichte und reiche Erfahrungen im Bereich der Behindertenhilfe zurückblickt. Heute ist die Einrichtung in vielen Angeboten für psychisch kranke Menschen sowie für pflegebedürftige Patienten tätig. Sie unterhält zudem ein Hospiz und eine Kindertagesstätte. Peter Scharfe ist seit 2001 Geschäftsführer der Alexianer Köln GmbH.

Herr Scharfe, Sie arbeiten in einer wunderschönen Anlage. Was geschieht dort alles?

In der Tat ist das hier ein imposantes Gebäude. Ab 1904 errichteten die Alexianerbrüder auf dem ehemaligen Landgut „Rotes Haus“ ein Kloster im Baustil des Bergischen Barock mit angeschlossener Heilanstalt für gemütskranke und geistig behinderte Männer. Die Brüder wollten, dass diese Menschen dauerhaft gefahrlos und gut betreut in ruhiger Umgebung leben. Damals war Westhoven noch ein kleines Dorf am Rhein. Und das Alexianer-Areal war selbst wie ein kleines Dorf, das sich eigenständig versorgen konnte, mit Ställen und eigenem Metzger, einem Bäcker und Landwirtschaft. Arbeit spielte im Verständnis der Brüder stets eine therapeutische Rolle. Das war damals sehr innovativ. Heute unterstützen wir in unserem psychiatrischen Fachkrankenhaus, unseren Pflegeeinrichtungen, Wohngruppen und Werkstätten auf vielfache Weise psychisch kranke, aber gleichfalls pflegebedürftige jüngere und ältere Menschen. Aus dem einstigen Landwirtschaftsbetrieb ist außerdem eine beliebte Gärtnerei mit eigener Produktion erwachsen.

Das Alexianer-Fachkrankenhaus betreibt heute eine Notaufnahme.

Ja, eine Notaufnahme gehört zu unserem Fachkrankenhaus. Wir haben knapp 189 Behandlungsplätze, davon sind 150 stationär und 39 für die Tagesklinik. Hier werden alle psychischen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie, Angstzustände oder Suchterkrankungen behandelt. Das sind im Jahr etwa 3000 Fälle. Natürlich werden in unserem Hause psychiatrische Notfälle ebenfalls rund um die Uhr versorgt.

Beraten, behandeln, begleiten: So ließe sich die Philosophie beschreiben. Gilt das für Jung und Alt?

Selbstverständlich. Pflegebedürftigkeit zum Beispiel kann jeden Menschen treffen, unabhängig vom Lebensalter. Fast 50 Prozent der Bewohner unserer Pflegeeinrichtungen sind junge Menschen, die unter anderem Opfer eines schweren Unfalls wurden oder einen Schlaganfall erlitten haben. Sie benötigen therapeutische Ansätze und ein Umfeld, das sich von dem hochbetagter und pflegebedürftiger Menschen unterscheidet. Wir haben darum mehrere Einrichtungen speziell dafür konzipiert. Für die psychiatrische Versorgung bei Alterserkrankungen wie Demenz bieten wir Senioren spezielle Konzepte, selbst dann, wenn der Verbleib in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich ist. Für die Tagesgestaltung halten wir ebenso zahlreiche Möglichkeiten vor. Bei längerfristigem Unterstützungsbedarf bieten wir an, in unseren Wohngruppen oder aber betreut weiterhin in der eigenen Wohnung zu leben. Menschen mit einer psychischen Behinderung können bei uns außerdem unter dem Dach der Alexianer-Werkstätten arbeiten ebenso wie auf Inklusionsarbeitsplätzen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Unsere circa 1000 Mitarbeiter – nicht nur in Ensen-Westhoven – versuchen stets, bedarfsorientiert zu helfen.

Wie sind Sie und die hier lebenden Menschen ins Viertel eingebunden?

Da wir schon 100 Jahre am Ort sind, sind wir mit dem Veedel eng verwoben. Die Alexianer gehören dazu, leben intensive Nachbarschaft mit Bürgervereinen, während des Karnevals, mit Festen, Märkten und vielen Informationsveranstaltungen für Schulen, Jugendeinrichtungen und Seniorenclubs. Und alles mit der Kompetenz und Leidenschaft, mit der sich die Alexianerbrüder seit 800 Jahren in den Dienst der Menschen stellen.

STECKBRIEF

Das mag ich an Ensen-Westhoven:

Die großen Trümpfe sind natürlich die Lage direkt am Rhein und seine charmanten und offenen Menschen. Das ist verbesserungswürdig:

Aus Sicht der Alexianer fehlen in diesem Stadtteil wie überall Grundstücke, die wir für innovative Wohnkonzepte suchen. Mein Lieblingsort in Ensen-Westhoven:

Beim richtigen Wetter natürlich am Rhein – nur wissen das leider auch viele andere …

Zur Person:

Peter Scharfe, geboren 1967 im Sauerland, ist seit 1994 bei den Alexianern in Porz tätig. Seit dem Jahr 2001 verantwortet er als Geschäftsführer das Krankenhaus, die Wohnangebote und die Pflegeeinrichtungen. Der Volks- und Betriebswirt ist verheiratet und lebt im Bergischen Land.

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